Gespräch

Tim Bendzko: Arbeitsreicher Zwischenstopp mit dem Wohnmobil in Mannheim

Der Berliner Deutsch-Popsänger macht auf seiner Interview-Tournee zum neuen Album „April“ Station im Media Park des „Mannheimer Morgen“

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Ist gar kein Camper, nutzt aber beruflich gern den Wohnwagen als rollendes Schlafzimmer und Büro: Tim Bendzko. © Jörg-Peter Klotz

Mannheim. Dass ein Popstar seine Interview-Tournee zu einem neuen Album im Wohnmobil bestreitet, ist eher ungewöhnlich. Es hat aber seine Vorteile, wie Tim Bendzko im Gespräch mit dieser Redaktion im Media Park des „Mannheimer Morgen“ erklärt – und dass, obwohl er überhaupt kein begeisterter Camper ist: „Ich kam eher aus praktischen Gründen auf die Idee“, sagt er während er an seinem kleinen Schreibtisch vor dem Notebook sitzt.

Interview-Marathon in Wohlgelegen

Ein rollendes Büro? „Eher ein rollendes Schlafzimmer. Das mit dem Büro ist ein positiver Nebeneffekt. Ich schlafe einfach in Hotels die erste Nacht superschlecht – und bin meistens aber nur eine Nacht da.“ Also sei er schon vor zwei Jahren auf die Idee gekommen, das eigene Bett einfach mitzunehmen. „Bis jetzt rentiert es sich ganz doll, weil ich gerade unendlich viel zu tun habe.“ Das glaubt man ihm gern, obwohl der 37-Jährige ein entspannter und um keine Antwort verlegener Interviewpartner ist.

Dabei hat er an diesem Freitag schon die ebenfalls im Media Park ansässigen Privatsender „Radio Regenbogen“ und RPR mit O-Tönen versorgt. Davor ging der Tag in Offenbach los und führte den Berliner über den Hessischen Rundfunk und „FFH“ in Frankfurt nach Mannheim. Hier offenbart ihm sein Mitarbeiter am Ende unseres Gesprächs, dass noch ein Phoner, ein Telefon-Interview, zu absolvieren sei.

Fortsetzung des Hits "Nur noch kurz die Welt retten"

Bendzko nimmt’s gelassen. Und beantwortet auch unangenehme Fragen offen und klar. Klar ist ihm zum Beispiel: Gemessen am oft zitierten Titel seines ersten Hits „Nur noch kurz die Welt retten“ (2011) ist ein Wohnmobil kein ideales Fortbewegungsmittel. „Tatsächlich gibt es in der Größe kaum solche Kastenwägen mit Elektroantrieb. Und in unserem steckt ein halbes Haus – mit entsprechendem Gewicht. Da müsste man wahrscheinlich alle 100 Kilometer laden, das wäre ein bisschen doof.“ Nachvollziehbar bei diesem Pensum.

Lied zum Klimaschutz

Privat fahre er ein Elektroauto und versuche im Rahmen seiner Möglichkeiten, sich ökologisch vernünftig zu verhalten. „Ich komme ja in ein Alter, in dem einem die Jugendlichen die Schuld geben.“ Etwa beim Thema Klimawandel. Im Lied „Wer rettet die Welt für mich“, einer Art Fortsetzung seines Debüt-Hits, stellt er selbst unangenehme Fragen an die Leute, die im Konsumrausch die damit verbundenen Probleme verdrängen: „Uns steht das Wasser bis zum Hals / Ist dir das nicht aufgefallen?“ Mehr kann ein Sänger kaum tun, der bislang nicht primär als Politbarde aufgefallen ist.

Neues Album erscheint am 31. März

„April“ – kein Scherz – erscheint am 31. März. Die 15 Songs des fünften Bendzko-Albums knüpfen meist nahtlos an die Ohrwurmqualitäten seiner Hits wie „Keine Masch “ (2016) oder „Hoch“ (2019) an. Dabei wechseln sich clubbige Sounds mit reduzierten Balladen ab. Vielfalt ist Trumpf, auch gesanglich. Vor allem geht das Werk mit dem an Peter Fox erinnernden „April“ und dem munteren „Du Du Du“ erstmal mächtig nach vorn. Nach der bleiernen Zeit voller Pandemie- und Kriegsschlagzeilen „geht es mir um dieses Neustart-Gefühl und Aufbruchstimmung.“ Das funktioniert mindestens so gut wie das Wohnmobil.

Tourneestopp am 12. Oktober in Heidelberg

Auf der gleichnamigen Club-Tour spielt Tim Bendzo am 12. Oktober in der Heidelberger Halle02. Karten: eventim.de (49,95 Euro plus Gebühren).

 

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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