NS-Zeit - Ein Film über die Antifaschistin Anette Langendorf feiert am 30. Januar Premiere im Cinema Quadrat

Ein Film über Mannheims nahezu unbekannte Widerstandskämpferin

Von 
Katja Geiler
Lesedauer: 
Sabine Arend (l.) und Annette Lennartz in der Gedenkstätte Ravensbrück. © VP68

Die Widerstandskämpferin und Antifaschistin Anette Langendorf (1894-1969) lebte lange in Mannheim, ist aber kaum bekannt. Um die bedeutende Persönlichkeit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, hat die Mannheimer Produktionsgesellschaft VP68 nun einen 72-minütigen Film über sie gedreht, Premiere ist am Sonntag, 30. Januar, im Cinema Quadrat: „Die Aufrechte - Anette Langendorf, eine Mannheimer Antifaschistin“.

Widerstandskämpferin und Antifaschistin Anette Langendorf. © VVN Mannheim

1944 ins KZ verschleppt

Langendorf war schon früh sehr engagiert, in den 20er und 30er Jahren war sie Politikerin der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) im Mannheimer Gemeinderat und im Badischen Landtag. Politik war von Männern dominiert, Frauen gab es nur vereinzelt - auch hier war sie Vorreiterin. Ab 1933 war Langendorf aktiv im Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime. Ihr Mann Rudolf wurde mit weiteren Mitgliedern der sogenannten Lechleiter-Gruppe 1942 hingerichtet, sie selbst kam 1944 ins Konzentrationslager Ravensbrück im heutigen Brandenburg, einem Arbeitslager für Frauen. Dort überlebte sie eine Typhus-Infektion nur knapp. „Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes wurde 1947 auch in Mannheim gegründet, die Vorsitzende war Anette Langendorf. Die VVN kümmerte sich um Leute, die aus dem KZ zurückkamen“, sagte Klaus Dollmann, Produzent. Es gebe nur wenige Spuren von Langendorf, im Marchivum sei das Produktionsteam mit Hilfe von Historiker Ulrich Nieß fündig geworden.

Die Erinnerung an die Antifaschistin kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. „Es gibt viel Unbewusstsein über die deutsche Geschichte. Langendorf hat sich mehrere Jahrzehnte gegen den Faschismus eingesetzt, sie ist ein Vorbild, nicht nur für die Jugend“, sagt Fritz Reidenbach. „Wenn man sieht, was zurzeit auf den Straßen los ist, ist sie es auch für die Erwachsenen.“

Namensgeberin eines Platzes?

Von Langendorf sei in Mannheim nichts zu sehen und zu hören, zu gerne hätte man eine Straße nach ihr benannt. Doch es gibt bereits eine Rudolf-Langendorf-Straße in Friedrichsfeld, die nach ihrem Mann benannt ist. Zwei Straßen nach Ehepartnern mit demselben Nachnamen zu benennen, sei nicht möglich. Doch mit einem Park sehe es gut aus. Drei Parteien haben hierfür einen Antrag gestellt, und nun wird ein Parkstreifen auf dem Turley-Gelände nach der Politikerin benannt.

„Die Recherche war schwierig, aber die Schwiegertochter Gudrun Langendorf lebt noch und konnte viel für den Film beitragen“, sagt Journalistin Annette Lennartz. Die persönlichen Schilderungen der Schwiegertochter machen den Film sehr lebendig. Es wird geschildert, wie die Langendorfs im Untergrund lebten und Flugblätter verfassten, während sie ständig damit rechnen mussten, entdeckt zu werden. Lennartz reiste zu Dreharbeiten nach Ravensbrück und recherchierte vor Ort mit Hilfe von Sabine Arend, Leiterin der Museologischen Dienste. Dabei kam ein einzigartiges, historisches Dokument zum Vorschein, das noch nie zuvor katalogisiert worden war: Sieben handgeschriebene Seiten von Anette Langendorf aus ihrer Zeit im KZ. Eine einzigartige Entdeckung, wenn man bedenkt, dass dieses für Mannheim wichtige Dokument weiterhin unbeachtet im Archiv gelegen hätte.

Auch zu einem Jubiläum kommt der Film genau richtig: Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes feiert in diesem Jahr ihren 75. Jahrestag.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen