Albertina de Peña legt Teiglinge auf ein Backblech. Die 70-jährige Kokosnussbäckerin mit den grau gekringelten Haaren wischt sich den Schweiß von der Stirn. Sie streift ihre weiße Schürze über, schlüpft in ihre Badelatschen und eilt mit dem Blech aus der kleinen Familienbackstube in den Garten.
„So habe ich meine Mutter in Erinnerung“, sagt Nelly Mercedes, die die Szene beobachtet. Nellys Mutter habe jeden Tag ungefähr 60 traditionelle Brote und Kuchen gebacken „alle aus oder mit Kokosnuss“. Nelly, die die Backstube übernommen hat, schiebt Rohlinge in einen mannshohen Ofen. Links und rechts davon lagern Kokosnussschalen zum Heizen, an den Bäumen hängen Brotfrüchte, an den Palmen Kokosnüsse. An einem Plastiktisch hinter dem Verkaufstresen spielt ihr Bruder mit Freunden Domino. Sie warten auf Kundschaft.
Nelly ist wie Albertina eine der Nachkommen Schwarzer Einwanderer, die Präsident Boyer vor rund 200 Jahren aus den USA in die heutige Dominikanische Republik anwarb. Sie beeinflussten die Kultur und die lokale Küche. Bis heute wird dies bewahrt, Rezepte von Generation zu Generation weitergegeben. Damit das so bleibt, ehrt das Dominikanische Konsortium für touristische Wettbewerbsfähigkeit seit ein paar Jahren kleine Unternehmen, die sich um Originalität und Nachhaltigkeit bemühen mit dem Qualitätssiegel Dominican Treasures. Eine Auszeichnung, die auch Nellys Bäckerei D’Vieja Pan in Santa Barbara de Samaná trägt.
Bananenplantagen und Kühe
Santa Barbara de Samaná ist ein karibisches Örtchen mit bunten Holzhäusern, zwei Kirchen, die eine schneeweiß und katholisch, die andere aus rotgrauem Wellblech und evangelisch, ein paar Shops, den sogenannten Bancas, und dem ein oder anderen Restaurant an der Hafenpromenade Malecon. Hier, auf der größten Halbinsel des Landes zwischen der Bucht von Samaná und dem Atlantischen Ozean leben die Einwohner vom Tourismus, der Landwirtschaft und der Fischerei. Endlose goldgelbe Sandstrände an der Nordküste um die Orte Las Terrenas und Las Galeras, familiäre Bananenplantagen, Yukafelder und Palmenhaine breiten sich aus, Kürbispflanzen schlingen am Straßenrand entlang, Kühe grasen auf Wiesen – ein friedliches Idyll.
Von Januar bis März wird es lebhaft. In der Bucht vor Santa Barbara de Samaná findet dann das „Schaulaufen“ der Buckelwale statt. Bis zu 2700 Männchen buhlen um rund 900 Weibchen, spucken Fontänen aus ihrem Blasloch, springen aus dem Wasser und peitschen beim Aufprall mit ihren 40 Tonnen Wellen auf. Ein Erlebnis, das viele Urlauber anlockt. Forscher geben den Tieren Namen nach der Fluke, dem individuellen Merkmal eines Buckelwals.
Auf der Heckflosse von Buckelwal Rapier sehe man noch die Wunden einer Kreuzfahrtschiffsschraube, meint Kim Beddall. Sie steuert ihr Walewatching-Boot an den Strandurlaubern auf der Trauminsel Cayo Levantado vorbei hinaus auf die äußere Bucht von Samaná. „Hier hat es glücklicherweise noch keinen gefährlichen Zusammenstoß von Wal und Schiff gegeben“, meint die 64-jährige Kanadierin – auch wenn inzwischen schon 60 Boote eine Lizenz für die Walbeobachtung hätten.
Das mag an den strikten Regeln liegen: maximal 20 Boote gleichzeitig auf dem Wasser, nur zwei Boote in einem 50-Meter-Zirkel um einen Wal und das nicht länger als 30 Minuten. Kim, die vor 37 Jahren als Tauchlehrerin kam und als die Koryphäe für Walbeobachtungen in der Region gilt, schaut auf die Stoppuhr, die um ihren Hals baumelt. „Es gibt zwar keine Kontrollen, ob die Regeln eingehalten werden, aber bislang klappt es auch weitgehend so.“
60 kleine Inseln
An den Südufern der Bucht, wo sich auf rund 1600 Quadratkilometern gewaltige Mangrovenhaine und fast 60 grün bewachsene Inselchen erstrecken, zeigt der Nationalpark Los Haitises seine ganze Pracht. Wildschweine suhlen sich im Unterholz der Inseln, Delfine springen im Wasser umher, in der Luft segeln Silberreiher, Möwen und Fregattvögel mit rotem Kehlsack. Ab und zu dümpelt ein Fischerboot auf dem Wasser, begleitet von hungrigen Pelikanen. Manche Insel ist von Sandstrand und Palmen umrahmt. Nur zehn Prozent der Inseln dürfen jedoch betreten werden.
In der Hauptstadt Santo Domingo herrscht karibisches Flair. Am zentralen Parque Colón in der Altstadt haben sich José und seine Freunde Florentino und Simon mit Waschbrett, Akkordeon und Trommel im Schatten der Bäume vor der Kathedrale niedergelassen. Die Rentnertruppe beglückt die Parkbesucher und die Gäste in den Open-Air-Cafés mit Merengue Musik. Kin-der hüpfen dazu über den Platz, der ein oder andere Erwachsene schwingt dazu die Hüfte. „Für uns ist die Musik eine schöne Begleitung“, sagt Zigarrendreher Felix. Der 38-Jährige sitzt an seinem Schneidetisch bei Coaba Cigars im Centro Comercial Colón, einem Miniatur-Wirtschaftszentrum direkt am Park. Seit mehr als 20 Jahren drehe er hier Zigarren aus dickem dominikanischem Tabak und weichem dünnem US-Tabak. „Inzwischen schaffe ich über 50 Zigarren pro Stunde“, sagt er stolz und legt das nächste Exemplar in die Presse. Trotz der bescheidenen Löhne sind die Dominikaner stolz auf ihre Republik, schließlich leben sie fast wie im Paradies.
Reise-Infos
Anreise: Zum Beispiel mit KLM/Air France ab Frankfurt über Paris nach Santo Domingo oder mit Condor über Frankfurt und San Juan.
Gruppenreisen: Zum Beispiel kann man bei Gebeco Samaná auf einer 13-tägigen Privatreise entdecken (ab 4795 Euro/Person bei 2 Personen).
Allgemeine Informationen: www.godominicanrepublic.com
Corona-Lage: Die Einreise aus Deutschland ist grundsätzlich möglich. Details unter www.auswaertiges-amt.de
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