Nirgends auf der Welt liegen mehr Vulkane so dicht beieinander wie in Japan: 265 Feuerberge verteilen sich auf verhältnismäßig geringer Fläche über den Inselstaat. Eine angenehme Begleiterscheinung sind die heißen Quellen, die vielerorts aus dem Boden gluckern und zu wohltuenden Onsen-Bädern einladen. Doch auch hierzulande erfreuen sich die heißen Bäder zunehmend großer Beliebtheit. Das warme Wasser lockert verhärtete Muskelstränge und lässt den Alltagsstress so nach und nach aus dem Körper fließen – eine wohltuende Entspannung.
Erst im Juni 2017 hat „Das Kranzbach“, ein Wellness-Refugium bei Garmisch-Partenkirchen, einen Onsen-Pool eröffnet – damals den ersten in Oberbayern. Das aus schwarzem Gabbro-Stein gefertigte Außenbecken misst 50 Quadratmeter und fügt sich mit seiner schlichten Form gut in die Landschaft ein. Da ringsum nur Bäume, Bäche und Berge liegen, ist es herrlich still. Und beim Baden unter freiem Himmel im 40 Grad heißen Wasser kann man Deutschlands höchsten Berg, die Zugspitze, sehen.
„Die frische Luft, der Rundumblick und das intensive Naturerlebnis sind einzigartig“, schwärmt Hoteldirektor Klaus King. „Das Kranzbach“ habe bei seinen Gästen den Wunsch nach Wärme beobachtet und sich daher für das Onsen-Becken entschieden. „Ein heißes Bad in der freien Natur tut der Seele gut und ist ein zutiefst mystisches Erlebnis – besonders in der kalten Jahreszeit, wenn es neblig ist oder schneit“, sagt King. Im Winter kann man direkt vom Onsen in den kühlen Schnee wechseln – „ein altes Ritual, das Pfarrer Kneipp schon zu nutzen wusste“. Auch das in Japan unter „Shinrin-yoku“ bekannte „Waldbaden“ bietet das Hotel an. Diese organisierten Waldspaziergänge sollen zur Entspannung und Erholung beitragen.
Tatar, Chutney, Schneekrabbe
Doch „Das Kranzbach“ hat im vergangenen Sommer nicht das einzige Onsen-Spa in Oberbayern eröffnet. So zog das Tegernseer Traditionshaus „Bachmair Weissach“ nur einen knappen Monat später nach. Rund sieben Millionen Euro soll das auf 3000 Quadratmetern konzipierte, japanisch inspirierte Mizu Onsen Spa gekostet haben, bei dem sich alles um das kraftspendende Element des Wassers dreht.
Hoteldirektor Korbinian Kohler hatte bereits 2015 seine „Mizu Sushi Bar“ im Hotel eröffnet, die regen Anklang findet. Dort gibt es japanisches Tatar vom Jungbullen, warmes Auberginen-Chutney, Schneekrabbe, diverse Nigiri- und Sushi-Kreationen sowie viele weitere fernöstliche Köstlichkeiten. Mit dem neuen, hochwertig ausgestatteten Mizu Onsen Spa möchte Kohler jetzt den Kreis schließen: Auf einer Japanreise lernte er selbst die positive Wirkung extremer Temperaturen kennen und ließ für seine Wellnesslandschaft aus diesem Grund drei edle Tauchbecken errichten – eins mit zwei Grad kaltem Wasser, eins mit zehn Grad kaltem und eins mit 42 Grad heißem Wasser.
„Das Baden in den unterschiedlich temperierten Becken lädt zur Grenzerfahrung mit sich selbst ein“, erläutert Kohler das Konzept. Dabei sei es wichtig, den Fokus auf den Körper und das ganzheitliche Wohlbefinden zu richten, das vielfach aus dem Wasser kommt. Im Außenbereich gibt es daher zudem ein 20 Meter langes Solewasser-Becken, das bei wohligen 38 Grad zu jeder Jahreszeit nutzbar ist. Drei Stege über den vorbeifließenden Mühlbach laden auch hier zur Erfrischung nach dem Saunieren ein – oder dazu, einfach dem meditativen Rauschen des Wassers zu lauschen.
Drachensauna und Eisbrunnen
Meditation spielt im Posthotel Achenkirch eine große Rolle. Das familiengeführte Fünf-Sterne-Resort bezeichnet sich auch als „Wellness-Pionier in den Tiroler Bergen“: Seit mittlerweile 100 Jahren beherbergt es seine Gäste unweit des malerischen Achensees und hat sich in dieser Zeit zu einem eindrucksvollen Spa-Hotel entwickelt. Die 7000 Quadratmeter umfassende Wellnesslandschaft mit dem „versunkenen Tempel“, dem Sole-Dom, der Drachensauna und einem Eisbrunnen kann sich durchaus sehen lassen. Und auch hier haben asiatische Einflüsse Einzug gehalten: Schon seit vielen Jahren verweilt ein echter chinesischer Shaolin-Meister mehrere Monate pro Jahr im Posthotel, um die Gäste unter anderem in die Geheimnisse fernöstlicher Meditation einzuweihen. Er kommt aus einem buddhistischen Kloster der Provinz Henan und kennt sich bestens mit der spirituellen und heilerischen Schule der Zen-Entspannung aus. Bei ihm kann man Shaolin-Massagen, Qi Gong- und Tai Chi-Kurse oder sogar eine Einweisung in die akrobatische Kampftechnik Kung Fu buchen.
Hotelchef Karl Christian Reiter geht es bei diesem Angebot vor allem „um die Erschließung neuer Kraftquellen für die Gäste“. Wer gesundheitliche Beschwerden hat, kann sich zudem in die vertrauensvollen Hände von zwei TCM-Ärzten begeben, die über ein großes Fachwissen der Traditionellen Chinesischen Medizin verfügen. Durch das Triggern von Akupunktur- beziehungsweise Akupressur-Punkten oder auch durch Moxibustion (das Erwärmen spezieller Körperpunkte) stimulieren sie gezielt die Körper-Meridiane.
Etwas südlich der Alpen gibt es ein weiteres Fünf-Sterne-Superior-Resort, das sich stark an der Traditionellen Chinesische Medizin orientiert: das „Lefay“ an der Westseite des Gardasees. Außergewöhnlich sind die fünf „Gärten der Weisheit“, die sich zu einem energetischen Rundweg um den Hotelkomplex zusammenschließen. Sie greifen die „Fünf-Elemente-Lehre“ der Chinesischen Medizin auf und symbolisieren gleichzeitig verschiedene Stationen, die man im Laufe des Lebens (oft mehrmals) durchschreitet.
Am besten beginnt man den Weg im waldigen Abschnitt des „Grünen Drachen“, der für den Frühling, das Erwachen der Sinne und die Lebensenergie steht. Die hohen, lichten Bäume sind der ideale Ort für leichte Dehnübungen, die Leber und Gallenblase stimulieren. Weiter geht es durch den „Roten Phönix“, eine Grünfläche mit Ausblick auf den See, die für Sommer, Kraft und bedingungslose Liebe steht und dem Herz gut tun soll. Das Reich des „Weißen Tigers“ ist eine Oase mit Gesteinshöhlen, großen Figuren und blumenumrankten Bänken, auf denen man zur Ruhe kommen kann. Sie verkörpert den Herbst, fordert Milz, Lunge und Darm sowie auf der Gefühlsebene die Zurückgezogenheit.
Anschließend führt der Rundweg über das „Zentrum“ – eine weite Freifläche, die das klare Denken fördern soll – in den dunkleren Wald der „Schwarzen Schildkröte“. Diese steht schließlich für Winter, Norden sowie die Beziehung zu sich selbst. Ein Waldweg mit vielen Stufen führt durch dieses unwegsame Gelände, das sowohl die Nieren als auch die Blase kräftigen soll, die Durchsetzungskraft stärkt und Mut macht, seine persönlichen Ängste zu überwinden. So aktiviert jeder Garten eine andere Energie im Körper und steht für einen anderen Zeitpunkt im Leben. Wer möchte, kann die Gärten auch mehrmals durchwandern und so seine Reise durch die Lebenszyklen beliebig lang fortsetzen.
Adressen
Bachmair Weissach in Weißach, Tel. 08022/84 24 60 01, www.bachmair-weissach.com
Das Kranzbach in Klais, Tel. 08823/92 80 00, www.daskranzbach.de
Posthotel Achenkirch in Achenkirch, Österreich, Tel.: (0043) 5246/65 22, www.posthotel.at
Lefay Resort & SPA in Gargnano am Gardasee, Italien, Tel. (0039) 0365/24 18 00, www.lefayresorts.com
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