Mundart

Wie das neue Stück von „Was ä Theater“ in Mannheim-Waldhof ankommt

Von 
Katja Geiler
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Grandioses Kuddelmuddel: Szene aus „Donde Judda aus Kalkudda“. © Katja Geiler

Mannheim. „Was ä Theater“, das Mannheimer Mundart-Theater, hat nach einer langen Theaterpause wieder eine Premiere mit einem fast vollem Franziskussaal auf dem Waldhof feiern können. Die Gruppe hat die Komödie „Donde Judda aus Kalkudda“ inszeniert, das im Original „Rent a Family oder Tante Jutta aus Kalkutta“ heißt und 1953 von Max Reimann und Otto Schwartz geschrieben wurde. Im Jahre 2020 wurde das Stück neu bearbeitet von Atréju Diener.

Insgesamt kamen 155 Gäste zur Premiere. Vor zwei Jahren war die Theater-Saison teilweise ausgefallen, 2021 komplett. Umso schöner war das Wiedersehen. „Die letzten Jahre waren nicht einfach, aber jetzt geht’s los!“, begrüßte eine begeisterte Jasmin Stahl das Publikum, bevor sie in die Rolle der Donde Judda schlüpfte. Schon bei geschlossenem Vorhang fiel auf, dass die Gruppe sich beim Bühnenbild ins Zeug gelegt hatte, denn auf der linken Seite der Bühne stand ein Nachbau des Mannheimer Wasserturms von Inspizientin Hella Born.

Der Vorhang öffnet sich und man taucht ein in die Welt von Lothar Hannemann (Frank Kappler), der in seiner schicken Wohnung im Satin-Pyjama umherschwebt und seinen 45. Geburtstag feiert. In Partylaune ist er allerdings nicht, denn er ist knapp bei Kasse und wartet auf den alljährlichen Scheck von seiner reichen Tante Jutta, die in Kalkutta lebt. Lothar ist Pflichtverteidiger und lebt über seine Verhältnisse.

Die Wohnung, die er von seinem Vater geerbt hat, ist teuer im Unterhalt. „Mit Ausblick auf den Wasserturm, und das vom Waldhof aus“, sagt Lothar stolz, worüber das Publikum sich ausgiebig freut. Überhaupt ist der Text verdächtig auf Mannheim umgemünzt worden, zwischendurch ist auch mal die Rede von „Waldhöfern und Tschänauern“. Lothar leistet sich einen Butler namens Johann Battler (Bernd Christensen), der sich öfter mal gerne aus den herumstehenden Schnapsflaschen bedient.

Damit das Geld von der Tante immer schön im Fluss bleibt, hat Lothar eine ganze Familie erfunden, die er angeblich finanziert, mit Ehefrau Nicole und Enkel Amadeus. Er bekommt Besuch von seinem besten Freund, dem Schauspieler Laurenz Nicolin (Klaus Stahl), der berichtet, dass er Charlys Tante spielt. Ein Fan von Nicolin taucht auf, die Postbotin Maja Franke (Michaela Menges), die „vom Herrn Nicolin, dem Star von Was ä Theater“ schwärmt. Auch ein Kinderwagen mit Baby wird anonym abgegeben.

Nicolin führt sein Kostüm aus „Charlys Tante“ vor (mit Schuhen in Größe 48), in diesem Moment taucht wie aus dem Nichts Tante Jutta (Jasmin Stahl) auf, und die verstrickte Handlung voller absurder Geschichten nimmt ihren Lauf. Nicolin spielt Ehefrau Nicole, das Baby im rosa Strampler den Enkel Amadeus. Als Jutta das Kind wickeln will („Bei eurem Amadeus fehlt was, der Amadeus ist ein Mädchen“), muss sich Lothar eine weitere haarsträubende Geschichte ausdenken.

Jutta wird langsam misstrauisch. Schließlich taucht Julia (Manuela Offenhäuser) auf, eine junge Frau, die Jutta in Indien kennengelernt hat. Lothar wirft ein Auge auf Julia, Ehefrau Nicole spielt die Eifersüchtige, obwohl der männliche Teil in ihr ebenfalls auf Julia steht. Das Chaos ist perfekt und scheinbar nicht zu entwirren, der Butler empfiehlt: „Gehen wir ein paar Schritte über unseren schönen neuen Taunusplatz.“

Als Lothar kurz in Ohnmacht fällt, ruft Jutta die schräge Heilerin Jacky Springer (Sabine Kuhn), die Lothar die Karten legt. Irgendwann ist die Situation an einem Punkt, an dem man keine Geschichten mehr erfinden kann, und Lothar rückt mit der Wahrheit raus. Doch damit ist er nicht der einzige. Am Schluss kommt es zu Entschuldigungen, Pärchenbildungen und viel Applaus vom Publikum, das nach zwei Jahren Entzug endlich wieder eine großartige Aufführung von Was ä Theater erleben durfte. Die Regie führte Jasmin Stahl. Aufführungen finden noch bis Samstag, 14. Mai statt.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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