Herr Oac, wie geht es Ihnen, wie lief die Tour bisher?
Tino Oac: Mir geht es wieder gut. Die Konzerte liefen bisher auch richtig super.
Wie haben sich die Neuen geschlagen?
Oac: Vom Gefühl her kann man gar nicht sagen, dass die neu sind. Edward (Maclean, Bassist) und Jonny (König, Schlagzeuger), aber zum größten Teil auch Dominic (Sanz, Sänger) waren ja schon bei den Sommer-Festivals dabei. Die sind mittlerweile so integriert, ich könnte mir das gar nicht mehr anders vorstellen - vor allem Edward, der bei den Live-Geschichten auch unser musikalischer Direktor (MD) ist.
Gibt es Unterschiede zum Vorgänger Michael Herberger?
Oac: Da gibt es kein besser oder schlechter . . .
Aber vielleicht ein anders . . . man merkt zum Beispiel, dass Maclean auch Jazz spielt.
Oac: Es gibt bestimmte Aufgaben, um die sich ein MD kümmern muss - die machen beide gleich gut. Dass er Jazz macht, hat man im Studio gemerkt: Er ist extrem breit aufgestellt und spürt genau, was ein Stück gerade braucht. Edward ist als MD sehr straight, streng, kann auch laut sein, wenn Ruhe in die 13 Leute gebracht werden muss.
Und Drummer Jonny König?
Oac: Da war mir in zwei Minuten klar, dass er der Richtige ist. Jonny bringt etwas Modernes mit rein, hat Rock 'n' Roll im Blut, spielt sehr auf den Punkt. Der spielt drei Stunden wie ein Wahnsinniger - wie das Tier in der Muppet Show. Und gleichzeitig kann er sehr filigran spielen. Die Mischung liebe ich.
Dominic Sanz spielt auf der Platte ein wenig die Rolle des jugendlichen Liebhabers, hat in Frankfurt live aber auch schwer gerockt. Lag das nur daran, weil er Sie dabei vertreten musste?
Oac: Nein, Dominic ist einer der talentiertesten Sänger, die ich kenne. Deshalb wollte ich ihn unbedingt in der Band haben. Gerade live ist es super, wenn ein Typ wie Dominic neben dir steht. Er ist 22, dafür ist er richtig weit, gefestigt und passt super in die Truppe.
Sie haben bei der Plattenproduktion die Rolle von Herberger als Produzent der Söhne Mannheims übernommen, singen auf "ElyZion"in etwa so viel wie früher Xavier Naidoo. Fällt es leicht, live jetzt wieder ins Glied zu rücken? Sind Sie vielleicht sogar froh?
Oac: Gute Frage, in erster Linie muss man sagen: Das sind ganz verschiedene Baustellen. Studio und live kann man nur schwer vergleichen. Einerseits bin ich gern an der Front, auf der anderen Seite ist es auch schön, einfach mit 13 Leuten unterwegs zu sein und gewisse Dinge zu teilen.
Konkretisieren Sie bitte mal den Unterschied?
Oac: Es ist schon so, dass man im Studio viel allein entscheiden muss. Aber im Endeffekt drehen sich dabei die Gedanken immer um die Band und das Endresultat der 13 Leute. Also die Fragen: Wie soll die Platte klingen? Was soll der Hörer dabei fühlen? Da ist es schon so, dass ich mich nicht nur auf mich allein verlasse. Sondern wir sitzen auch zusammen, hören uns die Sachen an und entscheiden gemeinsam, in welche Richtung es geht. Ich bin kein Diktator, der komplett allein entscheidet.
Die Söhne leben ja recht weit verstreut. Ich kann mir vorstellen, man bekommt nicht immer alle an den Tisch . . .
Oac: Doch! Das ist ja unsere Aufgabe und kein Hobby. Wenn's was Wichtiges zu bereden gibt, kommen die Jungs natürlich ins Studio nach Bruchsal.
Wie schwierig war es, sich auf einen neuen Sound zu einigen - immerhin steht die Band von Anbeginn immer zwischen Mucker-Rock und perfekter Pop-Show . . .
Oac: Wir haben da keine Strategie. Was man auf der Platte hört und auf der Bühne sieht, ist ganz natürlich. Dass es da verschiedene Fraktionen gäbe, wird eher von außen reingetragen. Wir sind eine Band, die im Idealfall in den Charts funktioniert - und auf der Bühne als Rock-'n'-Roll-Band. Das eine schließt das andere nicht aus.
Der Mittelweg ist Ihnen auf "ElyZion" gut gelungen. Den alten Fans kann es gefallen, gleichzeitig klopfen Sie dezent an ein paar Türen Richtung Rock, Folk oder Coldplay-Hymnen. War das Absicht, oder passiert das einfach, während man das Material zusammenschraubt?
Oac: Das ist die Band. Wir leben das momentan, sind ja nicht zusammengecastet, sondern machen seit 15 Jahren zusammen Musik. Es ist auch spannend, zu verfolgen, wie die Fans es annehmen. Dabei zeichnet sich ein Konsens ab: nämlich, dass die Platte mehr nach live klingt als die zuvor. Und die Bandbreite an Stilen und Charakteren aufzeigt, die die Söhne ausmachen. Da habe ich als Produzent gar nicht so viel dazu beigetragen. Das ist Söhne Mannheims pur!
Apropos Charts: Drei der sechs Söhne-Alben bisher gingen auf Platz 1, Rang 4 war das Minimum. Jetzt sind Sie ohne das Zugpferd Naidoo in dieser Woche mit "ElyZion" auf Platz 9 gelandet - zufrieden?
Oac: Das ist doch super! Ich hab' mit gar nichts gerechnet. Das ist auch schwer einzuschätzen. Wir wissen, auf welchem Weg wir uns befinden. Von daher sind wir erst mal glücklich, dass wir ein Album aufgenommen haben, das wir wirklich lieben.
Haben Sie bei der nächsten Platte wieder den Hut auf?
Oac: Das wissen wir noch nicht.
Hätten Sie denn nochmal Lust?
Oac: Ja, natürlich!
Wie gehen Sie als Sänger mit Vergleichen mit Xavier Naidoo um?
Oac: Das kann man gar nicht vergleichen! Und wenn es Leute tun, liegt das nicht in meiner Hand. Aber das ist nichts, was in meinem Kopf eine Rolle spielt.
Was wird in Mannheim auf der Setlist stehen?
Oac: Das ist ein guter Mix, der richtig gut funktioniert. Aus alten, ich benutze das Wort nicht gern: Hits und neuen Songs.
Die Söhne haben lange gebraucht, sich neu zu orientieren und eine Hierarchie auszubilden. Würden Sie sich freuen, wenn 2015 Herberger und Naidoo auf der Matte stünden und alles wieder auf Null stellen wollten?
Oac: Das kommt drauf an: Wenn genügend Zeit wäre, das vernünftig zu planen: dann natürlich. Wenn es eine eher spontane Geschichte wäre, würde es eher schwierig. Das ist ja ganz normal. Söhne Mannheims soll immer ein offenes Kollektiv bleiben. Und wenn die Jungs, die die Söhne gegründet haben, eine Söhne-Mannheims-Platte machen wollen, dann bin ich der erste Supporter der Idee.
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