Mit der Arbeit in den Urlaub

In einem Landhotel bei Bad Belzig in Brandenburg finden digital arbeitende Menschen Erholung – und die Möglichkeit zum Netzwerken. Ein Besuch im Coconat Space.

Von 
Dirk Engelhardt
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In der Sauna (Bild links) können sich die Gäste des Coconat Space erholen. Das Landhotel versteht sich als Herberge für Kreative, die sich hier inspirieren lassen können. Eine Art Roboter (Bild rechts) begrüßt die Gäste mit Blumen. © Engelhardt

Das Projekt ist bislang einzigartig: einen Ort zu schaffen, an dem man arbeiten und gleichzeitig Urlaub machen kann. „Wir hatten diese Idee schon vor vier Jahren“, erzählt Initiator Janosch Dietrich, 39 Jahre alt. Zusammen mit seinem Team pachtete er ein Objekt im Dorf Groß Kreutz in Brandenburg, etwa eine Stunde von Berlin entfernt. „Wir wollten die Idee erst einmal für einen Monat niedrigschwellig testen“, erläutert Dietrich das Konzept.

Das Angebot für digital arbeitende Menschen aus der Großstadt kam gut an, und so sah sich das Team nach einem dauerhaften Objekt um. Es fand schließlich eins, und zwar im Gutshof Klein Glien, einem Dörfchen mit weniger als 100 Einwohnern nahe des Kurortes Bad Belzig. Der Gutshof stand drei Jahre lang leer und wurde mitsamt seinen 13 Zimmern saniert, die Investitionssumme betrug dabei rund eine halbe Million Euro. 25 000 Euro seien davon durch Crowdfunding eingesammelt worden. Coconat bedeutet Community and concentrated work in nature. In der Umgebung befinden sich ein Baumkronenpfad, ein Barfußpfad, ein Kunstwanderweg und das verlassene Hospital in Beelitz Heilstätten.

Zielgruppe: Kreativmenschen

„In den 13 Zimmern gibt es insgesamt 38 Betten, doch die meisten Gäste buchen die Zimmer als Einzelzimmer“, so Dietrich. Dazu buchbar ist das Essen, das einen leichten Jugendherberge-Charakter hat. Für Frühstück, Mittagessen und Abendessen wird für alle das Gleiche gekocht, und alles ist vegetarisch. Die Zielgruppe des Landhotels sind Kreativmenschen wie Schriftsteller, Journalisten, Fotografen, Blogger oder Künstler, die die natürliche Atmosphäre der Umgebung schätzen und sich für ihre Arbeit inspirieren lassen wollen.

Daneben mieten sich im Coconat Space auch Gruppen ein, etwa Firmen, die ihren Mitarbeitern ein kreatives Wochenende bescheren wollen. Auch aus dem Ausland reisen relativ viele Gäste an, rund 50 Prozent der Urlauber und Co-Worker kommt nicht aus Deutschland. Im Coconat wird viel Englisch gesprochen.

Auch mit Coworking Spaces in Berlin arbeite man zusammen, erzählt Dietrich, diese Arbeitsform wird für Menschen, die digital arbeiten, immer wichtiger. Noch gibt es kein flächendeckendes W-LAN im Coconat, es ist aber in Planung. Dazu kommen Arbeitsräume wie ein Skype-Zimmer oder Co-Working Räume. Dietrich hat Erfahrung im nachhaltigen Tourismus, er arbeitete vorher in einer ehrenamtlichen Kultureinrichtung in Berlin und war Berater für nachhaltigen Tourismus, außerdem war er als Fundraiser tätig.

Hängematten und Spielwiese

Die nächste Neuerung im Coconat Space werden Baumhäuser auf dem Gelände des Gutshofes sein, die als Coworking Space genutzt werden können. Für kalte Winterabende gibt es ein Kaminzimmer. Auf dem Gutsgelände befinden sich außerdem eine Picknickwiese, ein Gemüsegarten, eine Spielwiese, mehrere Hängematten und eine Feuerstelle. Alles ist darauf ausgerichtet, Besuchern Erholung und die Möglichkeit zum Netzwerken zu bieten. Auch die Möglichkeit zum Zelten gibt es – auf der Zeltwiese haben bis zu zehn Zelte Platz und auch Wohnmobile und Caravans sind willkommen.

Ein Projekt für alle

Die Auslastungsquote gibt den Gründern recht: „Wir haben fast immer 12 bis 13 Leute zu Gast, jeder belegt ein Zimmer, wir sind also voll belegt“, so Dietrich. Werbung für das Landhotel mache das Team, das vier Angestellte beschäftigt, nicht. „Wir präsentieren uns aber auf Tourismusmessen und bei Coworking-Plattformen“, sagt Dietrich. Er lege großen Wert darauf, nachhaltig zu arbeiten und die Menschen aus dem Dorf in das Projekt einzubeziehen.

So sei auf dem Gutshof auch eine Mosterei, die das Landhotel mit frischgepresstem Obstsaft versorge. Man setzt auf Vertrauen: In der Lobby befindet sich ein kleiner „Laden“ mit Produkten der Region. In eine Geldbüchse wirft jeder den Betrag des gekauften Produktes.

Das Haus

Als Einzelzimmer kostet die Nacht im Coconat Space 45 Euro, als Doppelzimmer 60 Euro.

Für Frühstück, Mittag- und Abendessen zahlen die Gäste einen Tagessatz von 25 Euro.

Der nächste Bahnhof ist der Bahnhof Bad Belzig, der etwa fünf Kilometer entfernt ist. Von hier kann man mit dem Bus oder mit dem Taxi zum Gutshof fahren.

Für die Möglichkeit des Coworking verlangt das Hotel eine Tagespauschale von zehn Euro.

Für einen Zeltplatz wird pro Person eine Gebühr von fünf Euro erhoben, wer mit dem Wohnmobil oder dem Caravans anreist, zahlt 20 Euro pro Nacht.

Info: Weitere Infos unter www.coconat-space.com

Freier Autor Freier Journalist aus Berlin, Bereiche Reise, Gastronomie und Lifestyle

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