Punkt 1 von 2 Charlotte McConaghy: „Zugvögel“
Franny hat in ihrem jungen Leben nur noch ein Ziel: Sie will den letzten lebenden Küstenseeschwalben auf ihrem Weg in die Antarktis folgen – auf einem Fischerboot und mithilfe einer Crew, die im fast leeren Meer längst keinen Fang mehr macht. Ein poetisches und gnadenloses Buch über die bedrohten Geschöpfe dieser Erde und über die Suche nach dem eigenen Platz in der Welt. (Eileen Blädel-Rademacher)
Charlotte McConaghy: „Zugvögel“
(Fischer. 416 S., 13/22 Euro)
ISBN: 978-3-596-70520-7
Punkt 1 von 2 Ingrid Noll: „Tea Time“
Die Weinheimer Autorin beweist in ihrem jüngsten Roman, dass sie auch in hohem Alter erzählerisch noch sehr frisch und jugendlich wirken kann. Die aktuelle Hauptfigur hat wie frühere ihre Ecken und Kanten, gewinnt dadurch aber nur umso leichter die Sympathien der Leser. Kurzweilig und vergnüglich erzählt Noll ihre Geschichte, die sie mit kuriosen kriminalistischen Noten versehen hat. (Dr. Thomas Groß)
Ingrid Noll: „Tea Time“
(Diogenes. 319 S. , 25 Euro)
ISBN: 978-3-257-07214-3
Punkt 1 von 2 Susanne Abel: „Stay away from Gretchen“
Als Helga Monderath (84) dement wird, öffnet sich die Tür zu einem tragischen Familiengeheimnis. Ihr Sohn Tom, ein Journalist, beginnt zu recherchieren, erfährt schließlich von der unmöglichen Liebe seiner Mutter zu einem schwarzen GI. Die Handlung – vor allem in Heidelberg und der Region angesiedelt – bewegt sich dabei in einem wahren Kontext. Und der ist bis heute nicht aufgearbeitet. (Madeleine Bierlein)
Susanne Abel: „Stay away from Gretchen“
(dtv. 528 S., 20 Euro)
ISBN: 978-3-423-28259-8
Punkt 1 von 2 Edouard Louis: „Anleitung ein anderer zu werden“
Ein französisches Kuriosum? Wie Annie Ernaux schreibt auch der 30-jährige Edouard Louis (bisher) ausschließlich über sich selbst. Die Verletzungen einfacher bis desolater Verhältnisse sind ihm und der aktuellen Nobelpreisträgerin gemeinsam. Über seine „Werdung“ vom (gewaltsam heteronormativen) Proletarierkind zum schwulen Literaturwissenschaftler und Literaten berichtet er schonungslos genau beobachtend und eindringlich. (Ralf-Carl-Langhals)
Edouard Louis: „Anleitung ein anderer zu werden“
(Aufbau. 272 S., 24 Euro)
ISBN: 978-3-351-03956-1
Punkt 1 von 2 Sven Nordqvist: „Pettersson kriegt Weihnachtsbesuch“
Die Bücher über Pettersson und Findus sind inzwischen echte Klassiker. In dieser Folge verstaucht sich Pettersson einen Tag vor Heiligabend den Fuß und die beiden müssen improvisieren. Eine rührende Geschichte, die daran erinnert, wie wenig man für ein schönes Weihnachtsfest braucht. Laut Verlag ab 4 Jahren, aber macht in jedem Alter Freude und ein warmes Herz. (Katharina Koser)
Sven Nordqvist: „Pettersson kriegt Weihnachtsbesuch“
(Oetinger. 32 S., 15 Euro)
ISBN: 978-3-7891-6174-2
Punkt 1 von 2 Susanne Popp: „Die Teehändlerin“
Die Anfänge des Tee- und Kolonialwarenhandels Ronnefeldt sind die Grundlage für Susanne Popps Roman-Reihe. Wahre Begebenheiten, Emanzipation und Feminismus werden mit Drama und Affären angereichert. Leserinnen und Leser erkennen jede beschriebene Ecke Frankfurts wieder und werden so in die Geschehnisse gezogen. Ein Buch, das sich wie von selbst liest – und wohl auch schreibt. Teil zwei und drei gibt es bereits. (Julius Paul Prior)
Susanne Popp: „Die Teehändlerin“
(S.Fischer. 524 S., 12 Euro)
ISBN: 978-3-596-70603-7
Punkt 1 von 2 Benedikt Hild: „Little Heidelberg“
Am Schloss sind Steindiebe unterwegs, am Kohlhof gibt es eine Skisprungschanze und in der Unteren Straße wartet eine Bierdusche auf Freiwillige. Die sind jedoch nur etwa 1,8 Zentimeter groß und wurden vom Fotokünstler Benedikt Hild mit viel Witz und Liebe zum Detail drapiert. 54 dieser Szenarien mit Miniaturfiguren sind in „Little Heidelberg“ erschienen – und bieten Gelegenheit, die Stadt aus völlig neuer Perspektive zu entdecken. (Heike Rentsch)
Benedikt Hild: „Little Heidelberg“
(Hild. 48 S., 10 Euro)
ISBN: 978-3-949920-62-2
Punkt 1 von 2 Chris Naylor-Ballesteros: „Der Koffer“
Ein unbekanntes Tier steht da plötzlich; ganz erschöpft, mit nichts außer seinem Koffer. Hase, Vogel und Fuchs sind misstrauisch und treffen eine folgenschwere Entscheidung. Eine mit simplen Strichen gezeichnete Geschichte über Flucht, Misstrauen und die Kraft der Gemeinschaft. Das Bilderbuch ist herzerwärmend, ohne kitschig zu sein, und es vermittelt auch schon Dreijährigen die Bedeutung von Offenheit gegenüber dem Fremden. (Anna Suckow)
Chris Naylor-Ballesteros: „Der Koffer“
(Sauerländer, 32 S., 15 Euro)
ISBN: 978-3-7373-5704-3
Punkt 1 von 2 Hervé le Tellier: „Die Anomalie“
Wenn rational Unerklärliches passiert, sind wir hilflos. Hervé le Telliers Roman „Die Anomalie“ erzählt brillant und spannend, was geschieht, wenn die Welt den realen Rahmen verlässt – und ein Flugzeug in Turbulenzen sich samt Passagieren plötzlich verdoppelt und zweifach landet. Das Flugzeug ist kein Problem. Aber was ist mit zwei exakt gleichen Individuen, die sich plötzlich alles teilen sollen? Eine wilde Versuchsanordnung. (Stefan M. Dettlinger)
Hervé le Tellier:„Die Anomalie“
(Rowohlt. 352 S., 22/13 Euro)
ISBN: 978-3-499-00697-5
Punkt 1 von 2 Gerhard Stadelmaier: „Deutsche Szenen“
Der – wenn auch pensionierte, so immer noch unübertroffene – Meister der spitzesten Theaterkritikerfeder der Republik hat wieder zugestochen. Ein Bändchen voller Anekdoten, Kurzgeschichten und Aphorismen, in dem sein geschultes Auge sprachlich kunstvoll auf die Bühnen des Lebens blickt. Sein messerscharfer Blick auf Mimen, Hotelgäste, Bahnfahrer, Tischnachbarn oder Trauergäste beweist: Auch hier – alles nur Theater. (Ralf-Carl Langhals)
Gerhard Stadelmaier: „Deutsche Szenen“
(Kröner, 150 Seiten, 22 Euro)
ISBN: 978-3-520-76801-8
Punkt 1 von 2 Gißibl/Niederau: „Imperiale Weltläufigkeit und ihre Inszenierungen. Theodor Bumiller, Mannheim und der deutsche Kolonialismus um 1900“
Der typisch wissenschaftlich lange Titel dieses Buchs sagt dann doch nicht schon alles über die Rolle, die die Rhein-Neckar-Region im deutschen Kolonialismus einnahm. Die Beiträge sind leicht verständlich geschrieben und spannen den Bogen fesselnd von damals bis heute. (Manfred Loimeier)
Bernhard Gißibl/Katharina Niederau:„Imperiale Weltläufigkeit und ihre Inszenierungen. Theodor Bumiller, Mannheim und der deutsche Kolonialismus um 1900“
(Vandenhoeck & Ruprecht. 342 Seiten, 70 Euro)
ISBN: 978-3-525-10157-5
Punkt 1 von 2 Johannes Floehr: „Dialoge“
Ein Buch aus der Zeit, in der Twitter noch in Ordnung war: Johannes Floehr, Poetry-Slammer und selbst ernannter größter Fan von Günter Jauch, präsentiert eine Sammlung von Gags, die er mal für Twitter konzipiert hat. Innerhalb von 280 Zeichen schafft er es auf jeder Seite, seinen ganz eigenen Humor souverän in kurzen Dialogen zu verpacken. Diese sind manchmal stupide und missachten immer die Rechtschreibung, aber enttäuschen nie. (Julius Paul Prior)
Johannes Floehr: „Dialoge“
(Lektora. 267 S., 12,90 Euro)
ISBN: 978-3-95461-141-6
Punkt 1 von 2 Jeanette Limbeck: „Die Fliegerinnen“
„Nachthexen“ wurde eine sowjetische Fliegerstaffel im Zweiten Weltkrieg genannt, die nur aus Frauen bestand. Das Thema greift Jeanette Limbeck auf. Der Traum ihrer Protagonistin Katja erfüllt sich, als sie bei den Jagdfliegerinnen aufgenommen wird. Doch der Druck, der auf den Frauen lastet, ist enorm. Limbeck gelingt es perfekt, ihre fiktiven Figuren in die wahre Geschichte einzuspeisen. Keine leichte Kost, aber eine fesselnde Geschichte. (Heike Rentsch)
Jeanette Limbeck: „Die Fliegerinnen“
(Grafit. 473 S., 16 Euro)
ISBN: 978-3-89425-793-4
Punkt 1 von 2 John McWhorter: „Die Erwählten“
Über dieses Buch spricht ganz Amerika: Der schwarze Linguist John McWhorter sieht eine neue Religion, die unter dem Deckmantel des Antirassismus die Gesellschaft spaltet. Der Autor erzählt von den „Erwählten“, die getrieben vom Glauben an die Sünde des Rassismus seien – ausgestattet mit eigener Inquisition. Er nennt das – so der Originaltitel – „Woke Racism“. Die Welt wird in Schwarz und Weiß und Gut und Böse eingeteilt. (Walter Serif)
John McWhorter: „Die Erwählten“
(Hoffmann und Campe. 256 S., 23 Euro)
ISBN: 978-3-455-01297-2
Punkt 1 von 2 Theresia Enzensberger: „Auf See“
Haben wir eine Zukunft – und wie kann sie aussehen? Mit dieser Frage beschäftigt sich der dystopische Roman, der dieses Jahr auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stand. Er erzählt abwechselnd von Helena und Yada. Die eine lebt in der Betonwüste Berlins als Künstlerin und Influencerin. Die andere als 17-Jährige in einer autarken Seestadt, erschaffen von ihrem autoritären Vater. Science-Fiction trifft Coming-of-Age-Erzählung. (Anna Suckow)
Theresia Enzensberger: „Auf See“
(Hanser. 272 S, 24 Euro)
ISBN: 978-3-446-27397-9
Punkt 1 von 2 Martin Kordić: „Jahre mit Martha“
Zeljko wächst mit seiner Familie in einer kleinen Wohnung in Ludwigshafen auf. Früh verschlingt er Zeitungen (aus dem Altpapier), träumt vom Aufstieg durch Bildung. Träumt auch von der Professorin, bei der seine Mutter putzt. Wunderschön geschrieben und dennoch schmerzhaft zeigt das Buch des in Mannheim aufgewachsenen Kordi(´c) die Zerrissenheit der zweiten Migranten-Generation. (Madeleine Bierlein)
Martin Kordić: „Jahre mit Martha“
(S. Fischer. 286 S., 24 Euro)
ISBN: 978-3-10-397163-7
Punkt 1 von 2 Navid Kermani: „Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen – Fragen nach Gott“
Der Sound dieses Buches kommt väterlich daher, ja, doch genau in der sprachlichen Einfachheit gelingt Navid Kermani der Spagat, Dinge in einer Klarheit und Stringenz zu benennen und doch tief gehende Gedanken in uns auszulösen über Gott, die Welt, die Religionen und das Universum. Ein tief humanistisches Buch, das einlädt: „Erkenne dich selbst.“ (Stefan M. Dettlinger)
Navid Kermani: „Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen – Fragen nach Gott“
(Hanser. 240 S., 16,99/22 Euro)
ISBN: 978-3-446-27144-9
Punkt 1 von 2 Cormac McCarthy: „Der Passagier“
16 Jahre nach dem apokalyptischen Roman „Die Straße“ ist es nun der dunkle Meeresgrund, der zum Schauplatz der Sinnsuche wird. Sein Alterswerk hat der Autor im Doppelpack veröffentlicht, das Gegenstück heißt „Stella Maris“ (240 S.). Zwei Romane also, zwei Perspektiven, doch die eine Lehre bleibt: Die Erkenntnisfähigkeit des Menschen, sie ist schmerzlich begrenzt. (Eileen Blädel-Rademacher)
Cormac McCarthy: „Der Passagier“
(Rowohlt. 528 S., 28 Euro)
ISBN: 978-3-498-00337-1
Punkt 1 von 2 Leo Tolstoi: „Krieg und Frieden“
Leo Tolstois wahrhaftes Riesenwerk ist eines der bleibenden Bücher der Weltliteratur, bewegend und bedenkenswert gerade jetzt, da in Europa erneut Krieg geführt wird. Als Leser erlebt man die Erschütterungen intensiv mit, die Napoleons Russlandfeldzug für die Hauptfiguren des Romans bedeuten. Die Lektüre benötigt viel Zeit – und lässt uns den zeitlichen Abstand vergessen. (Dr. Thomas Groß)
Leo Tolstoi: „Krieg und Frieden“
(Dtv. 2288 Seiten, 35 Euro)
ISBN: 978-3-423-59085-3
Punkt 1 von 2 Matthias Glaubrecht: „Die Rache des Pangolin“
Es gibt Lektionen aus der Corona-Pandemie, die ins kollektive Bewusstsein ganz nach vorn gehören: Vor allem, dass die Vernichtung von Lebensräumen Seuchen hervorbringen kann. Evolutionsbiologe Matthias Glaubrecht belegt lesenswert, warum es sinnvoller ist, gegen die Zerstörung der Natur zu kämpfen anstatt gegen Pandemien. (Jörg-Peter Klotz)
Matthias Glaubrecht: „Die Rache des Pangolin“
(Ullstein Verlag. 640 Seiten, 29,99 Euro)
ISBN: 9783550201417
Punkt 1 von 2 Adalbert Stifter: „Bergkristall“
In einer Zeit, in der man sich ins Heimelige flüchtet, kommen die idyllischen Naturdarstellungen Stifters (1805-1868) wie gerufen. Und in seiner wohl bewegendsten Erzählung geht es um Themen, die nie an Bedeutung verlieren: Hoffnung und Versöhnung. Zwei Geschwister verirren sich am Heiligen Abend in den Bergen und die Bewohner zweier verfeindeter Dörfer machen sich auf, sie zu suchen... Weihnachtlich. (Katharina Koser)
Adalbert Stifter: „Bergkristall“
(Reclam, 105 S., 10 Euro)
ISBN: 978-3-15-011301-1
Punkt 1 von 2 W.E.B. Du Bois: „,Along the color line’. Eine Reise durch Deutschland 1936“
W.E.B. Du Bois (1868-1963) gilt als Ahnherr der Black Studies in den USA und war begeistert von Deutschland. Zwei Jahre studierte er in Berlin, er wurde als erster Schwarzer in Harvard promoviert. 1936 reiste er nach Deutschland, um über das Land unter Hitlers Reichskanzlerschaft zu schreiben. Dass er manche Texte erst nach seiner Ausreise veröffentlichte, sagt genug über diese Atmosphäre. (Manfred Loimeier)
W.E.B. Du Bois: „,Along the color line’. Eine Reise durch Deutschland 1936“
(C.H. Beck. 168 Seiten, 20 Euro)
ISBN: 978-3-406-79154-3
Punkt 1 von 2 Haruki Murakami: „Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“
Ausharren ist nicht nur für das dritte Jahr der Pandemie angesagt, sondern auch für Tsukuru Tazaki. Nachdem seine Freunde ihn ohne erkennbaren Grund verstoßen, befindet er sich lange am Rande des Selbstmords. Erst Jahre später begibt er sich auf die Reise, die Hintergründe zu erforschen. Eine Geschichte, die zwischenzeitlich traurig ist, aber am Ende unglaublich viel Hoffnung gibt, alle Krisen durchstehen zu können. (Julius Paul Prior)
Haruki Murakami: „Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“
(Dumont. 318 Seiten, 11 Euro)
ISBN: 978-3-8321-9748-3
Punkt 1 von 2 Christian Bommarius: „Im Rausch des Aufruhrs“
Sepp Herberger, Thomas Mann, Georg Grosz oder Joseph Goebbels: Sie alle lässt Christian Bommarius aus dem Jahr 1923 berichten. Basierend auf der Sichtung von Zeitungen, Autobiografien und Tagebüchern zeichnet der Autor so ein eindrucksvolles Bild einer Zeit voller Gegensätze – wie der Armut und dem Auftakt der Goldenen Zwanziger. Eine eindrückliche Geschichtsstunde der anderen Art. (Heike Rentsch)
Christian Bommarius: „Im Rausch des Aufruhrs“
(dtv. 352 S. , 24 Euro)
ISBN: 978-3-423-29004-3
Punkt 1 von 2 Yasmina Reza: „Serge“
Yasmina Reza, die auch als Autorin von Theaterstücken („Gott des Gemetzels“) erfolgreich ist, beschreibt das jüdische „Familienkuddelmuddel“. Yasmina Rezas Dialoge in ihrem neuen tragikomischen Roman sind messerscharf und voller schwarzem Humor. Die Hilflosigkeit ihrer Hauptfiguren gipfelt in einem bizarren Besuch von Auschwitz-Birkenau, den sie auf besonders krasse Weise schildert. (Walter Serif)
Yasmina Reza: „Serge“
(Hanser. 208 S., 22 Euro)
ISBN: 978-3-446-27292-7
Punkt 1 von 2 Warsan Shire: „Haus Feuer Körper“
Das Internet liebte sie, da machte Beyoncé sie endgültig berühmt. Warsan Shires Lyrik beginnt da, wo uns die Worte fehlen. Es geht um Weiblichkeit, es geht um Liebe und um Heimat. Die Zeilen der somalisch-britischen Autorin fesseln in dieser ersten zweisprachigen Ausgabe. „Bless the Daughter Raised by a Voice in Her Head“, so der englische Titel, ist dramatisch, bildstark und popkulturell. Wer zuletzt Rupi Kaur verschenkt hat, kann hiermit landen. (Anna Suckow)
Warsan Shire: „Haus Feuer Körper“
(S. Fischer. 160 S., 24 Euro)
ISBN: 978-3-10-397106-4
Punkt 1 von 2 Alex Capus: „Susanna“
Der Schweizer Erfolgsautor Alex Capus erzählt farbig, fesselnd und lebendig von einer sehr ungewöhnlichen Frau, die tatsächlich gelebt hat. Der Roman „Susanna“ ist die Geschichte einer Emanzipation aus dem 19. Jahrhundert, die weit über ihre Zeit hinausweist. Die gebürtige Schweizerin Susanna Faesch ging eigensinnig einen eigenen Weg und engagierte sich für die Ureinwohner Nordamerikas. (Dr. Thomas Groß)
Alex Capus: „Susanna“
(Hanser. 286 Seiten, 25 Euro)
ISBN: 978-3-446-27396-2
Punkt 1 von 2 David Mitchell: „Utopia Avenue“
Dave Mitchell fasst das Genre Rockroman anders an, wenn er den Aufstieg der fiktiven Band Utopia Avenue schildert. Die besteht nicht aus Suchtmenschen und Egomanen, sondern schlicht aus Freunden. Das ist zeitgemäß, weil viele Bands heute tatsächlich eher Yoga, Veganismus und grünen Tee statt Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll praktizieren. Klug gewählte Referenzen und Gäste runden die Lektüre ab. (Jörg-Peter Klotz)
David Mitchell: „Utopia Avenue“
(Rowohlt Verlag. 747 S., 26 Euro)
ISBN: 978-3-498-00227-5
Punkt 1 von 2 Lukas Bärfuss: „Vaters Kiste“
„Eine Geschichte über das Erben“ nennt der Büchnerpreisträger (2019) sein Bändchen im Untertitel. Zu erben gab es nichts vom Vater – außer Schulden, weshalb es besser ausgeschlagen wurde, das Erbe, das dennoch ein großes Wort bleibt. Was Bärfuss blieb, ist eine mehrfach mit umgezogene, aber lange ignorierte Kiste voller Habseligkeiten eines ausgelöschten und verdrängten Mannes, den der Autor anhand deren Inhalt als Vater wiederentdeckt. (Ralf-Carl Langhals)
Lukas Bärfuss: „Vaters Kiste“
(Rowohlt. 95 S., 18 Euro)
ISBN: 978-3-498-00341-8
Punkt 1 von 2 Bianca Zapatka: „Vegan Soulfood“
Nicht nur für den Bauch, sondern auch für die Seele: Bianca Zapatka hat 100 ihrer Lieblingsrezepte in ihrem dritten Kochbuch zusammengetragen – alle unkompliziert, lecker und vegan. Dabei bleibt die Food-Bloggerin weit weg von außergewöhnlichen Zutaten und Ersatzprodukte werden nur selten benötigt. Denn: tierische Produkte werden hier alles andere als vermisst. Alle, die auf der Suche nach der nächsten Geschmacksexplosion sind, werden hier fündig. (Julius Paul Prior)
Bianca Zapatka: „Vegan Soulfood“
(riva. 319 S., 26 Euro)
ISBN: 978-3-7423-1436-9
Punkt 1 von 2 Iris Welling: „Die Hundeflüsterin“
In die Südpfalz lockt die Mannheimer Autorin ihre Leser in ihrem neuesten Roman. Dorthin verschlägt es Klara Lohse, die nach privaten Tiefschlägen ihr Leben umkrempelt. Eine Hundeschule will sie aufziehen, doch als Zugezogene wird Klara erst einmal kritisch beäugt. Zudem stößt sie auf Hinweise, dass Hunde in den Wäldern verschwinden. Schnell findet sich die Neu-Pfälzerin mitten drin in einem spannenden Fall. Ein Krimi mit Lokalkolorit und viel Hundeverstand. (Heike Rentsch)
Iris Welling: „Die Hundeflüsterin“
(Waldkirch. 315 S., 13 Euro)
ISBN: 978-3-86476-174-4
Punkt 1 von 2 Wolf Haas: „Müll“
Auf einer Wiener Müllkippe herrscht strenge Ordnung, bis eines Tages in der Sperrmüllwanne ein menschliches Knie gefunden wird. Ein Fall für Simon Brenner, der nicht mehr bei der Kripo arbeitet, sondern beruflich nur noch brav den Müll trennt. Aber bei Mord kennt der Brenner sich eben besonders gut aus. Und sein österreichischer Schöpfer Wolf Haas fesselt uns wieder mit seiner fürwahr unnachahmlichen Erzählstimme. (Walter Serif)
Wolf Haas: „Müll“
(Hoffmann und Campe. 288 S., 24 Euro)
ISBN: 978-3-455-01430-3
Punkt 1 von 2 Ferdinand Schmalz: „Mein Lieblingstier heißt Winter“
Und gleich noch ein Wormser Ex-Nibelungenautor, nach dem Schweizer Bärfuss hier nun der Österreicher Schmalz, als Dramatiker bekannt für wortspielerisch Schräges mit schwarzem Humor. Sein gänzlich im Konjunktiv geschriebener Debütroman schließt da fast nahtlos an seine Theaterstücke an: Zwischen Tatort-Reiniger, Kühlfrachtfahrer und stillgelegtem Dino-Freizeitpark dreht sich alles um Rehragout – und den toten Jäger. Ein skurriles Vergnügen. (Ralf-Carl Langhals)
Ferdinand Schmalz: „Mein Lieblingstier heißt Winter“
(S. Fischer. 189 S., 22 Euro)
ISBN: 978-3-10-397400-3
Punkt 1 von 2 Brigitte Glaser: „Kaiserstuhl“
Die Jagd nach einem Champagner von 1937 ist das verbindende Element zwischen Kriegs- und Nachkriegszeit in „Kaiserstuhl“. Er soll Präsident de Gaulle als Zeichen der Versöhnung überreicht werden, der 1962 erstmals nach Kriegsende nach Bonn reist. Ein friedliches Europa ist plötzlich möglich – und vielleicht auch Vergebung für all das, was sich im badisch-elsässischen Grenzgebiet im Krieg ereignet hat. Ein wenig Krimi und viel Liebe runden den Roman ab. (Heike Rentsch)
Brigitte Glaser: „Kaiserstuhl“
(List. 432 S., 23 Euro)
ISBN: 978-3-471-36011-8
Punkt 1 von 2 Taylor Jenkins Reid: „Die sieben Männer der Evelyn Hugo“
Taylor Jenkins Reid ist auch bei der Jugend angesagt, das liegt vielleicht daran, dass TikTok ihren neuen Roman pusht, der lange auf den US-Bestseller-Listen stand. Ältere Semester denken bei der fiktiven Hollywood-Actrice Evelyn Hugo vielleicht eher an die echte Ikone Elizabeth Taylor. Im Roman setzt die Heldin als beste Waffen Hirn und Verstand ein. Dass das Buch auch ein guter Stoff für eine Serie ist, versteht sich von selbst. (Walter Serif)
Taylor Jenkins Reid: „Die sieben Männer der Evelyn Hugo“
(Ullstein. 480 S., 10,99 Euro)
ISBN: 978-3-548-06673-8