Mannheim. Wenn man in Deutschland „Salat“ sagt, meinen die meisten automatisch Blattsalat – gern Kopfsalat oder Rucola, vielleicht mit ein paar Gurken- und Tomatenscheiben und einem Joghurtdressing aus der Flasche. Leicht, grün, aber auch schnell welk und eher langweilig. Als Koch frage ich mich regelmäßig, warum wir Salat so oft auf seine Rolle als Beilage reduzieren, während im Mittelmeerraum Salat richtig rockt. Mein Favorit in diesem Kontext: der mediterrane Nudelsalat, ein vollwertiges, aromatisches, gesundes und sättigendes Gericht, das zeigt, wie gut „Salat“ eigentlich sein kann.
Nudelsalat ist in vielen Ländern eine komplette Mahlzeit
In Italien, Griechenland oder Spanien ist ein Salat nicht zwingend eine Schüssel Blätter. Er ist oft eine komplette Mahlzeit: lauwarm, mit gebratenem Gemüse, Hülsenfrüchten, Käse, Olivenöl und eben auch – Nudeln. Pasta im Salat ist dort kein Stilbruch, sondern ein logisches Puzzleteil. Der Salat gewinnt durch die Nudeln an Substanz, durch das Gemüse Farbe und Vitamine und durch Kräuter und Öl Charakter. Er sättigt, macht Spaß und sieht fantastisch aus.
Während hierzulande viele versuchen, mit Blattsalaten ein „leichtes“ Gericht auf den Tisch zu zaubern, geht es im Süden um Balance: Ein gutes Gericht darf nahrhaft sein, soll aber leicht verdaulich bleiben. Es darf aromatisch sein, aber nicht überladen. Genau diese Balance bringt ein mediterraner Nudelsalat perfekt auf den Punkt.
Was macht den Unterschied? Ganz klar: Textur und Vielfalt. Ein typischer mediterraner Nudelsalat bringt mehrere Ebenen mit: Al dente gegarte Pasta als Basis – ideal sind Penne, Orecchiette oder Farfalle, frisches oder geröstetes Gemüse wie Zucchini, Paprika, Kirschtomaten, Auberginen, Kräuter wie Basilikum, Petersilie oder Minze für Frische, Aromen durch Oliven, Kapern, Zitronenzeste, eingelegte Artischocken, Fettträger wie Olivenöl (bitte ein gutes!), Feta oder Burrata und natürlich Säure: etwas Zitrone oder ein milder Essig rundet alles ab.
Das ist kein Salat, der neben einem Schnitzel verschwindet. Das ist ein eigenständiges Gericht, das sowohl auf dem Buffet glänzt als auch als Lunch mit ins Büro genommen werden kann – und warm serviert auch als kleines Sommer-Dinner funktioniert.
Ich bin überzeugt: Es ist an der Zeit, dass wir in der deutschsprachigen Küche unseren Salatbegriff erweitern. Warum sollen wir uns auf ein bisschen Grünzeug beschränken, wenn Salat auch sättigen, wärmen und überraschen darf? Der mediterrane Nudelsalat ist dafür ein großartiges Beispiel. Er ist flexibel (vegan, vegetarisch oder mit Hähnchen/Tintenfisch/Fischfilet), leicht vorzubereiten und ideal zum Resteverwerten. Und er hat das, was vielen klassischen Blattsalaten fehlt: Charakter.
Rezept für Nudel-Salat: Eine einfache Grundformel für jeden Tag
Sie benötigen kein Rezept, nur eine Idee der Bausteine:
- 200 g Pasta
- 2–3 Sorten Gemüse (roh oder gegart)
- 1–2 frische Kräuter
- eine gute Säure-Komponente
- Olivenöl
- optional Käse oder Protein.
Fertig ist ein Salat, der auf dem Teller bleibt – und im Kopf. Kein Welken, kein Wässern, kein Nebendarsteller. Sondern ein echter Star. Vielleicht nicht so „leicht“, wie wir Salat oft verstehen – aber dafür leicht zu lieben.
Mit kulinarischen Grüßen
Ihr Tristan Brandt
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