Shop

Florian Thirolf macht aus alten Skateboards Bilderrahmen

Von 
Tanja Capuana
Lesedauer: 
Florian Thierolf bei der Arbeit. © Restwert Upcycling

Wer beim Skateboarden alles gibt, weiß: ein aktiver Fahrstil kann die Lebensdauer des Bretts deutlich verkürzen. Meist landet das kaputte Board dann in der Tonne. Florian Thirolf dagegen erschafft aus ausrangierten Skateboards etwas Neues. Seit 2015 fertigt der 38-Jährige in seinem Ein-Mann-Betrieb „Restwert Upcycling“ aus  dem Holz unter anderem Bilderrahmen, Etuis, Untersetzer aber auch Nixie-Uhren oder Ohrstecker. Bilderrahmen, Garderoben, oder Möbelknöpfe gehören ebenfalls zu seinem Repertoire.

„Der Clou bei Skateboards ist, dass dieses Schichtholz teilweise bunt eingefärbt ist“, sagt er. „Ich lege diese Schichten nochmal aufeinander, um bunt gestreifte Holzmuster zu bekommen.“ Die Unikate und Kleinserien fertigt Thirolf in einer offenen Werkstatt in Ludwigshafen selbst an. Dort hat er auch Zugang zu einem CNC-Fräser und einem Lasercutter, etwa für die Veredelung und Gravur der Schlüsselanhänger. Jennifer Thirolf, seine Frau, unterstützt ihn dabei.  „Ohne sie geht es nicht“, sagt er.

Restwert Upcycling ist ein Nebenerwerb für Thirolf, ein Ausgleich zu seinem Bürojob. © Restwert Upcycling

Skateboards werden in aller Regel aus kanadischem Ahornholz angefertigt, erklärt Thirolf. Dem gebürtigen Seckenheimer gibt zu denken, dass ein Baum, der 80 Jahre Wuchs hinter sich hat, um nur vier bis acht als Skateboard zu existieren. Achsen und Rollen hätten eine höhere Lebensdauer, kaputt gehe meist nur das Holz. „Mein Credo ist, behutsam damit umgehen“, sagt er. Man sollte so lang wie möglich mit dem Board fahren. Kaputte Bretter sollten durch noch intakte ausgetauscht werden. „Wenn sie tatsächlich so weit sind, dass man nicht mehr damit fahren kann, schenke ich den Brettern ein zweites Leben und baue noch was Schönes daraus.“

Gleichzeitig möchte Thirolf dafür sensibilisieren, dass man Ressourcen schonen kann. „Womit es mir am besten gelingt, ist im Rahmen meiner Workshops. Da ergibt sich meistens die Gelegenheit, das Gespräch kurz auf dieses Thema zu bringen.“ Im Jahr 2019 hat er etwa einer koreanischen Reisegruppe, die selbst im Bereich Upcycling tätig sind „Restwerte Upcycling“ vorgestellt – mit Hilfe eines Simultanübersetzers. „Es war eine ganz tolle Erfahrung“, sagt er. „In Jugendzentren war es auch immer sehr beliebt und hat viel Spaß gemacht.“ Diese Kurse möchte er, sobald es wieder möglich ist, erneut anbieten.

Upcycling

Neues Leben für alte Skateboards

Veröffentlicht
Bilder in Galerie
9
Mehr erfahren

Zu seiner nachhaltigen Kunst kam der Ilvesheimer über sein Hobby. „Seit mehr als 30 Jahren befasse ich mich mit dem Skateboard fahren. Sie begleiten mich schon mein ganzes Leben.“ Im Hauptberuf arbeitet er im Büro. „Ich sitze den ganzen Tag vor dem Computer und habe es als perfekten Ausgleich für mich gefunden.“ Er mag es, am Ende des Tages physisch etwas in der Hand halten zu können, das am Anfang des Tages noch nicht da war, schwärmt er.

Die ausrangierten Bretter für seine Produkte bekommt er in der Regel kostenlos zur Verfügung gestellt, entweder von befreundeten Skatern, denen er eine Aufwandsentschädigung gibt, oder von Skatehallen. Er habe schon Holzbretter gehabt, die durch das Liegen im Wasser aufgequollen waren, einen Brandschaden hatten oder sogar eines, über das schon ein Güterzug gefahren war, erzählt er. „Damit kann man natürlich nicht mehr fahren. Zum Upcycling sind sie bestens geeignet“ sagt er.

Eine Auswahl seiner Artikel verkauft er unter anderem in Mannheim im „Umgekrempelt“ und im Gutshaus in Heidelberg. „Ein Teil geht über meinen Online-Shop.“ Außerdem ist er auch auf dem Schwetzinger Weihnachtsmarkt mit einem Stand vertreten und produziert im Auftrag von Großkunden Schlüsselanhänger mit deren Firmenlogo.  

Aus dem Holz alter Skateboards werden bunte Glasuntersetzer. © Restwert Upcycling

Sein kreativer Ansatz sei es, sich inspirieren und treiben zu lassen. Er probiert immer wieder etwas Neues aus. „Manche Konzepte verwirft man dann wieder, weil die Herstellung nicht rentabel oder zu aufwändig ist“, sagt Thirolf. „Was ich mache, ist keine klassische Schreinerei.“ Er arbeite viel mit Maschinen aus dem Bereich des Modellbaus. Skateboards haben eine leicht gebogene Form, die er auf eine spezielle Art und Weise aussägen muss. „Verfahrensschritte, die ich vom Skateboard bis zum fertigen Produkt, musste ich selbst entwickeln, da es wenige Blaupausen gibt.“ So entstehen einige Unikate und viele Kleinserien.

Thirolf betont, dass er nicht einzige Upcycler im Bereich Skateboards ist. Spannend findet er, dass jeder das gleiche Ausgangmaterial benutzt, aber einen anderen Ansatz habe, damit umzugehen. Manch einer mache Sitzmöbel, andere stellen Konferenztische her, wie etwa Upcycler aus den Niederlanden. Untereinander pflegen sie ein kollegiales Verhältnis. „Man tauscht sich aus, gibt sich Tipps, unterstützt sich. Mit einem Kollegen aus dem Rheinland mache ich zusammen eine Schmucklinie mit Ohrstechern.“

Sehr oft bekommt Thirolf Bretter, die noch fahrtüchtig sind. Der passionierte Skater legt Wert darauf, dass er nur gebrochene Bretter verarbeitet oder solche die nicht mehr zum Fahren genutzt werden können. Die Bretter, die noch gut sind, verschenkt oder tauscht sie gegen kaputte Exemplare zum Bearbeiten. Vor Corona habe er sie an Kinder und Jugendlichen in Skateparks weitergegeben, die mit kaputten Brettern gefahren. Er schmunzelnd. „Bisher hat noch keiner das Angebot ausgeschlagen.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen