Wie kann man den Begriff „Das Fremde“ deuten? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Autor Giovanni Tidona, der in Mannheim lebt, in seinem neuen Buch. Er ist Philosoph und Lehrbeauftragter an Hochschulen, wo er Philosophie und Ethik unterricht. In seinem Buch berichtet er von der Fremdheitsforschung - der „Xenologie“. Was sich eher fachwissenschaftlich anhört, bietet sich als durchaus spannende Lektüre an.
„Das Fremde - Ein Wegweiser durch die Xenologie“ hat Tidona in 10 Kapitel und Bereiche aufgeteilt. In grau unterlegten Feldern definiert er verwendete Begriffe und erklärt deren Herkunft. So auch in Kapitel 1, wo Tidona sich auf den renommierten Philosophen Wolfram Hogrebe bezieht, der dem Fremden drei Verneinungen zuschreibt. Es wird überlegt, was das Fremde nicht ist - gemäß einer Verneinung der Zugehörigkeit, des Wissens oder der Vertrautheit. Als ein Beispiel benennt Tidona die „Fremd-Sprache“. Wir beherrschen sie nicht? Also ist sie uns fremd. Sie verliert allerdings „Das Fremde“, wenn wir sie erlernen. Je weiter man das Buch durchwandert, desto mehr Bilder vom Fremd-Sein dringen ins Bewusstsein. Das kann das „Fremde als Beziehung“ bedeuten, welches nun nicht mehr als Etwas zu sehen ist.
Subjektive Erkenntnisse aus sachlichen Betrachtungen
Giovanni Tidona, 1982 im italienischen Scicli geboren, ergründet in weiteren Kapiteln „das Fremde als Furchterregendes“, als „Freund oder Feind“ und erinnert uns an das Fremde in der je eigenen Reflexion.
Es gibt viele Fragen zu Gott, Gesellschaft und Mitmenschen, die von der Philosophie aufgegriffen werden. Und die Frage nach dem Fremden passt als politisch-kultureller Akzent gerade in unsere Zeit. Ein anderer Gedanke widmet sich dem „Fremden als Erfahrung“, als Wahrnehmung: Wenn man, so in Tidonas Text, die gewohnte Treppe hinaufsteigt und plötzlich das Licht im Treppenhaus ausgeht. Man erfährt am eigenen Leib eine „Entfremdung des Vertrauten“.
Fazit: Wenn Vertrautes zusammenbricht, kann es Angst erzeugen und sich in unseren Denkmustern festsetzen. Welche eigenen Erfahrungen liegen dem zugrunde? Tidona lässt das offen. Er fasst in unterhaltsamen und wissenschaftlich unterstützten Worten zusammen, wie man sich Dinge und Tatsachen ganz sachlich anschauen kann. Subjektive Erkenntnisse folgen daraus.
G. Tidona: „Das Fremde“, Verlag K&N, 88 Seiten, 14, 80 Euro.
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