Garten-Kolumne

So wird Gehölzschnitt zur Kunst

Auf dem Spinelli-Gelände haben Barbara Guthy und Soana Schüler eine große Installation aus Baumstämmen, Ästen und Zweigen geschaffen. Wer diese Landart im eigenen Garten mit Gehölzschnitt nachahmen möchte, hilft die Artenvielfalt zu erhalten.

Von 
Daniela Hoffmann
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Die Landart-Installation auf dem Spinelli-Gelände. © Daniela Hoffmann

„Guck mal, wie schön die Äste da liegen – sieht aus, wie eine riesige Wasserblase“, freut sich eine kleine Besucherin der Mannheimer Bundesgartenschau. „Das ist kein Zufall, sondern natürlich Kunst“, erklärt die Mutter. Beide bleiben vor der großen Installation am Eingang des Spinelli-Geländes stehen. Nach der aufregenden Fahrt mit der Seilbahn ein Ort des Verweilens, wo an diesem Morgen immer wieder Leute interessiert die Blicke schweifen lassen.

Barbara Guthy und Soana Schüler haben das Werk auf einer Grundfläche von 300 Quadratmetern geschaffen und es „Circles of Life“ genannt – übersetzt Kreise des Lebens. „Das Mädchen hatte also gar nicht so unrecht“, sagt Barbara Guthy lachend, als ich ihr von der Begebenheit auf Spinelli erzähle.

Aus rund 80 Kubikmetern Baumstämmen, Ästen und Zweigen haben die beiden Künstlerinnen aus Heidelberg Kreise, Spiralen und Wellen entstehen lassen. Ein Teil des Holzes ist bei Renaturierungsmaßnahmen am Neckar geborgen worden. Ein weiterer Teil fiel an, als das ehemalige Militär-Areal Spinelli zum Gartenschaugelände umgewandelt wurde.

„Wir verwenden bei unseren Arbeiten grundsätzlich nur natürliches Material, das es vor Ort im Überfluss gibt“, erklärt mir Barbara Guthy. Die sogenannte Landart des Künstlerinnen-Duos soll nicht nur im Einklang mit der Natur entstehen. Sie hat auch einen ganz praktischen Nutzen, indem sie Nistplatz oder Unterschlupf für Tiere wird.

„Können das Gartenbesitzer in kleinerem Rahmen zu Hause auch ausprobieren?“, will ich von Barbara Guthy wissen. Das wirkt schließlich sehr viel schöner als ein gewöhnlicher Reisighaufen, der auf dem heimischen Grundstück letztlich die gleiche Funktion für Vögel und Kleintieren übernimmt.

„Klar“, meint die Heidelbergerin. Allerdings braucht das Ganze ein bisschen Übung. Und auch ein paar künstlerische Kriterien sollten beachtet werden.

Als Grundlage könnten daheim beispielsweise Äste vom Frühjahrsschnitt oder das zersägte Stämmchen des Weihnachtsbaums dienen. Steine, die nicht mehr gebraucht werden, können ebenfalls verwendet werden.

„Dann muss man das Material erstmal sortieren – nach Größe, Länge und Beschaffenheit“, rät Barbara Guthy, die Tricks und Kniffe für solch ein Projekt auch in ihren Kursen weitergibt.

Schließlich können die Naturmaterialien zu Formen und Mustern gelegt und aufgehäuft werden. „Dabei sollten Reiz und Ruhe im Wechsel entstehen, damit die Struktur später dem Auge des Betrachters immer etwas anbietet“, betont die Heidelbergerin.

Um ihre Landart-Installationen zu stabilisieren, benutzen Soana Schüler und Barbara Guthy lediglich Brombeerranken zum Festbinden von Einzelteilen oder Dornen zum Festklammern. Fixiermittel, die nicht aus der Natur stammen, kommen für die beiden Frauen nicht in Frage.

Ewig hat der Ist-Zustand des Werks am Ende ihrer Arbeit eh nicht Bestand. Und das ist von dem Duo durchaus gewollt. An der Installation auf Spinelli etwa, die mit ihrer Wellenform an die Schleifen des Neckars und seine Fluss-Strudel erinnert, wurden schon bald zarte Tierspuren sichtbar – von Eidechsen, Erdhummeln, Kaninchen und Vögeln, die dort Nistmaterial entwendet haben. Ihre Kunst loslassen und sie der Natur übergeben, das wollen die Künstlerinnen. Und kleinen wie großen Besuchern vielleicht eine Idee für eigene Projekte mitgeben. . .

Die Autorin

Daniela Hoffmann ist seit 2001 Redakteurin beim Mannheimer Morgen und lebt in der Pfalz auf einem ehemaligen Winzerhof. Dort ist Gärtnern zu ihrem Hobby geworden. Von Pflanz-Experimen-ten, Begegnungen mit Profi-Gärtnern, Floristen, Landwirten und Naturschützern erzählt sie in ihrer Kolumne.

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