Prag

Bummeln vom Bier zur Burg

Von 
Brigitte Bonder
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Morgendlicher Blick vom Hradschin aus auf das noch vom Nebel verhangene Zentrum Prags mit der Karlsbrücke und den Türmen der Teynkirche am zentralen Marktplatz "Altstädter Ring".

© Bonder

Prag. Die Goldene Stadt. Die Metropole an der Moldau steht auf der Wunschliste vieler Urlauber ganz oben. Einmal ein Porträt auf der Karlsbrücke zeichnen lassen, die größte Burganlage der Welt durchstreifen und das hochgelobte Prager Bier probieren.

Die Altstadt Prags hat sich herausgeputzt. Barock-, Gotik- und Jugendstilfassaden wechseln sich ab, die bewegte Historie der tschechischen Hauptstadt spiegelt sich in der Architektur wider. Große Teile des Zentrums stehen mittlerweile auf der Weltkulturerbe-Liste der Unesco. Ein riesiges Freilichtmuseum mit großem Shopping- und Partyangebot.

Der erste Weg führt auf den ältesten Platz Prags, den Altstädter Ring. Wo früher Gemüse, Schmuck und Vieh gehandelt wurde, werben heute Studenten für Stadtrundfahrten. Regelmäßig drängen sich Touristen vor der großen, astronomischen Uhr an der Seite des Rathausturms und warten auf die zwölf Apostel. Zu jeder vollen Stunde öffnen sich zwei unscheinbare Fenster, und die Figuren blicken auf die neugierigen Menschen hinab. Wer auf den knapp 70 Meter hohen Rathausturm steigt, hat einen guten Überblick über die Altstadt Prags.

Clubs und Kneipen

Am Abend ist es Zeit für das erste Bier. Der Gerstensaft hat in Prag eine lange Tradition, schon seit mehr als 1000 Jahren wird dort gebraut. Zahlreiche Kneipen bieten das tschechische Nationalgetränk in Kombination mit deftiger, böhmischer Küche an. Zentral und landestypisch ist das "U Fleku" in der Kremencova 11. Dort wird in rustikaler Einrichtung selbstgebrautes Schwarzbier serviert. Einheimische empfehlen eine Mischung aus hellem und dunklem Bier, den "Schnitt".

Aus dem Bierkeller geht es direkt in den Club. Besonders angesagt ist das "Duplex" direkt am Wenzelsplatz (Václavské námestí 21). Schon Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger feierte dort Geburtstag und genoss den Blick über die Dächer Prags. Seit gut zehn Jahren gibt es den Tanzturm "Karlovy Lázne" in Novothého Lávka an der Moldau. In trockengelegten römischen Becken der ehemaligen Badeanstalt wird heute auf vier Ebenen zu verschiedenen Musikstilen getanzt.

Zum Einkaufsbummel geht es ins "Museum Prag". Hinter historischen Fassaden üben böhmisches Glas, Haute Couture und ausgefallene Souvenirs magische Anziehungskräfte auf die Kreditkarte aus. Die mittlerweile europaweit bekannte Schuhkette Bata von Toms Bata aus Mähren hat in Prag ihr Stammhaus. Am Wenzelsplatz (Václavské námestí 6) gibt es die Schuhe zu immer noch günstigen Preisen. Glaskunst bietet das "Arzenal" (Valentinská 11). Künstler Borek Sipek hat schon Teile des Interieurs der Prager Burg gestaltet und entwirft in seiner Design Lounge ausgefallene Objekte. Klassische Souvenirs wie Holzspielzeug und Keramik gibt es beispielsweise bei "Ceská lidová remesla" (Mostecka 13).

Dazwischen lockt ein Stück Kuchen in tschechischer Kaffeehauskultur. Im Jugendstilcafé "Evropa" im gleichnamigen Grand Hotel werden diverse Kaffeesorten und Torten serviert (Václavské námestí 29). Den besten Ausblick bietet das "Grand Café Praha" (Staromestské námestí 22) - direkt gegenüber dem Rathaus sind die Apostel der Astronomischen Uhr stündlich zu sehen.

Nach kalorienreicher Pause ist ein wenig Bewegung angesagt. Unterhalb der Karlsbrücke gibt es am Bootsverleih "Club Lávka" Tretboote (Novotného Iávka 1). Strampelnd lässt sich Prag so aus einer anderen Perspektive erkunden. Hinter Europas prachtvollstem Brückenturm - dem Altstädter Turm - beginnt die 520 Meter lange, kopfsteingepflasterte Karlsbrücke. Bereits um kurz nach acht Uhr morgens buhlen Karikaturisten, Puppenspieler und Musiker um die ersten Zuschauer. Glück bringt der Brückenheilige Nepomuk. Wer das blank geriebene Relief unterhalb der Figur berührt, erfährt der Legende nach heilende Kräfte.

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Dann steht ein steiler Aufstieg an. Der Weg führt auf den Berg Hradschin mit der Prager Burg, dem größten zusammenhängenden Burgareal der Welt. Die Besichtigung des Geländes ist kostenlos, lediglich für Kirchen und Museen fällt Eintritt an. Wer um 9 Uhr sein Ticket gelöst hat, ist im großen Dom St. Veit relativ ungestört. Das mit 96 Meter höchste Kirchengebäude Tschechiens ist ein Nationalheiligtum. Dort haben böhmische Könige ihre letzte Ruhe gefunden. Das beste Fotomotiv ist das silberne, von Engelfiguren umgebene Mausoleum des Nepomuk.

Im Königspalast wird Geschichte aufgefrischt. Die Wahl der böhmischen Könige erfolgte im 62 Meter langen Vladislav-Saal. Eine Tür weiter wurden 1618 zwei habsburgische Statthalter durch das berühmteste Fenster der Stadt in den Burggraben gestürzt: Der Prager Fenstersturz löste den 30-jährigen Krieg aus.

Nur wenige Meter weiter finden sich Spuren von Franz Kafka. In der hübschen Goldgasse mit den niedrigen, bunten Häusern sollten Alchimisten Gold herstellen. Das Wertvollste, was dort wirklich entstand, waren jedoch die Erzählungen und Romane, die Prags berühmter Bewohner im Haus Nummer 22 verfasste. Der ehemalige Versicherungssachbearbeiter ist heute einer der wichtigsten Werbeträger Prags.

Zum Schluss noch einmal fein speisen mit Ausblick. Von der Dachterrasse des Restaurants "Terasa U Zlate Studne" (U Zlate Studne 166/4) nahe der Burg wird klar, warum Prag auch die Stadt der tausend Türme genannt wird. Bei einem Williamslikör mit Blick über die Goldene Stadt fällt der Abschied schwer.

Tipps und Adressen

Infos: Touristeninfo im Rathaus, Staromestské námestí 24 - dort gibt es einen Stadtplan und auf Deutsch einen Leitfaden durch die verwinkelten Gassen.

Übernachten: "MOODs Boutique Hotel", Klimentska 28 (http://moodsboutiquehotel.praguehotels.it). Nur wenige Minuten von den Sehenswürdigkeiten entfernt. Ebenfalls zentral liegt das "Hotel Leonardo Prague", Karolíny Svetlé 27 (http://www.hotelleonardo.cz). In der Nähe der Karlsbrücke wurden 82 Zimmer mit Antiquitäten bestückt. Jugendstil mit Blick auf die Moldau.

Freie Autorin

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