Mannheim. Der Gastronomie liegt Corona noch schwer im Magen. Monatelang waren die Lokale wegen zweier Lockdowns geschlossen und mussten sich mit dem Außer-Haus-Verkauf irgendwie am Leben halten. Jetzt, da der Betrieb wieder nahezu ohne größere Einschränkungen möglich ist, erschweren andere Umstände das Geschäft. Zum einen suchen sehr viele Betriebe für fast alle Bereiche Mitarbeiter, von denen sich viele während der Schließungen abgewendet und andere Jobs angenommen haben. Und schließlich trägt der launische Sommer nicht gerade dazu bei, dass sich die Außenplätze füllen und die Kassen klingeln.
Trotzdem ist in der Innenstadt rund um die Fußgängerzone so etwas wie Aufbruchstimmung zu spüren. Die überwiegende Mehrheit der Restaurants, Bars und Cafés ist zurückgekehrt, und wenn doch irgendwo ein Lokal geschlossen hat, steht ein Nachfolger schon bereit. Im Folgenden einige der Veränderungen.
Vapiano, die Systemgastronomiekette, die während der Krise in ein Insolvenzverfahren gegangen war, ist nach langer Abstinenz mit Pizza und Pasta an den Friedrichsplatz zurückgekehrt. Härter getroffen hat es die Steakhousekette Maredo, die es im Gegensatz zu Vapiano nicht geschafft hat. Folglich bleibt auch am bisherigen Standort in P 5 der Ofen aus. Man ist dort ausgezogen, die Leuchtreklame und Sonstiges, das auf diese Vergangenheit hindeuten könnte, ist abmontiert.
Doch der Nachmieter im „Eichbaum Stammhaus“ steht schon bereit, und ab dem nächsten Frühjahr können Gäste dort wieder wählen, ob sie es lieber „medium“, „blutig“ oder „durch“ mögen: Die Steakhousekette Block House setzt ihre Expansion in Deutschland fort und wirft jetzt auch in Mannheim den Grill an, als zweiten Standort in Baden-Württemberg, nach Stuttgart.
Langfristiger Mietvertrag
Im Juni wurde mit der Actris Immobiliengesellschaft der - wie beide Seiten betonen - langfristige Mietvertrag unterzeichnet. „Wir freuen uns, mit Block House ein Familienunternehmen mit jahrzehntelanger Tradition als neuen Partner zu gewinnen, und sind sicher, dass dies der Auftakt einer guten und langjährigen Zusammenarbeit ist“, heißt es von Actris. Block House erweitere hervorragend das bestehende Angebot in der Mannheimer Innenstadt.
Die Block Gruppe wurde 1968 von Eugen Block gegründet und hat ihren Sitz in Hamburg. Derzeit betreibt sie in Deutschland 43 Restaurants (davon allein 14 in Hamburg und sieben in Berlin) und elf im europäischen Ausland. Mannheim wird das 46. Lokal der Kette in Deutschland. Der Gastraum wird rund 210 Quadratmeter groß sein und Sitzplätze für 140 Gäste haben. Das Unternehmen plant, 30 Arbeitsplätze zu schaffen. „Mannheim steht seit seiner Geburtsstunde sinnbildlich für Denker und klugen Köpfe. Als Oberzentrum bündelt sie Leben und Arbeiten in einer modernen Stadtgesellschaft“, begründet Markus Gutendorff, Vorstand der Block House Restaurantbetriebe, die Entscheidung für Mannheim.
Schräg gegenüber, in P 6 auf der ehemaligen Fläche von Different Fashion, ist „Dolce Vita“ eingekehrt, mit der Enoteca ENO. „Es ist kein klassisches Restaurant“, sagt Inhaber Vincenzo Armenio, der bereits in Q 1 eine Eisdiele betreibt, über die Vinothek mit exklusiven Weinen und Gourmet-Küche. Nebenan, im Feinkostbereich, gibt es kleine Gerichte, außerdem können hochwertige Pasta, Oliven, Pesto oder Antipasti gekauft werden.
Palm’s geht, Ojigi folgt
In P 6 gibt es einen zweiten Wechsel: Das Palm’s in der Plankenhof-Passage hat dicht gemacht. In den Räumen wird voraussichtlich Ende September das Restaurant Ojigi eröffnen, mit Sushi, Fleisch vom Grill und Salaten. „Es wird ein gehobenes Restaurant, aber es sind auch Gäste willkommen, die nur etwas trinken wollen“, sagt Holger Göbel vom Betreiber Aced Holding, die das Konzept noch in weiteren Städten plant.
Ein weiteres Beispiel, in dem Gastronomie auf Handel folgt, findet sich in P 3: Anstelle des Taschenladens hat sich Paco’s Tacos eingerichtet. Das Unternehmen aus Kassel expandiert und bietet demnächst seine mexikanischen Gerichte wie Tacos, Burritos und Quesadillas in der Freßgasse an. Auch vegane Gerichte sowie Tequilas und Margaritas stehen auf der Karte.
Sorgen vor dem nächsten Winter
Die nächste Neuerung ist nicht weit entfernt: Im Eckhaus in Q 2, wo zuletzt eine Bäckerei, ein Asia-Imbiss und ein Obst- und Gemüsegeschäft Flächen gemietet hatten, kündigt sich auf der Fensterfolie das Mannheimer Food Center an, das vier Betriebe mit Döner, Teigtaschen und anderen türkischen Speisen umfasst. Ein weiteres Grillrestaurant, LezzEtci, ist auf der Breiten Straße in F 1 hinzugekommen.
Schluss ist dagegen bald auf dem Alten Meßplatz. Inhaberin Britta Koch gibt das Platzhaus auf, letzter Öffnungstag ist der 6. September, eine Nachfolge gibt es noch nicht. „Es ist eine Vernunftentscheidung. Die Initialzündung für die Schließung war die Corona-Pandemie. Wir sind nicht in finanzieller Schieflage, sondern ohne Kredite und Schulden.“ Doch der Pächterin fehlt seitens der Politik ein Konzept für den Winter. Sie fürchtet, dass dann die Gäste fernbleiben, weil sie Innenräume meiden. „Solange man auf der Terrasse sitzen kann, kommen die Gäste. Aber wir beobachten eine Zurückhaltung, wenn sie für den Innenbereich eine Impfung, Genesung oder negativen Test nachweisen müssen, das ist vielen Leuten zu kompliziert.“ Koch ist überzeugt, dass sich die Menschen an die neuen Gegebenheiten gewöhnen: „Einfach, weil sich der Mensch an alles gewöhnt! Aber wann das so weit sein wird, weiß eben keiner genau.“
2014 hat Britta Koch als Aushilfe im Platzhaus angefangen, schließlich im Juli 2019 den Betrieb übernommen. „Mein Geschäftspartner und ich sind da gemeinsam reingewachsen, das Platzhaus ist wie ein Baby. Trotz unseres wirtschaftlichen Erfolgs im Angesicht der Pandemie wollen wir uns verkleinern und die Entwicklungen unsere Branche betreffend analysieren, bevor wir weiter machen.“ Die „Vollblut-Gastronomen“ kündigen an, „an anderer Stelle“ wieder aufzutauchen. „Wir können uns in Ruhe etwas suchen und haben keinen Druck.“
Umzug ins Wohlgelegen
Nach einer Pause und einem Umzug hat die Bar Basso wiedereröffnet. Sie ist im neuen Cubex One auf dem Mannheim Medical Technology Campus im Wohlgelegen untergekommen. Den vorherigen Standort in der Lameystraße hat Snocks Coffee übernommen, das neben Kaffee auch Tapas und eine große Weinkarte anbietet. Dagegen hat die beliebte Brasserie Bernstein in der Schwetzingerstadt geschlossen.
Kehren wir noch einmal auf den Ring zurück: In R 7 hat Fisch & More das Restaurant geschlossen, neu ist Sakura mit vietnamesischer Küche neben Vapiano. Und auf dem Weg zum Bahnhof bietet in L 14 die Landbäckerei Köhler anstelle des Saftladens jetzt „Bakers Love Currywurst“ an. Im selben Quadrat hat außerdem das Central Café die frühere Grimminger-Filiale übernommen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/leben/erleben_artikel,-shops-steaks-sushi-burritos-und-feinkost-das-ist-neu-in-der-mannheimer-gastronomie-_arid,1840142.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html