Außen knusprig und innen zart. Die Quiche kommt immer gut, ob nun auf die Hand oder als Hauptspeise mit Salat. In der Mondweide im Markgräflerland zeigen Karl Müller-Bussdorf und Britta Klint, wie man sie macht. Hier wird die Quiche zur kulinarischen Wundertüte.
Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit, als in langen Winternächten ein Eber die Gegend unsicher machte, in die noch offene Küche grunzte (man renovierte gerade das Haus) und den Garten zerwühlte. Die neugierigen Hausbesitzer legten sich in einer mondhellen Nacht auf die Lauer. Als sie auf die Wiese schauten, stand dort kein Wildschwein, sondern ein Schimmel. "Das ist eine Mondweide", flüsterte die Frau zu ihrem Mann. Diese wahre Begebenheit brachte den Namen für das Bistro-Café von Karl Müller-Bussdorf und Britta Klint - berühmt für Kaffee, Kuchen und Quiche.
Die beiden kommen aus Dortmund, hatten aber Sehnsucht nach dem Süden - auch weil es dort Verwandtschaft gab. Karl Müller-Bussdorfs Onkel war der wahre Doktor Brinkmann und seinem Urgroßvater gehörte einst ein Schloss im Elsass. Da Karl Müller-Bussdorf und Britta Klint im Mediengeschäft waren, dachten sie, sie machen so nebenbei ein Café auf. Was das Kochen angeht, sind sie Autodidakten und arbeiten überwiegend mit Bioprodukten. Auch Vollwertküche war bei ihnen schwer angesagt. Doch weil immer mehr Ehefrauen maulten "Mein Mann will was Richtiges essen", wurde umdisponiert und die Quiche neu erfunden.
Schnell gemacht
Für eine klassische Quiche Lorraine braucht es nur salzigen Mürbeteig sowie Eier, Rahm und Speck. Im Prinzip kann man alles fertig kaufen, schnell gemacht ist sie auch. Das ursprüngliche Rezept stammt aus dem ehemals deutschsprachigen Lothringen. Der einsame Klassiker der Lothringer Bauernküche findet sogar bei Paul Bocuse Anklang. Er führt sie bei den warmen Vorspeisen und rät zum "blind backen" - also dazu, den Teig ohne Belag auszubacken, damit dieser nicht kleben bleibt.
Karl Müller-Bussdorf und Britta Klint haben diese Falle auch erkannt, sie aber anders umgangen. In französischen Haushaltsgeschäften fanden sie kleine Quiche-Formen mit einem Durchmesser von 14 Zentimetern, deren Böden sich heraus nehmen lassen. Damit bleibt der Teig nicht hängen. Da die Geschmäcker verschieden sind, feiern sie in der Mondweide die Vielfalt: nur Eier, Rahm und der Teig sind gesetzt, alles andere ist variabel.
Die Quiche à la Mondweide gibt es mit Wildschwein, Reh, Chili con Carne, aber auch mit Pfifferlingen, Lauch oder Bärlauch. "Wir haben ein Gespür für Kombinationen", sagt Britta Klint. Wer trotzdem nichts findet, kann sich auch eine eigene Quiche zusammenstellen. Jedes Törtchen wird zudem noch mit frischem Salat und essbaren Blumen serviert. Da bekanntlich das Auge mitisst, schmeckt diese Quiche besonders gut.
Charmant eingerichtet
Die neuen Quiche, dazu noch ein paar Fleischgerichte wie B#0153uf bourguignon, Schmorbraten und Rouladen in Bio-Qualität, sind der eine Grund, um ins versteckte Sehringen zu pilgern. Ein weiterer Anreiz ist die charmante Einrichtung, die aus Schweizer und Elsässer Antiquitätenläden und -märkten zusammengestückelt wurde. Auch der Garten ist wunderbar, mit Blick in die Küche und auf Berge und Wiesen, wo die Obstbäume wachsen und Ziegen weiden. Die Mondweide ist längst kein Geheimtipp mehr, soviel ist klar. Statt Bücher zu designen und Fotos zu knipsen, ist für Karl Müller-Bussdorf und Britta Klint die Mondweide zum Brotberuf geworden. Aus dieser Nummer kommen sie nicht mehr so schnell heraus.
Adresse
Mondweide, Café & Bistro, Karl Müller-Bussdorf, Bürgelnweg 3, 79410 Badenweiler-Sehringen, Telefon 07632/82 44 45. http://www.mondweide-cafe.de
Zwei Quiche-Rezepte
Quiche Grundteig für 28er Form:
- Zutaten: 300 gr Mehl (Weizen, Dinkel oder Buchweizen), 150 gr Butter (oder Margarine, zimmerwarm), 1 Prise Salz, 1 Bio-Ei, 2-3 EL kaltes Wasser.
- Zubereitung: Zutaten mit Knethaken verrühren und löffelweise Wasser dazu geben bis der Teig geschmeidig ist. Auf bemehlter Fläche ausrollen und in die Form legen, Rand ca. 3 cm hoch anlegen.
- Guss für die Quiche: 500 gr Creme fraîche, 3 Eier, 1 TL gekörnte Gemüsebrühe, 1 Prise Muskat. Alles miteinander vermischen.
Paprika-Feta Quiche
- Zutaten: 500 gr möglichst rote Bio-Spitzpaprika, ca. 250 gr Feta, 2 Stück Zwiebellauch, in Ringe schneiden, 3-4 Stängel frischer Thymian (Blätter abzupfen), ca. 100 gr halbierte bunte Oliven entkernt, Salz, Pfeffer.
- Zubereitung: Paprika in ca. 0,5 cm dicke Ringe schneiden, mit Oliven und Thymian in der Form verteilen. Mit Guss aufgießen, bis alles knapp bedeckt ist. Den grob zerkrümelten Feta darüber streuen, salzen und pfeffern.
Schinken-Birnen Quiche
- Zutaten: 200 gr Schwarzwälder Schinken in dünne Streifen geschnitten, 500 gr aromatische noch nicht saftende Birnen, ca. 4 Stengel Petersilie, kleingehackt, ca. 300gr Roquefort, Pfeffer
- Zubereitung: Schinken auf dem Boden verteilen, darauf gehackte Petersilie und grob zerkleinerte Birnenwürfel verteilen. Mit Guss aufgießen und darauf zerbröselten Roquefort verteilen.
- Backen: Jede Quiche bei 200 Grad Umluft ca. 25 Minuten backen. Dazu passt bunter Blattsalat mit Olivenöl und weißem Balsamico.
- Weinempfehlung: Sonnensegler, Weißwein Cuvée, 11,5 Vol., Weingut Harteneck, Schlingen
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