Studie zeigt: Frühaufstehen ist erlernbar

Von 
Jörg Zittlau
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Eine Frau schläft, während ein Wecker neben ihr auf dem Nachttisch steht. Das eigene Schlafverhalten lässt sich laut einer Studie trainieren – ein Stück weit. © dpa

Aus Eulen können Lerchen werden – das ist zumindest das Ergebnis einer Studie. Was es dafür braucht? Nur etwas Training.

Sie halten zwar abends länger durch, doch kommen morgens nicht in die Gänge – etwa 20 Prozent der Menschen zählen zu den so genannten „Eulen“. Ihr Biorhythmus deckt sich nicht mit dem hierzulande üblichen Arbeitsalltag, was oft zu Konflikten führt. Doch laut einer englisch-australischen Studie sollten sie das nicht als unabänderliches Schicksal nehmen. Denn mit etwas Training können auch sie zu frühaufstehenden „Lerchen“ werden.

Das Forscherteam um Elise Facer-Childs von der Monash University in Melbourne rekrutierte für ihre Studie 22 extreme Nachtmenschen, die im Durschnitt erst um 2.30 Uhr einschliefen und 10.15 aus den Federn kamen.

Die eine Hälfte der Probanden wurde aufgefordert, drei Wochen lang den Wecker auf zwei bis drei Stunden früher zu stellen, danach umgehend zu frühstücken, an die frische Luft zu gehen und ihre sportlichen Aktivitäten auf den Vormittag zu legen. Kaffee und Nickerchen nach 15 Uhr waren tabu, und abends sollten sie ihren Lichtkonsum am Fernseher und am Smartphone reduzieren und zwei bis drei Stunden früher ins Bett gehen. Die anderen Probanden erhielten lediglich den Hinweis, stets zur gleichen Zeit am Mittagstisch zu sitzen.

Die anschließende Untersuchung im Schlaflabor zeigte, dass die drei Wochen biorhythmischer Umschulung bereits ausreichten, um die Eulen deutlich in Richtung Lerche zu navigieren. Sie schliefen nun schon um 1.03 ein, was zwar immer noch spät war, aber um fast anderthalb Stunden früher als vorher. Und ihr Aufwachzeitpunkt rückte sogar um zwei Stunden nach vorne, was bereits darauf hinweist, dass sie insgesamt ausgeruhter waren und weniger Schlaf brauchten als vorher.

Stress fast halbiert

Dies bestätigten die umgepolten Langschläfer auch in Interviews, die man nach der Studie mit ihnen durchführte. „Sie berichteten von deutlichen Besserungen in ihrem psychischen Wohlbefinden“, so Facer-Childs. Die Punkte-Scores für Depressivität und Stress hätten sich bei ihnen fast halbiert, so die australische Chronobiologin, und ihre Konzentrationsfähigkeit wäre umgekehrt nach oben gegangen. Ganz im Unterschied zu den untrainierten Teilnehmern der Studie, deren Einschlafpunkt während der drei Wochen sogar noch um ein paar Minuten nach hinten rückte, so dass sie sich tagsüber noch erschlagener fühlten.

Die Studie belegt also einerseits, dass Nachteulen ihr Schlafverhalten durchaus ohne risikoreiche Medikamente verändern können. Und andererseits, dass sie dadurch nicht nur auf Linie der hierzulande üblichen Wach- und Schlafrhythmen getrimmt werden, sondern sich auch deutlich besser fühlen als vorher. Oder anders ausgedrückt: Ein Training in Richtung Lerche macht nicht nur gesellschaftskonformer, sondern auch gesünder. Und das könnte selbst für hartnäckige Nachteulen ein gewichtiges Argument sein, um damit zu beginnen. 

Freier Autor Geboren 1960 in Düsseldorf. Studierte Philosophie, Biologie und Sport. Nach Tätigkeit in Lehre und Forschung wechselte er 1991 zum Wissenschaftsjournalismus.

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