Reisebericht

Frühling auf den Balearen: Mallorca blüht auf

Wenn der Winter im Norden noch auf Hochtouren läuft, ist auf den Balearen schon der Frühling angebrochen. Jetzt sprießen dort die Knospen der Mandelbäume. Unsere Autorin war mit dem Fahrrad auf Schnuppertour

Von 
Christiane Neubauer
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Ob man das Mandelaroma riechen kann? © Christiane Neubauer

Menschenleere Traumstrände, ruhige Altstadtgassen, freie Plätze in Restaurants: Wer Mallorca im Winter besucht, erlebt Momente von Exklusivität, von denen Reisende im Sommer nicht zu träumen wagen. T-Shirt-Temperaturen bereits im Februar sind keine Seltenheit. Die ideale Zeit für sportliche Aktivitäten wie eine ausgedehnte Radreise, knapp 350 Radkilometer, unterteilt in sechs Etappen mit einer Länge von jeweils bis zu 60 Kilometern.

Das erste Teilstück führt zunächst auf einem gut ausgebauten Radweg an der Promenade der Playa de Palma entlang. Nach rund 20 Kilometern liegt in der Nähe von Cala Pi die erste Attraktion: Capocorb Vell, eine der größten und bedeutendsten bronzezeitlichen Megalith-Anlagen des westlichen Mittelmeers. An diesem Vormittag ist kaum jemand auf dem Gelände, so lässt sich die Mystik dieses Ortes intensiv erleben.

Roter Klatschmohn blüht neben gelben Kronenwucherblumen 

Zahllose der für Mallorca typischen Windräder säumen den Weg zum ersten Etappenziel: Colònia de Sant Jordi. Auf den Wiesen und Feldern stehen Blumen in voller Blüte, die in Mitteleuropa frühestens im Mai zu sehen sind: Margeriten. Aber auch gelbe Kronenwucherblumen und roter Klatschmohn, also typische Sommerblüher, sind darunter. Zum Mittagessen bietet sich ein Stopp in der Bucht von Sa Ràpita an, einem kleinen Ort an der Südküste.

© Mandelblüte

Von Sa Ràpita ist es nicht weit bis zum fast weißen Sandstrand Es Trenc. Er gilt als der schönste der Insel. Es Trenc ist eingebettet in eine unter Naturschutz stehende Dünenlandschaft. Das Wasser schillert in verschiedensten Türkis-Tönen. An diesem Strandabschnitt der weitläufigen Bucht flitzen jetzt nur Wind- und Kitesurfer über die Wellen. Wieder auf der Hauptroute führt der Weg durch die Kiefernwälder, die die Bucht von Es Trenc vom Hinterland trennen. Nur wenige Kilometer, dann sind die rosa schimmernden Salzgärten von Llevant erreicht, perfekter Lebensraum für mehr als 150 Vogelarten. Mit etwas Glück kann man sogar Flamingos sehen.

Nach der Übernachtung im Fischerdorf Colònia de Sant Jordi führt die Route durch bunte Wildblumenwiesen, die das deutsche Schmuddelwetter vergessen lassen. Besonders hinreißend: Zum ersten Mal zeigen sich im großen Stil auch blühende Mandelbäume. Insgesamt gibt es auf Mallorca schätzungsweise sieben Millionen davon - eine Attraktion, die Gäste aus aller Welt anzieht.

Am Folgetag geht es vom charmanten Hafenstädtchen Porto Cristo aus weiter, knapp 60 Kilometer stehen auf dem Programm. Anfangs hat die Strecke mehrere Steigungen und Abfahrten, dank der Leih-Pedelecs ist das aber kein Problem. Petra im Inselinneren bietet sich für eine längere Pause an. Häuser aus dem typischen Kalksandstein und enge Gassen dominieren das Bild. Von hier stammt der Franziskanermönch Fray Junípero Serra, der in der Neuen Welt spanische Missionsstationen gründete. Aus einer ging das heutige San Francisco hervor.

Fast ebenso berühmt wie der Mönch ist das Restaurant Can Salom. Hier schmeckt Pamboli, eine mallorquinische Spezialität, besonders gut: geröstetes Landbrot, bestrichen mit Olivenöl, Rosmarin, Knoblauch und klein geschnittenen Tomaten. Dazu werden getrockneter Schinken, Käse und grüne Oliven gereicht. Köstlich!

Von Petra führt die Route weiter über Santa Margalida bis nach C’an Picafort und damit durch eine der bezauberndsten Landschaften der Insel: fruchtbare Ebenen mit Mandel-, Orangen-, Zitronen-, Granatapfel- und Olivenbäumen. In C’an Picafort lohnt ein längerer Aufenthalt, denn von hier aus lässt sich auf einer 40 Kilometer langen Rundtour

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der Nordosten Mallorcas erkunden. Hier liegt zum Beispiel der Naturpark S’Albufera, eines der wichtigsten Feuchtgebiete der Balearen, Anlaufstelle für Zugvögel und Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Zudem ist Alcúdia einen Besuch wert. Die am besten erhaltene mittelalterliche Stadt der Insel wurde von den Römern gegründet. Antike Siedlungsreste sind bis heute erhalten und können besichtigt werden. Die wuchtige Stadtmauer ist teilweise begehbar. Von dort hat man einen fantastischen Blick über die Altstadt. Für die meisten Radlerinnen und Radler dürfte die sechste Etappe der Höhepunkt der Radreise sein. Denn an diesem Tag steht die Fahrt auf der MA-10 durch das berühmte Tramuntana-Gebirge auf dem Programm. Die MA-10 gilt als eine der schönsten Küstenstraßen Europas und zählt seit 2011 zum Unesco-Weltnaturerbe. Hinauf in die Berge führen enge Serpentinen, die sich Autos, Lastwagen und Radfahrer teilen müssen. Weil das nicht ganz ungefährlich ist, organisieren viele Veranstalter einen Transfer ab Pica. Oben angekommen, bietet sich Fornalutx für einen Lunch-Stopp an. Mit seinen engen, gewundenen Gassen, den Bruchsteinhäusern und dem Blumenschmuck vor den Hauseingängen wurde der Ort bereits zweimal zum „schönsten Dorf Spaniens“ gekürt. Nach dem Essen radelt es sich gemütlich durch duftende Orangenhaine hinab nach Port de Sóller.

Die letzte Radetappe sorgt nochmals für atemberaubende Ausblicke über das Meer. Die Straße führt über viele Kilometer direkt an der Steilküste entlang. Es gibt mehrere, auch längere Steigungen. Für die Mühsal wird man jedoch entlohnt, etwa durch das idyllische Deià.

Berühmt ist auch Valldemossa, ein Bergdorf rund 18 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, das zu den reizvollsten Orten auf Mallorca gehört. Im Winter 1838/39 froren hier der Komponist Frédéric Chopin und seine Geliebte, die Schriftstellerin George Sand, jämmerlich. Sand verarbeitete die Eindrücke dieser Reise in dem Buch „Ein Winter auf Mallorca“, das heute zur Weltliteratur zählt.

An diesem Tag scheint die Sonne in Valldemossa und das Thermometer zeigt 22 Grad. Ideale Bedingungen also für das große Finale: die Abfahrt nach Palma de Mallorca. Der Fahrtwind jedoch ist eisig, sodass zum Abschluss dieser wunderbaren Radreise dann doch noch Handschuhe und Mütze aus den Satteltaschen gezupft werden. Warum auch nicht? Schließlich ist es erst Ende Februar!

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