„Kein Wunder, dass du im Advent so viel von den grünen Blättern zum Kochen nimmst. Die Heiligen Drei Könige haben dem Jesuskind ja auch Gold, Weihrauch und Lorbeer mitgebracht . . .“ Meine Tochter und ich stehen wieder am Herd und lachen über diese alte Geschichte. Inzwischen ist sie fast ein Teenager und weiß längst, dass die drei Weisen neben Gold und Weihrauch natürlich Myrrhe und nicht Lorbeer geschenkt haben. Trotzdem kommen die würzigen Blätter bei uns auch jetzt wieder verstärkt in die Töpfe – für den Rehbraten, das Rotkraut und für Wintersuppen.
Obwohl es der Lorbeer also nicht in die Weihnachtsgeschichte geschafft hat, gehört er doch zu den biblischen Pflanzen. „Im Alten Testament kommt der Baum im ersten Buch der Könige, bei Ezechiel und Sacharja vor“, sagt Klaus Feldhinkel, dem ich von unserer Pflanzen-Verwechslung erzähle. Der Mann aus dem südhessischen Lampertheim ist nicht nur gelernter Gärtnermeister. Er interessiert sich auch kulturgeschichtlich für Gewächse, die in der Bibel vorkommen, und schreibt darüber im Kurier seiner Kirchengemeinde.
„Der Lorbeer hat immer wieder eine wichtige Rolle gespielt“, betont Klaus Feldhinkel. Zum Beispiel in der griechischen Antike. So habe das Orakel von Delphi in einem Lorbeerwäldchen gestanden, weil der Duft der Blätter belebend auf den Geist wirken sollte. „Das hat sich bestimmt positiv auf die Weissagungen dort ausgewirkt“, meint der Fachmann augenzwinkernd.
Bekannt sind natürlich auch die Lorbeerkränze der römischen Cäsaren – und das nicht nur aus den Asterix-Comics. „Bis heute ist der grüne Blätterkranz Symbol für Sieger – vor allem etwa im Sport“, erläutert der Lampertheimer.
Viele Herrscher haben sich immer wieder mit dieser Pflanze umgeben. Beispielsweise waren im deutschen Wilhelminismus Lorbeerbäumchen sehr populär und standen als schmückende Kübelpflanze fast bei jedem Auftritt des Kaisers an der Bühne.
Beliebt ist das Gehölze auch heute noch, dient zur Begrünung von Terrassen, ziert Hauseingänge oder hat seinen Platz im Kräutergarten. Das ursprünglich aus Vorderasien stammende Gewächs mag am liebsten sonnige Standorte und lockeren, humosen Boden. Es ist pflegeleicht, braucht wegen seiner robusten, lederartigen Blätter nicht allzu viel Wasser und kommt mit Trockenheit gut zurecht.
„Weil es in Zeiten des Klimawandels bei uns in der Region nicht mehr ganz so kalt wird, kann der Lorbeer ausgepflanzt hier inzwischen meist gut überwintern“, erklärt mir Klaus Feldhinkel.
Lorbeerbäumchen im Kübel sollten allerdings zum Schutz vor Frost mit Sackleinen und Fleece umwickelt und dann ans Haus gerückt werden. Wer bei Minustemperaturen sichergehen will, kann das Gehölz auch in der Garage unterbringen.
Wenn er sich im Freien unterm Jahr ausbreiten darf, wird ein Lorbeerbaum bis zu zehn Meter hoch und fünf Meter breit. Je öfter er zurückgeschnitten wird, desto buschiger wird er und umso mehr kann man von seinem leckeren Laub ernten.
„Gut für mich“, denke ich beim Abschmecken in der Küche, „denn auch die Soße könnte ein bisschen Lorbeer-Geschmack vertragen“. Wieder greife ich zu den würzigen Blättern. Hhmmm, lecker! Vielleicht hätten die Könige der Heiligen Familie doch auch ein Sträußchen Lorbeer mitbringen sollen.
Die Autorin
Daniela Hoffmann ist seit 2001 Redakteurin beim Mannheimer Morgen und lebt in der Pfalz auf einem ehemaligen Winzerhof. Dort ist Gärtnern zu ihrem Hobby geworden. Von Pflanz-Experimen-ten, Begegnungen mit Profi-Gärtnern, Floristen, Landwirten und Naturschützern erzählt sie in ihrer Kolumne.
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