Gaspreise

Klimageräte als Ersatz für Gas-Heizungen

Weil Gas gespart werden soll und Wärmepumpen rar sind, wollen manche mit Klimaanlagen heizen – doch sie verbrauchen viel Strom

Von 
Jessica Kliem
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Mit Split-Klimageräten – hier ein Modell von Daikin – lassen sich Räume nicht nur kühlen. Viele der Geräte können auch zum Heizen eingesetzt werden. Sie funktionieren dann wie eine Luft-Luft-Wärmepumpe. © Daikin/dpa-tmn

Stuttgart/Ludwigsburg. Wer an ein Klimagerät denkt, dürfte zunächst vor allem eines im Kopf haben: kühle Räume. Doch die Anlagen können auch an kalten Wintertagen heizen.

Mono-Split-Klimageräte kommen verstärkt ins Gespräch als Ergänzung zur klassischen Heizung in unsicheren Zeiten. Verständlich – denn nicht wenige haben Sorge, die hohen Gas- und Ölkosten im Winter nicht tragen zu können oder fürchten gar, die Versorgung mit den Energieträgern stoppt im kalten Winter. Aber es ist fraglich, ob sich der Kauf lohnt.

Funktionieren wie Wärmepumpe

„Klimageräte sind im Prinzip nichts anderes als Wärmepumpen, die in die andere Richtung funktionieren“, sagt Tim Geßler, Redakteur der Fachzeitschrift „SBZ Sanitär.Heizung.Klima“. „Eine Wärmepumpe heizt primär, ein Klimagerät kühlt primär. Aber das zugrunde liegende Prinzip ist das Gleiche. Deswegen kann man, wenn man den Kältekreislauf umkehrt, mit einer Wärmepumpe kühlen oder mit einer Klimaanlage heizen.“

Die meisten dieser sogenannten Mono-Split-Klimageräte sind kleine, fest verbaute Luft-Luft-Wärmepumpen, die aus zwei Teilen bestehen: dem Kühlgerät im Zimmer und einem Kompressor etwa an der Außenwand des Gebäudes. Und sie verfügen über eine entsprechende Umschaltfunktion, wodurch sie zum Heizen eingesetzt werden.

Stromverbrauch kalkulieren

Die Mono-Split-Klimageräte sind ab circa 250 Euro zu haben, dazu kommen Installationskosten. Laut Alexander Lyssoudis von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau sind an Gebäuden mit Außendämmung mindestens zwei Gewerke am Einbau beteiligt – für insgesamt etwa zwei Arbeitstage. Die Kosten dafür schätzt er auf 1500 bis 2500 Euro. „Das ist keine Do-it-Yourself-Lösung“, betont Experte Geßler.

Außerdem sollte man bedenken, dass Split-Klimageräte zwar kein Öl oder Gas verbrauchen, dafür aber Strom. Die tatsächlich anstehenden Kosten variieren im Einzelfall stark.

Sie hängen von vielen verschiedenen Faktoren ab, etwa von der jeweiligen Leistung des Klimageräts, von der Nutzungsdauer und der gewünschten Raumtemperatur. Zudem spielen die Außentemperaturen eine Rolle. Die Effizienz der Klimaanlage wird geringer, je niedriger die Außentemperatur wird.

Die guten Nachrichten: Für die Split-Geräte kann es eine Förderung von bis zu 25 bis 40 Prozent der Kosten vom Staat geben.

Einbau nicht selbst vornehmen

Die Installation durch einen zertifizierten Fachbetrieb ist wegen der Kältemittel rechtlich vorgeschrieben. Dazu ist der Einbau aufwendig und kann bei falscher Handhabung gravierende Folgen haben, unter anderem auch für die Heizkosten.

Für die Verbindung des Innen- und Außengerätes muss durch die Außenwand gebohrt werden, der Kompressor wird außen aufgehängt oder stehend installiert. An der Innenseite wird die Kältemittelleitung zum Innengerät verlegt, das oft an der Decke montiert wird.

Ein Knackpunkt beim Einbau: Hat das Gebäude eine Außendämmung, ist diese auch betroffen, so Alexander Lyssoudis, der Mitglied im Vorstand der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau ist. Das Loch müsse wieder dicht verschlossen werden, sonst besteht das Risiko, dass die Dämmschicht sich mit Regenwasser vollsaugt.

Ein Gerät pro Raum

Nicht vergessen sollte man zudem: Jeder Raum, der gekühlt oder eben geheizt werden soll, braucht ein eigenes Mono-Split-Gerät. Zwar gibt es auch Multi-Split-Geräte, bei denen ein Außengerät an mehrere Innengeräte angeschlossen wird. Diese sind aber meist teurer und der Einbau gilt als aufwendiger.

Vermieter muss zustimmen

Mieter brauchen die Einwilligung ihres Vermieters, sobald sie mit Ein- und Umbauten in die Bausubstanz eingreifen. Sonst kann man sich schadensersatzpflichtig machen, so Jutta Hartmann vom Deutschen Mieterbund.

Übrigens: Auch Besitzer einer Eigentumswohnung in einem Mehrparteienhaus brauchen für das Split-Klima-Gerät die Zustimmung ihrer Wohnungseigentümergemeinschaft. Dieser Beschluss dürfte aber nicht immer leicht zu erreichen sein, vermutet Lyssoudis. Denn: „Die Lärmbelastung ist nicht von der Hand zu weisen.“

Auf Dezibel-Angabe achten

Die Verbraucherzentralen raten, beim Kauf eines Split-Klimageräts auf die Dezibel-Angabe (dB) für die Lautstärke zu achten. Gerade die Betriebsgeräusche von Kompressor und Lüfter können stören. Aber es gebe Modelle, deren Außenteile nicht lauter als 55 Dezibel sind. Das entspricht in etwa dem Gezwitscher von Vögeln.

Und es gibt noch einen Komfortfaktor: Die Anlage pustet in der Regel die Wärme von der Decke aus in den Raum. „Das heißt, Sie haben natürlich eine ziemliche Umwälzung der Luft mit Staubaufwirbelungen“, sagt Geßler.

Ersatz für andere Heizungen

Der Fachverband Gebäude-Klima schätzt, dass die bereits installierten Geräte eine Heizleistung von rund 18 Gigawatt zur Verfügung stellen können. Damit ließen sich rund 2,75 Mrd. Kubikmeter Erdgas einsparen. Das hilft beim Ziel, Gas zu sparen. Aber was man nicht vergessen darf: Auch der Strom für den Betrieb der Klimaanlagen wird hierzulande zu Teilen aus Gas hergestellt.

Und soll im Winter beispielsweise eine ganze Wohnanlage mit mehreren Wohnungen mit Split-Klimageräten geheizt werden, gilt es laut Alexander Lyssoudis von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau zu bedenken, dass „gewisse Stromnetze dann auch eventuell überlastet“ werden.

Keine sinnvolle Alternative

Ob nun Einfamilienhaus oder Mehrfamilienhaus: Fachredakteur Geßler sieht die Geräte nicht als vollständige Alternative zur Öl- oder Gasheizung. Sinnvoll können sie aber dann sein, wenn mit ihnen die Räume im Sommer auch gekühlt werden – und um in der Übergangszeit die eigentliche Heizung länger ausgeschaltet zu lassen. Auch für Frank Ernst vom Fachverband Gebäude-Klima sind die Klimaanlagen im Winter vor allem eines: eine Heizungsergänzung.

Am Ende stellt sich die Frage, ob man die Kosten für Kauf und Einbau – und die steigenden Stromkosten für den Betrieb der Anlage – wirklich in Kauf nehmen möchte. dpa

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