Schneewittchen wohnte vermutlich an der Kellerwaldstraße im Ortsteil Bergfreiheit bei Bad Wildungen. Denn: In ihrem dortigem Schneewittchenhaus hat sie nach wie vor die sieben Zwerge zu Gast, aber auch ganz viele Besucher, die sich für dieses Märchen der Gebrüder Grimm interessieren – und eben auch für Schneewittchen und ihr Haus, das aus dem Jahre 1736 stammt. Bergfreiheit ist ein staatlich anerkannter Luftkurort im Kellerwald in Nordhessen und befindet sich im südwestlichen Stadtgebiet von Bad Wildungen. Das Örtchen gehört mit zur Deutschen Märchenstraße, die sich von Hanau im Kinzigtal quer durch Deutschland bis nach Bremen zu den Bremer Stadtmusikanten hinzieht. Das fällt dem Besucher sofort auf: die Schneewittchen-Skulptur mit den sieben Zwergen am Ortsende von Bergfreiheit.
Historischer Stadtkern
Nicht weit davon entfernt liegt die nächste Märchenstadt, nämlich das mittelalterliche Homberg an der Efze. Das kleine Örtchen im Waldecker Land sieht auf Anhieb sehr hübsch und gepflegt aus und bietet seinen Besuchern wunderschöne historische Fachwerkbauten mit verträumten Gassen. Mitten auf dem Marktplatz, schräg gegenüber der Kirche, befindet sich auch der Brüderchen und Schwesterchen-Brunnen. Ein Besuch lohnt sich immer, denn der Stadtkern mit seinen historischen Bauten und Befestigungsanlagen ist fast vollständig erhalten geblieben.
Bei einem Spaziergang durch die Altstadt Hombergs entdeckt man viele schöne alte Gebäude, wie zum Beispiel die aus dem 17. Jahrhundert stammende Engel-Apotheke; sie ist immerhin das größte Fachwerkhaus am Marktplatz. Der Spaziergang geht weiter und macht neugierig: Beim genauen Hinschauen fällt dem Betrachter auf, dass einige Häuser nur fünf Fenster pro Etage haben. Das hatte auch seinen Grund: Anfang des 19. Jahrhunderts wurde eine Fenstersteuer erhoben.
Reise-Infos
Anreise: mit dem Auto auf der A 5 über Frankfurt Richtung Kassel bis Gambacher Kreuz, dort auf A 45 Richtung Dortmund bis Gießen Südkreuz, wechseln auf A 485 Richtung Marburg, hinter Gießen Übergang in B 3 weiter an Marburg vorbei Richtung Kassel, hinter Cölbe der B 3 folgen bis Bad Zwesten (Achtung: Geschwindigkeitskontrollen), dort links abbiegen auf B 485 Richtung Bad Wildungen, etwa 230 Kilometer. Mit der Bahn per ICE bis Kassel-Wilhelmhöhe, dann RB bis Bad Wildungen oder über Frankfurt mit RE bis Wabern, dann RB bis Bad Wildungen, etwa dreieinhalb Stunden.
Ausflugstipps: Ganz in der Nähe liegt auch Kassel. Hier gibt es den Bergpark Wilhelmshöhe mit seinen Herkules-Wasserspielen.
Auch das ist in Homberg an der Efze interessant: In dem Fachwerkhaus „Krone“ befindet sich seit 1721 ein Gasthaus mit einer auffallenden Balken- und Dachkonstruktion. Der „weiße Hof“ gilt als ein Fachwerkbau aus der Renaissance; das gotische Haus stammt aus dem Jahre 1425 und wird damit als das älteste Wohnhaus in Homberg bezeichnet. In dieser Stadt könnten sehr gut „Brüderchen und Schwesterchen“ gelebt haben. Ein dicker Pluspunkt für die Gebrüder Grimm.
Ein weiteres Märchen der beiden Brüder heißt „Der Wolf und die sieben Geißlein“. Vermutlich soll die Geschichte in der Gegend in und um Wolfhagen im Waldecker Land gespielt haben. Dieses kleine Städtchen liegt in der Nähe von Kassel – ebenfalls an der Deutschen Märchenstraße.
Wolfhagen hat viel Natur und ein prächtiges historisches Rathaus als dreigeschossigen mächtigen Fachwerkbau zu bieten. Die Eichenbalken stammen aus dem nahen Stadtwald. Ein besonderes Schmuckstück sind die 222 Margeritenornamente in den Balkenköpfen. Auch diese Kleinstadt hat einen wunderschönen Marktplatz mit diversen Fachwerkhäusern und einer alten Wache sowie eine historische Stadtmauer mit Fachwerkturm. In der 1920 vollständig umgebauten Zehntscheune und dem ehemaligen Renthof aus dem späten 17. Jahrhundert befindet sich seit 1980 das „Regionalmuseum Wolfhager Land“. Beide Gebäude sind überwiegend mit Steinmaterial der alten Burg erbaut und im Kern des Renthofes sind der Torturm der Burg sowie ein Teil der Ringmauer enthalten.
Quellwasser mit Heilkraft
Von Wolfhagen bis Bad Wildungen ist es nur ein Katzensprung. In diesem mittelalterlichen Städtchen hielten sich öfters auch die Gebrüder Grimm auf. Denn hier lebten viele Verwandte, Bekannte und Freunde, die ihnen allerlei Neuigkeiten aus der Umgebung berichteten. Diese Geschichten wiederum bildeten die Grundsteine für ihre schönen Märchen.
Bad Wildungen, um 800 erstmals erwähnt, erhielt 1242 als „Niederwildungen“ die Stadtrechte. Schon im 14. Jahrhundert war die Heilkraft der Wildunger Quellen bekannt. Noch heute wird das Quellwasser von den Kurgästen in der historischen Wandelhalle im Kurpark gerne getrunken und wirkt unterstützend bei Nieren-, Blasen-, Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen.
Diese hübsche Fachwerkaltstadt mit ihren vielen Jugendstil- und Barockbauten sowie Kopfsteinpflaster macht den besonderen Charme von Bad Wildungen im Waldecker Ferienland aus. Einladend wirkt die Kirchplatzgasse mit ihrer schönen gotischen Stadtkirche, dem mittelalterlichen Fachwerk und den verspielten Jugendstilbauten. Der Waisenhof gilt als eines der größten viergeschossigen Fachwerkgebäude in dieser Gegend. Erbaut im 18. Jahrhundert lebten in diesem Gebäude zeitweise bis zu 33 Waisen.
Oberhalb von Bad Wildungen thront auf einem 300 Meter hohen Bergkegel das um 1704 erbaute Barockschloss Friedrichsstein. Von hier oben hat der Besucher einen herrlichen Rundblick ins Land der Gebrüder Grimm. Auch für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt.
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