Bauen - Findet sich kein Baum in der Nähe, picken die Vögel ihre Löcher auch in die Hausdämmung / Erhöhte Schimmelgefahr

Spechte zerstören Fassaden

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In den Städten mangelt es Spechten an natürlichem Lebensraum, daher weichen sie hin und wieder auf wärmegedämmte Fassaden aus.

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Hilpoltstein. Wenn ein Buntspecht auf Brautsuche ist, hämmert er ein Loch in einen morschen Baum. In diesem Nest sollen einmal seine Nachkommen groß werden. Aber gelegentlich nimmt der Vogel dafür auch Hauswände - und durchlöchert den Putz und das darunterliegende Dämmmaterial wie Polystyrol, Hanf und Mineralwolle.

Putz statt Rinde

"Denn in Städten mangelt es an natürlichem Lebensraum, an Mischwald mit morschen Baumpartien und Totholz für Höhlen", erklärt Markus Erlwein vom Landesbund für Vogelschutz. "Was Spechte an wärmegedämmte Fassaden lockt, weiß niemand genau", sagt Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren (VPB). Bausachverständige und Vogelschützer vermuten, dass junge Spechte auf Reviersuche den griffigen Putz mit der Rinde eines Baums verwechseln und ihn deshalb anpicken.

Der hohle Klang, ähnlich dem eines morschen Baumstammes, verstärke dann offenbar beim Vogel den Drang, unter der vermeintlichen Borke nach Beute zu suchen und Höhlen zu bauen. Beseitigt werden die Löcher am besten noch im Herbst.

"Spechtlöcher in Fassaden sind kein massiv verbreitetes Problem, sondern eher ärgerliche Einzelfälle", beschwichtigt Wolfgang Setzler vom Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS). Dieser geht von etwa 50 bis 100 Fällen pro Jahr in Deutschland aus. Auch laut VPB komme das bei Einfamilienhäusern eher vereinzelt vor.

Aber die Schäden können gravierende Auswirkungen haben: Durch die Löcher dringt Feuchtigkeit in das Mauerwerk ein. Dann kann es Wasserschäden geben oder Schimmel bildet sich. Im schlimmsten Fall verliert die Wand ihre wärmedämmende Wirkung und die ganze Fassade muss ersetzt werden, erläutert Reinhold-Postina. Hauseigentümer sollten dafür einen Fachmann beauftragen.

"Dieser schneidet das Loch sauber aus und reinigt es", erläutert Christian Stolte von der Deutschen Energie-Agentur (dena). Ein passendes Stück neuer Dämmstoff wird mit Kleber oder Mörtel in das Loch gesetzt.

Nutzen die Vögel die Löcher zum Nisten, können sie laut Naturschutzgesetz nicht zur Brutzeit verschlossen werden - also nicht zwischen April und August.

Danach können noch Sperlinge, Meisen, Kleiber, Stare und Mauersegler sowie Eichhörnchen, Siebenschläfer und Fledermäuse das Loch besetzen, so Vogelschützer Erlwein. Hausbesitzer sollten daher vor einer Reparatur überprüfen, ob darin Tiere hausen.

Den Specht könne man aber auch vertreiben, bevor er sich ausgerechnet die Fassade statt einem Baum aussucht: "Hilfreich kann sein, Flattervorhänge aus Plastikbändern, Ketten aus CDs oder Windspiele aufzuhängen", erklärt Setzler. Ob Vogelattrappen Erfolg haben, daran scheiden sich die Geister. Effektiv seien feine Drähte oder Nylonschnüre, die im Abstand von 20 bis 50 Zentimetern vor die Fassade gespannt werden.

"Ein guter Schutz ist das Begrünen von Fassaden", ergänzt der Dämmexperte. Der Spanndraht müsse allerdings die Eigenlast der Grünpflanze tragen können, und es müsse genügend Abstand zur Fassade bestehen. dpa

Bei Dämmung vorbeugen

Wer eine Fassade neu dämmt, sollte auf einen glatten und harten Putz achten.

An einer weichen und rauen Oberfläche finden die Vögel gut Halt. Und je dünner ein Putz ist, umso leichter können ihn die Tiere bearbeiten.

Der VPB rät deshalb zu einer sieben Millimeter starken Gewebespachtelung.

Zusammen mit drei Millimetern Oberputz ergebe das eine Putzschicht, die den Schnabelhieben und auch anderen mechanischen Verletzungen gut standhält.

Mieter zahlen nicht immer drauf

Stuttgart. Die Zinsen sind auf einem historischen Tief - ein wichtiger Grund, warum viele Verbraucher den Bau oder Kauf einer Immobilie erwägen. "Verstärkt werden diese Überlegungen durch zahlreiche Beispielrechnungen, die immer denselben Tenor haben: Mieter zahlen drauf", hat Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart beobachtet. Allerdings haben diese Beispielrechnungen aus Sicht des Verbraucherschützers ein paar Haken.

"In der Regel wird dabei nicht berücksichtigt, dass Käufer immer Eigenkapital mitbringen müssen", erklärt der Finanzexperte. "Mieter brauchen kein Eigenkapital oder können frei darüber verfügen, wenn sie es doch haben." Außerdem wird unterschlagen, dass ein Teil der Miete für die Instandhaltung verwendet wird. "Wenn Sie also eine Miete von 500 Euro zahlen, heißt das nicht, dass Sie für dasselbe Geld die Wohnung auch kaufen und finanzieren können." Sauber gerechnet müsse der Käufer davon auch die Instandhaltungsrücklage von etwa 2 Prozent abziehen. Eine Rücklage von 2 Prozent ersetzt den Gebäudewert spätestens nach 50 Jahren vollständig.

Ein weiterer wichtiger Aspekt: "Als Mieter sind Sie immer flexibler", erklärt Nauhauser. "Wenn Sie dann doch beruflich umziehen müssen, besteht bei der Immobilie immer das Risiko, dass Sie nicht mehr so viel Geld dafür bekommen, wie Sie bezahlt haben."

Allerdings sehen viele Käufer die eigene Immobilie nicht nur aus Renditegesichtspunkten: "Ein Haus ist ja immer auch ein Stück Lebensqualität", sagt Nauhauser. Und wie viel diese kosten darf, entscheide am Ende jeder selbst. dpa

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