Kaum etwas ist im Sommer schöner, als auf der Terrasse zu sitzen und die Sonne zu genießen. Am besten mit einem Stück Obstuchen. „Was für eine erholsame Ruhe“, denke ich noch. Da macht sich auch schon mit einem „Ssssssssssm“ eine Wespe bemerkbar und setzt sich auf meinen Teller. Eigentlich freue ich mich über die vielen Insekten in unserem Garten. Doch auf meinem Kuchen? Alles hat seine Grenzen. . .
Zumal, wenn die Kinder mit am Tisch sind. Die reagieren beim Anflug von Wespen leicht panisch – und dann wird die Situation anstrengend. Doch warum haben wir es gerade momentan verstärkt mit Wespen zu tun und welche Tricks gibt es, um die Tiere fernzuhalten? Ich frage bei Katharina Schneeberg am Pfalzmuseum für Naturkunde in Bad Dürkheim nach.
Die Autorin
Daniela Hoffmann ist seit 2001 Redakteurin beim „Mannheimer Morgen“ und lebt in der Pfalz auf einem ehemaligen Winzerhof. Dort ist Gärtnern zu ihrem Hobby geworden. Von Pflanz-Experimenten und Begegnungen mit Gärtnern, Floristen, Landwirten und Naturschützern erzählt sie in ihrer Kolumne.
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Der Grund für den gehäuften Wespenbesuch ist einfach, meint die promovierte Zoologin. Es ist der Hunger. „Im Sommer wachsen die Männchen und die Jungköniginnen heran und die brauchen viel Nahrung“, erklärt sie. Also fliegen die Arbeiterinnen los, um Futter aufzutreiben.
Kuchen, Marmeladenbrot oder süße Getränke wirken dabei besonders anziehend, weil sie sehr zuckerhaltig sind. Ebenso wirkt Fleisch wie ein Magnet. Was allerdings tun, wenn man mit den Wespen gar nicht so gerne die Mahlzeit teilen mag? Freundinnen, Kollegen – so viele haben mir schon Tipps gegeben. Geholfen haben sie allerdings nicht, berichte ich ein wenig resigniert.
Katharina Schneeberg lacht: „Es stimmt halt auch nicht alles, was erzählt wird“, sagt sie. Beispielsweise richten Anti-Mücken-Sprays gar nichts gegen Wespen aus. Im Gegenteil. Die Mittel, die etwa gegen Schnaken helfen, locken Wespen wegen ihres süßlichen Geruchs geradezu an.
Auch an den Trick, eine braune Tüte aufzuhängen, die ein fremdes Wespennest imitieren soll, glaubt die Expertin nicht. „Davon habe ich noch keine Erfolgsmeldungen gehört“, berichtet Katharina Schneeberg. Außerdem hält sie es für wenig wahrscheinlich, dass sich die Insekten so täuschen lassen. „Die sehen schon, dass das kein Nest ist.“
Mein Sohn kam zuletzt mit der Idee nach Hause, dass Besprühen mit Wasser helfen könnte. Schließlich seien bei Regen eher wenig Wespen draußen zu sehen. Zum Abendessen ist er also mit einem Blumensprüher und voller Tatendrang nach draußen gekommen. Bis zum Ende der Mahlzeit war die Familie mehr oder weniger nass. Wer sich allerdings von dem feuchten Nebel aus dem Sprüher nur wenig beirren ließ, waren die Wespen. „Da müsste man schon einen länger andauernden Niederschlag simulieren“, meint Katharina Schneeberg. Doch bevor die Kinder das ausprobieren – etwa mit dem Gartenschlauch?! – , nehme ich von diesem Vorhaben auch gleich Abstand.
„Am erfolgversprechendsten ist eine Ablenkfütterung“, so die Zoologin. Dazu wird vor der eigentlichen Mahlzeit in einigem Abstand zum Tisch ein Schälchen mit Zuckerwasser aufgestellt. Hört sich für mich plausibel an, wenngleich mein Sohn den „Fun-Faktor“ dieser Methode nur mäßig findet.
Das Schälchen stelle ich dennoch auf der Terrasse. Bald kommt auch schon die erste Wespe angeflogen und macht sich über das Zuckerwasser her. Jetzt hole ich den Kuchen. An meinem Teller lässt der tierische Besuch nun tatsächlich auf sich warten. Vielleicht wird’s ja jetzt doch noch was – mit der erholsamen Ruhe im Sommer.