Pflanzen: - Der Weihnachtskaktus erfreut als beliebter Farbtupfer im Wohnzimmer. Er ist leicht zu pflegen, wenn er nicht wie normale Kakteen behandelt wird.

Grüße aus dem Regenwald

Von 
Helga Panten
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"Schlumbergera" stammt aus dem Urwald.

© Botanischer Garten Bochum/dpa

Der Weihnachtskaktus stammt aus dem brasilianischen Regenwald. Im Orgelgebirge blüht die Pflanze im Juni und Juli - auf der Südhalbkugel bringen diese Monate typisch winterlich kurze Tage und milde bis kühle Temperaturen. In Europa blüht "Schlumbergera" erst ein halbes Jahr später mitten in der Weihnachtszeit - daher bekam die beliebte Zimmerpflanze ihren Namen.

1817 kamen die ersten Exemplare von "Schlumbergera trunctata" nach Europa. Bestaunt wurden ihre Blattglieder, die Phyllokladien, die so gar nichts mit den üblichen kompakten Kakteen gemeinsam haben. Lang und platt sind sie, dunkelgrün und mit zwei bis vier Zähnen auf jeder Seite. Jeweils an der Spitze entspringen die Blüten wie auch die nächste Blattgeneration. Oft sprießen sogar zwei neue Blätter als Beginn einer Verzweigung. Bei alten Exemplaren können Blattglieder bis zu 30 Zentimeter lang werden.

In das Staunen über die Wuchsform mischte sich die Begeisterung über die eleganten, langen Blütenröhren, die von mehreren gestaffelt hintereinander aufspringenden Blütenblättern gebildet werden. Wer sie im Profil betrachtet, entdeckt ein kleines Wunderwerk der Anpassung. Kolibris sind in freier Natur die Bestäuber der Blüten. Damit die Vögel bequem im Schwirrflug vor der Blüte stehen können, biegen sich die unteren Blütenblätter stärker zurück als die oberen. Stempel und Staubgefäße ragen so hervor.

Die ersten Wildpflanzen waren empfindlich und anspruchsvoll. Den Wechsel aus dem Urwald in europäische Glashäuser und Wohnungen machten sie nicht ohne weiteres mit. Das änderte sich, als zwei Jahrzehnte später "Schlumbergera russeliana" nach Europa einwanderte und erste Kreuzungen gelangen. Die Nachkommen waren robuster, ließen sich einfacher kultivieren und vermehren. Bald eroberten auch die neuen Farbvarianten Violett und Rosa die Wohnzimmer. Die Entdeckung einer weißen Form von "Schlumbergera trunctata" brachte neue Zuchtmöglichkeiten.

Leicht zu pflegen

Weihnachtskakteen sind leicht zu pflegen, wenn sie nicht wie normale Kakteen behandelt werden. Die Pflanzen sind Epiphyten, also Baumaufsitzer. Sie wurzeln im lockeren Humus, der sich auf Zweigen und Ästen sammelt. Auch im Topf brauchen sie durchlässige, humose Erde. Gedüngt wird nur sparsam. Reichlich Wasser ohne Staunässe ist auch in der Wohnung wichtig. Nur nach der Blüte braucht die Pflanze eine Weile weniger Wasser.

Extrem sonnige Standorte sind tabu. Sie lieben es hell, aber schattig, so wie sie es aus dem Regenwald gewöhnt sind. Besonders wohl fühlen sie sich im Sommer draußen. Dort bekommen sie auch im Herbst die Kälte, die die Knospenbildung einleitet. Sinkt die Temperatur unter zehn Grad, wandern sie zurück ins Zimmer, wo sich bald Knospen an den Blattspitzen zeigen.

Pflege-Tipp

Ärgerlich ist das Abwerfen gerade entwickelter Knospen. Das geschieht, wenn sich die Lebensbedingungen des Weihnachtskaktus ändern: zum Beispiel starke Temperaturschwankungen, Trockenheit oder ein zu dunkler Platz.

Damit sie aufblühen, sind gleichmäßige Pflege und ein gleichbleibender Standort wichtig.

Wenn die Blüten dennoch abfallen, besteht trotzdem Aussicht auf Blütenpracht. An den Spitzen der Blattglieder wartet eine zweite Generation Blütenanlagen.

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