Die Kandidatin
- Lilli Leirich wurde 1989 in Russland geboren und kam 1991 mit ihren Eltern und ihrer großen Schwester nach Deutschland, wo sie in Simmern im Hunsrück aufgewachsen ist.
- Nach ihrem Bachelor- und Master-Studium an der Universität Siegen hat die Unternehmerin ihre Promotion in Wirtschaftswissenschaften über die Unterstützungslandschaft für Social Entrepreneurships geschrieben.
- Derzeit ist sie Geschäftsführerin des S-HUB in Mannheim, das sich mit Beratung und Projektbegleitung für Start-ups, Organisationen und Unternehmen beschäftigt.
- Sie lebt mit ihrem Hund Lev in Bad-Dürkheim.
Bad Dürkheim. „Ich möchte die erste Miss Germany mit Doktortitel werden“. Die 33-Jährige ist eine echte Powerfrau. Lilli Leirich aus Bad Dürkheim unterstützt zahlreiche Gründer, hält Vorträge über soziales Unternehmertum, ist selbst Geschäftsführerin von drei Start-ups und eigentlich so gar keine typische Kandidatin für eine „Miss Germany“-Wahl.
Doch nun möchte sie sich den Titel der „Miss Germany“ 2023 holen. Im März 2023 wird es ernst. Dabei war ihre Teilnahme an der Wahl alles andere als geplant. Durch eine Instagram-Werbung ist die gebürtige Russin auf „Miss Germany“ aufmerksam geworden. „Ich hatte diesen Wettbewerb nie im Sinn und wusste auch gar nicht so genau, was es damit auf sich hat, außer dem typischen Laufsteglaufen im Bikini. Aber das ist es eben nicht mehr.“
Bekennende Feministin
Die Neuausrichtung der „Miss-Germany“-Wahl seit 2019 passt zu ihren Visionen, wie sie im Gespräch berichtet: „Bei ,Miss Germany’ dürfen sich Frauen bewerben, die bereits etwas erreicht haben, das noch weiter verbreiten und sich mit anderen Gleichgesinnten zusammentun wollen.“ Obwohl das Bild einer Miss-Wahl in der Öffentlichkeit immer noch durch Vorurteile geprägt ist, passt der „Miss Germany“-Wettbewerb für die Unternehmerin perfekt zum modernen Feminismus. „,Miss Germany’ steht seit 2019 für genau das. Es ist eigentlich im Grunde nicht mehr der typische Schönheitswettbewerb, auch wenn wir manchmal in der Maske sitzen und uns zurecht machen. Es ist viel mehr. Eigentlich liegt das Augenmerk ausschließlich auf der Persönlichkeit, dem Engagement, das man als Frau in diesem Wettbewerb zeigt. Insofern stellt sich gar nicht die Frage, ob das zusammenpasst, sondern wie gut ich diesen Hebel nutze, um das, was ich tue, kommunizieren zu können.“
Auch dass es bei Misswahlen um Äußerlichkeiten geht, ist der Wahl-Pfälzerin durchaus bewusst. „Aber der Punkt ist, dass man sich bei ,Miss Germany’ aussuchen kann, wie man gerne sein möchte. Das Ganze ist auch überhaupt kein Frauen-Thema. Auch Männer versuchen, sich so darzustellen, wie sie das möchten. Man hat mich nicht manipulieren wollen, was ich tragen soll und wie ich mich schminken soll. Es geht darum, wer wir selbst sind. Das zeigt sich natürlich auch optisch.“
Die bekennende Feministin ist sich dabei ihrer Verantwortung als junge, erfolgreiche Frau in der Öffentlichkeit durchaus bewusst: „Wie ich mich anderen gegenüber öffne, vor allem jungen Frauen, ist das Ausschlaggebende.“ Dafür möchte Lilli Leirich die Wahl auch vor allem nutzen, wie sie dieser Redaktion erzählt: „Ich möchte mit meiner Wahl, der Teilnahme und der Reichweite, die ich generiere, vermitteln, wie wichtig, wertvoll und fruchtbar es ist, dass wir uns alle durchmischen und Brücken schlagen. Dass wir keine Angst haben sollen, aufeinander zuzugehen, sondern voneinander zu lernen und Dinge zu hinterfragen.“
Preisgeld in Höhe von 25 000 Euro zu gewinnen
Das möchte Lilli Leirich auch für sich aus dem Wettbewerb mitnehmen. Schon beim ersten Zusammentreffen mit den anderen Kandidatinnen konnte die Gründerin einiges entdecken. „Ich habe in Hamburg bereits 19 der 79 Mitbewerberinnen kennengelernt und schon sehr viel gelernt. Diese Herausforderung ist mit ganz viel Lerneffekten für mich verbunden.“
Auch das Motto der Wahl - Female Empowerment (weibliche Emanzipation) - zeigt die Veränderung des Wettbewerbs für die Kandidatin deutlich, denn nach eigenen Aussagen lebt sie die Unterstützung von Frauen tagtäglich. „Ich bin großgeworden in einer Zeit, in der man als Frau noch in Rollen gesteckt wurde. Da ist es einfach notwendig, mit gewissen Methoden zu arbeiten, um allen Geschlechtern die gleiche Wertschätzung zu geben und Frauen auch ein wenig mehr zu pushen.“
Daneben möchte sie auch ihre beruflichen Visionen mit dem Wettbewerb weiter vorantreiben: „Ich erhoffe mir daraus natürlich auch am Ende den einen oder anderen Auftrag. Es gibt ein Preisgeld in Höhe von 25 000 Euro, das ich wiederum in meine Projekte investieren kann.“ Bis es allerdings so weit ist, muss die 33-Jährige noch einige Hürden überwinden.
Miss Germany wird im März gekürt
Vor wenigen Tagen konnte sich Leirich bereits für die Top 40 qualifizieren. Im November geht es dann für die Kandidatinnen zur „Network Experience“. Dort stellt jede Teilnehmerin ihre Geschäftsidee vor. Am „Personality Camp“ im Januar 2023 dürfen die 20 Kandidatinnen teilnehmen, die ihre Ideen am überzeugendsten verkaufen konnten. Die zehn aussichtsreichsten Kandidatinnen ziehen dann ins Finale ein. Die Siegerin und neue „Miss Germany“ wird am 4. März 2023 im Europa-Park in Rust gekürt.
Diese „Miss Germany“-Wahl qualifiziert die Gewinnerin nicht für weiterführende Wettbewerbe, wie beispielsweise Miss World. Diese werden vom MGO Komitee Miss Deutschland vergeben.
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