Matt Damon rettet wieder als "Jason Bourne" die Welt. Der Film spielt in einer neuen Welt. Die Themen sind Flüchtlinge und auch die neuen Überwachungsmethoden im digitalen Zeitalter. Aber auch das Thema Trump treibt Matt Damon um, wie er uns im Interview sagt.
Warum hat der neue "Bourne"-Film fast zehn Jahre gedauert?
Matt Damon: Wir hatten einfach keine Story. Ich habe im Laufe meiner Karriere genug Filme gemacht, die keiner sehen wollte. Deshalb bin ich mir bewusst, wie schön es ist, wenn das Publikum einen Film und eine Figur, die ich spiele, zu schätzen weiß.
Was unterscheidet Bourne von seinem großen Konkurrenten Bond?
Damon: Uns war immer wichtig, dass sich die Bourne-Filme sehr gegenwärtig anfühlen und eng mit der Welt, in der wir leben, verbunden sind. Die ersten drei waren fest der Ära George W. Bush und dessen "War on Terror" verankert. In "Bourne Ultimatum" zeigten wir die amerikanischen Foltermethoden des "Waterboarding" und alle Action-Szenen waren in Madrid, London oder New York angesiedelt - eben jene Städte, die die Jahre zuvor von terroristischen Anschlägen heimgesucht wurden.
Und der neue?
Damon: Der fängt an der mazedonisch-griechischen Grenze an, wo zur Zeit die Flüchtlingsströme herübergehen. Wir zeigen Demonstrationen in Athen gegen die EU-Sparpolitik und es geht um das Verhältnis zwischen Privatsphäre und Sicherheit, was eine der zentralen Fragen unserer Zeit ist. Als wir darüber nachdachten, was seit dem letzten Bourne-Film 2007 alles passiert ist, haben wir gemerkt, welche enormen Veränderung sich in der Welt während der letzten zehn Jahre vollzogen haben. 2007 war Bush noch Präsident. Viele haben ihren hohen Lebensstandard mit geliehenem Geld finanziert. Die Wirtschaftskrise war noch nicht in Sicht. Unternehmen wie Facebook waren kleine Start-Ups und keine transnationalen Konzerne. Damals war nicht klar, in welchem Umfang man uns digital ausspioniert.
Die Überwachungsmethoden der Geheimdienste sind ein zentrales Thema in "Bourne". Spiegelt der Film auch ein neues Bewusstsein der amerikanischen Gesellschaft in der Nach-Snowden-Ära?
Damon: Ich glaube, wir wachen erst langsam auf und beginnen zu verstehen, welche Implikationen die digitalen Kommunikationstechnologien haben, die uns ja richtiggehend überrannt haben. Ich halte das für eine der wichtigsten Debatten, die wir öffentlich führen müssen. Jeder Sicherheitsapparat versucht immer, so viel Informationen wie möglich zu bekommen. Deshalb müssen wir als Gesellschaft klare Grenzen setzen und Gesetze schaffen, die festlegen, was auf diesem Gebiet erlaubt ist. Unser Umgang mit dem Thema wird darüber entscheiden, wie unsere Demokratie in Zukunft aussehen wird.
Leiden Sie selbst manchmal unter digitalem Verfolgungswahn?
Damon: Ich bin genauso von meinem Smartphone abhängig, wie alle anderen Menschen. Aber ich bin nicht in den sozialen Medien unterwegs und schreibe stinklangweilige E-Mails. Aber in der "New York Times" war vor kurzem ein verstörender Artikel: Eine ältere Dame stimmte zu, dass man sich für die Recherche zu dem Artikel in ihren Computer und Smartphone einhackte. Es war unglaublich, was die Hacker alles über das Leben dieser Frau herausfinden und kontrollieren konnten. Aber das Verstörendste war, dass sie feststellten, dass überall, wo sie sich einhackten, vor ihnen schon jemand gewesen ist. Und das war nur eine harmlose, ältere Dame aus Oregon, an der niemand ein spezielles Interesse haben konnte.
Im Film gibt es auch die Figur eines Hackers, der Wikileaks-Gründer Julian Assange sehr ähnelt, aber von Jason Bourne mit großem Misstrauen behandelt wird...
Damon: Bourne ist gegenüber allen institutionalisierten Mächten skeptisch. Ob es die Regierung, Großkonzerne oder politische Organisationen sind, die sich als deren Gegner begreifen. Menschen, die zu viel Macht ansammeln, vertraut er prinzipiell nie.
Ein Teil spielt erneut in Berlin. Warum ist Berlin fast 30 Jahre nach dem Kalten Krieg immer noch interessant Ort für Spionage-Filme?
Damon: Ich glaube, in fünfzig Jahren werden die Leute sagen, dass Berlin der Ort war, an dem die wichtigsten Veränderungen der Jahrtausendwende geschehen sind. Für die eben genannte Szene mit dem Hacker, war Berlin der richtige Ort. Deutschland hat weltweit die besten Datenschutzgesetze, weshalb es in Berlin auch eine große Hackerszene gibt.
Wird "Bourne" fortgesetzt?
Damon: Das kann man noch nicht sagen. Regisseur Peter Greengrass hat erst einmal zwei andere Projekte in der Pipeline und danach müssen wir sehen, ob Jason Bourne uns vor Donald Trump retten muss.
Halten Sie es für möglich, dass Trump Präsident wird?
Damon: Nach dem Brexit-Votum in Großbritannien, das mich sehr schockiert hat, ist der Aufstieg Donald Trumps zum Präsidenten ein durchaus realistisches Szenario. Die Emotionen und die Wut der Menschen sind in Großbritannien dieselben wie in Amerika. Die äußerste Rechte gewinnt überall immer mehr an Boden. Der Rückzug in den Nativismus, die Vorstellung, eine Mauer gegen das vermeintlich Fremde zu errichten - diese Mentalität macht sich leider immer mehr breit.
Matt Damon
Der Schauspieler: Der US-amerikanische Schauspieler gehört zu den begehrtesten Talenten der Filmbranche. Als Matthew (Matt) Paige Damon 1970 in Cambridge (Massachusetts) geboren, feierte er seinen Durchbruch 1996 mit dem Film "Mut zur Wahrheit" an der Seite von Denzel Washington und Meg Ryan. Für "Good Will Hunting" aus dem Jahr 1997, erhielt er als Autor einen "Oscar" und einen "Golden Globe". Zusätzlich wurde er für den "Oscar" als bester Hauptdarsteller nominiert.
Die populären Filme: "Der talentierte Mr. Ripley", "Die Legende von Bagger Vance", "Der Soldat James Ryan", "Ocean's Eleven, Twelve und Thirteen", "Departed: Unter Feinden" und die drei "Bourne"- Filme.
Damon privat: 2005 heiratete er Luciana Barroso. Zusammen haben sie zwei Töchter, Barroso brachte auch eine Tochter mit in die Ehe. dms
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