Restaurants vorgestellt

Veganes Wunderland: Café Tropical - Showcase Kitchen

Von 
Anna Suckow
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Sorgen für gute Laune, schönes Ambiente und leckeres Essen wie Drinks:  Linda Dröge und Carolin Breckle. © Jennifer Marke

Mannheim. In einem ruhigen Hinterhof in der Innenstadt liegen hinter einem schweren Eisentor wuselige chinesische Garküchen, mexikanische Strandspelunken und all-american Dinner-Restaurants nur einen Gedanken entfernt. Hier im Quadrat G7 haben Linda Dröge und Carolin Breckle mit dem „Café Tropical - Showcase Kitchen“ einen in Mannheim einzigartigen Ort eröffnet. Ein kleines Wunderland voll großer Ideen. 

Ohne Reservierung wirds eng

Wer die vier Stufen zum "Tropical" erklommen und die Tür aufgestoßen hat, kann seine Sorgen direkt mit dem Mantel beim Reinkommen abstreifen. Hier ist kein Platz. Die Samtstühle sind jeden Abend besetzt. Wer einen Sitz bekommen hat, kann sich freuen.
Die beiden Inhaberinnen zeigen hier, dass manchmal eine Bauchentscheidung die einzig richtige ist. Linda Dröge und Carolin Breckle haben mit dem „Café Tropical“ ein Abenteuerland erschaffen – das „Showcase Kitchen“-Konzeptrestaurant ihrer Träume.

Es gibt immer irgendwo was zu Entdecken: Hier tummeln sich an Donnerstagen und Freitagen viele Menschen mit Lust auf vegane Leckereien. © Jennifer Marke

Wer die beiden Gründerinnen nach der Entstehungsgeschichte des Ladens fragt, wird mit höheren Mächten konfrontiert. „Letztendlich hat uns das Universum zusammengeführt“, sagt die eine, die andere nickt. 

Job gekündigt und rein ins Abenteuer

In der Corona-Krise mussten viele Lokale schließen. Die beiden Frauen dagegen eröffneten mitten in die Ungewissheit ihren Laden. Auf gut Glück. „Wir kommen beide nicht aus der Gastro – und genau das ist unser Vorteil“, vermuten sie im Gespräch. Doch eine ganz Unbekannte dürfte zumindest Linda Dröge für Menschen mit einem Herz für Essen nicht sein. In Zypern aufgewachsen, über das Sauerland in Hamburg gelandet, verbringt die 41-Jährige nun die längste Zeit ihres Lebens in Mannheim. Und hat hier mit einigen Start-Ups und als Beraterin auch in der Gastronomie Präsenz gezeigt.
Die 37-jährige Carolin Breckle indes ist gelernte Fotografin, arbeitete in verschiedenen großen Museen der Region – und wagte dann den kompletten Wandel. „Es war schon etwas verrückt: Mitten in der Pandemie habe ich gekündigt und mit einer Freundin ein Restaurant eröffnet.“

"Wir haben sympathische Gäste"

Bereut haben sie es nie. Ihre Herangehensweise – "wir machen einfach einen Laden, den wir selbst geil finden würden" - ist wahrscheinlich das Geheimnis hinter dem kometenhaften Erfolg des „Tropicals“. Es ist gemütlich, wie bei engen Freunden daheim, man wird direkt herzlich begrüßt und dann gibt es dieses außergewöhnliche Essen. „Ich habe früher immer für viele meiner Freunde gekocht, alle saßen zusammen an einem riesigen Tisch. Und genau das wollte ich hier auch haben“, erklärt Linda. Und im Sommer funktioniert das noch besser. Da sitzen auf langen Bänken vorher Fremde und teilen sich vielleicht sogar Essen. Und das funktioniert, „weil wir halt auch einfach sympathische Gäste haben“.

Infos & Öffnungszeiten

Café Tropical - Showcase Kitchen

Adresse: G7 22, 68159 Mannheim

Öffnungszeiten: Donnerstag 17-0 Uhr / Freitag 17-2 Uhr

Infos zur Karte & Reservierung: www.showcasekitchen.de

Das Konzept: In wechselnden "Spielplänen" erfinden sich die beiden und mit ihnen das Tropical alle sechs bis acht Wochen neu. Dann wird die komplette Karte durchgewechselt; ein völlig anderes Thema regiert Küche und Bar. Kulinarisch kennen die beiden im Café Tropical keine Grenzen. Nur beim Wein bleiben sie der Region treu. Als Konstante bleibt, dass alle Gerichte vegan sind und es sie in dieser Form sonst nicht in Mannheim zu finden gibt. 

Bock auf Fleisch - aber ohne Tier

Wer aber nun bei dem Stichwort „vegan“ an Chia-Pudding, Haferschaum und Açaí-Bowls denkt, wird im Café Tropical nicht fündig – und vielleicht sogar nicht glücklich. „Wir machen veganes Essen für Fleischesser“, erklärt es Linda Dröge mit einem Ausrufezeichen. Bestes Beispiel: Eine der letzten Karte hatte den Namen „Steakhouse“ – und genau das war es auch. Tierfreie Fleischeslust in Form von (Austernpilz-)Steaks, Kräuterbutter, Soßen und Pommes.

Tacos - scharf, frisch und so klein, das man viel davon essen kann. © Carolin Breckle

Gerade geht es aber frisch und spannend daher. Passend zu den ersten sich zaghaft ankündigenden Frühlingsboten (es zwitschern Vögel im Hinterhof, dank Lenzwetter im Winter sprießen Knospen an den Büschen vor dem Fenster) geht die sensorische Reise nach Oaxaca. Wer bei Mexico an scharf und köstlich denkt, wird nicht enttäuscht. Bei den „Elote Fritters“ getauften Maisbällchen purzeln nicht nur beim Aufschneiden die gelben Körner auf den Teller, sondern die Limetten und Chilis kitzeln ordentlich den Gaumen. Ein Schluck „Piña Punch“ und der rauchig-frische Mezcal-Drink beruhigt Geist und Geschmacksknospen. Nun kommt die Mole Publano, eine cremige Schokoladensoße – auch hier mit ordentlich Koriander und Limette. Das trifft nicht unbedingt jeden Nerv, ist aber handwerklich nicht zu beanstanden. Und dann natürlich Tacos. Ob mit Shrimps (ja, ganz ohne tote Krebse) oder als „Birria Tacos“ mit würziger Füllung und Toppings zum selber belegen.
Wer das noch probieren will, muss sich beeilen. Mitte März wird das nächste Thema verraten.

Zeitgeist gewinnt

Ob es funktionieren würde, darüber waren sich die beiden am Anfang nicht sicher, sagen sie. „Es hätte alles passieren können. “ Aber – auch hier war das Universum wohl wieder im Spiel. Aber neben guten Sternen, verlässlicher Freundschaft und einer guten Schippe Kreativität haben die beiden ein gutes Gespür für Zeitgeist bewiesen. Das Konzept mit den wechselnden Spielplänen sorgt für ständig volles Haus. Denn wer einmal da war und es für gut befunden hat, wird sich nicht die nächste Karte entgehen lassen.

Hier tanzen die Aromen auf der Zunge wild durcheinander: Mais, Koriander, Limette und Chili vereinen sich bei den Elote Fritters zu etwas, von dem man definitiv mehr möchte. © Carolin Breckle

Und für die Generation Hype, die das Prinzip eines „Drops“ ja schon von streng limitierten Klamotten kennt, sorgt die zeitliche Begrenzung eines Themas für genau die richtige Menge an "Fomo" - kurz für "Fear Of Missing Out"; also die tief sitzende Angst, ständig etwas zu verpassen. Dazu kommt die starke Ausrichtung auf Instagram. In den sozialen Netzwerken locken witzige Collagen mit einer Ästhetik zwischen softer 80er-Sexfilm-Optik und saftigem Foodporn.

Während ein cremiger Flan Mexicano als Abschluss des aufregenden Essens den Gaumen mit seiner karamelligen Süße wieder auf den Boden holt, fragt man sich, wie es für die beiden eigentlich noch weiter gehen soll. Gerade haben sie ihre Showcase Kitchen wieder für Gäste freigegeben. Dann bespielen Köchinnen und Köche den Samstagabend mit einem eigenen Konzept. Auch das war nach wenigen Tagen ausgebucht.

"Vielleicht liegt unsere Zukunft nicht in Mannheim", sagt Linda Dröge zum Abschied. Und Carolin Breckle ergänzt: "Vielleicht auch nicht mal in Deutschland." Bis dahin warten aber noch einige wilde Spielzeiten. Und ein Sommer im Hinterhof, irgendwo zwischen Sichuan, Kentucky und Mannheim.

Redaktion

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