Mannheim. Noch mal schnell den Mars umgestalten, bevor die Touristenmassen kommen? Mit dem Strategiespiel Terraforming Mars vom Schwerkraftverlag ginge das. Das Spiel ist kein taktisches Leichtgewicht. Sonst wäre es ja auch im parallelen Leichtkraftverlag veröffentlicht worden. Aber einen ganzen Planeten umzubauen ist ja auch keine leichte Aufgabe.
Zwei bis vier Personen, die sich dieser Aufgabe stellen, haben dabei etwa 120 Minuten Spaß bei tendenziell taktischer Tiefe.
Spielatmosphärisch endet das Spiel, wenn neun Ozeane gebaut wurden, mit 14 Prozent Sauerstoff zum Atmen vorhanden ist und es mit acht Grad Celsius warm genug ist, um auf dem Mars dauerhaft zu leben. Erkennbar für alle wird das auf drei Fortschrittsleisten abgetragen und jeder, der dazu beiträgt, erhöht seinen Terraformwert, der wiederum das Grundeinkommen pro Runde erhöht. Gewonnen hat, wer am Ende den höchsten Terraforming-Wert hat, also zur Besiedelbarmachung des Planeten am Meisten beigetragen hat.
Der Sauerstoffgehalt muss stimmen
Wie kommen wir nun vom lebensfeindlichen Ur-Mars dorthin? Jeder spielt einen Startkonzern, der bestimmte Fähigkeiten hat und dadurch einige Werte verbessert oder mehr Startkapital bereitstellt.
Jeder Konzernlenker und jede Konzernlenkerin baut nun Projekte, die nach und nach obige Veränderungen mit sich bringen. Diese Projekte kommen in Form von Karten daher, von denen jede Runde vier verteilt werden. Wenn ich eine Karte behalten will, muss ich sie erst einmal pauschal bezahlen. Wenn ich sie ausspielen, also das Projekt umsetzen will, benötige ich eventuell gegebene Randbedingungen und muss nochmals Geld in die Hand nehmen. Hat niemand behauptet, dass Terraforming günstig ist.
Beispiel für das Projekt 'Kuppelstadt': Kann nur gespielt werden, wenn Sauerstoffgehalt bereits mindestens 9 Prozent beträgt. Platziere ein Stadtplättchen auf dem Spielplan, senke Deine Energieproduktion um eins. Erhöhe Deine regelmäßige Geldeinnahme um 3 Einheiten.
Darüber hinaus gibt es auch Karten mit einmaligen Ereignissen, was halt so im Weltraum passieren kann. Beispiel 'Asteroideneinschlag': Erhöhe die Temperatur um zwei Grad. Erhalte zwei Titan. Entferne zwei Pflanzen eines anderen Spielers.
Bau einer Stadt oder Grünfläche möglich
Terraforming Mars spielt sich dabei zunächst einmal recht solitär: Jeder legt reihum seine Karten für sich aus und folgt dem Kartentext. Aber man sollte dabei schon ab und zu mal bei den Nachbarn schauen, was dort so geplant sein könnte – um selbigen zuvor zu kommen, ihnen etwas zu verbauen oder eine Wertung wegzunehmen. Apropos Wertungen: Für Extrapunkte gibt es fünf davon, die ich gewinne, wenn ich sie als erster erfülle und beanspruche/bezahle. Und es gibt fünf Schlusswertungen, bei denen man womöglich doch leer ausgeht, wenn ein Mitspielender am Spielende in der jeweiligen Kategorie doch noch besser ist (beispielsweise das meiste Einkommen, oder die höchste Rohstoffproduktion).
Das Auslegen einer neuen Karte (=Umsetzen eines neuen Projektes) spielt häufig mit bereits ausliegenden Karten zusammen – wenn ich denn auch etwas Zugglück habe. Ein Projekt kann dabei auch den Bau einer Stadt, eines Ozeans oder einer Grünfläche auf der Marsoberfläche ermöglichen. Letzteres wird dann jeweils durch das Auslegen eines entsprechendes Plättchen auf dem Spielplan und dem Beanspruchen eines Markers in Spielerfarbe markiert. Denn auch hier wird es allmählich eng, und man kann seinen Mitspielenden antizipativ Bauplätze wegnehmen.
Erweiterungen vorhanden
Ja, das liest sich jetzt erst mal recht komplex. Ist es auch. Im positiven Sinn. Denn es gibt viele Siegstrategien. Wie man spielt, hängt etwas vom Startkonzern, häufig von den gezogenen Karten und natürlich auch von den Mitspielenden ab. Um die Glückskomponente beim Kartenziehen zu verändern, sei der Draft-Modus anempfohlen: Vier ziehen, eine behalten, drei an den Nachbarn weitergeben. Wiederholen.
Aber es ist eines dieser Spiele, bei denen die meisten nach zwei Stunden Spielzeit sagen: Ok, beim nächsten Mal mache ich aber dieses oder jenes besser oder versuche mal eine andere Taktik.
Und es gibt meist niemanden, der auf die Frage: „Was spielen wir denn heute?“ beim Vorschlag 'Terraforming Mars' mit „Nein, geht gar nicht“ reagiert. Mehr kann sich ein Spiel doch nicht wünschen, oder?
Nicht überraschend für ein Spiel dieser Größenordnung und Beliebtheit gibt es diverse Erweiterungen mit weiteren Karten/Projekten, neuen Spielplänen, erweiterten Regeln, 3D-Material etc. https://schwerkraft-verlag.de/schwerkraft/terraforming-mars/terraforming-mars
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