Kunstausstellung

So zeigt die Kunsthalle Mannheim die wirre Welt der Kryptowährungen

In die Abgründe der digitalen Finanzwelt führt die Ausstellung "CryptoGallery #ONE" in der Kunsthalle Mannheim. Der Künstler Christoph Faulhaber widmet sich dem Skandal um die Kryprowährung "OneCoin".

Von 
Julius Paul Prior
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Die Porträts wurden durch einen Computer erstellt. © Kunsthalle Mannheim

Um den neuen Ausstellungsraum der Kunsthalle Mannheim mit einem Werk des Künstlers Christoph Faulhaber zu sehen, muss man nicht erst die Kunsthalle aufsuchen. Tatsächlich ist das auch gar nicht möglich - denn der Raum besteht nur digital in einem sogenannten Metaversum. Einer Welt also, die nur online besteht, die nicht angefasst, sondern nur gesehen werden kann. Ein Raum, der aus Nullen und Einsen programmiert und auf verschiedenen Servern gespeichert ist - denn genau hierum dreht sich auch das Projekt „CryptoGallery #ONE“.

Tatsächlich wird es jedoch ein wenig komplizierter: Der in Hamburg lebende Künstler setzt sich in seinem Ausstellungsprojekt mit nicht fungiblen Tokens (NFTs), Kryptowährung und Blockchain-Technologie auseinander. NFTs sind digital verschlüsselte, einzigartige Gegenstände, die in einer Blockchain repräsentiert werden. Die Blockchain kann als Buchhaltung gesehen werden, die archiviert, wem ein NFT gehört und beweist, dass es keine Fälschung ist. Kryptowährung ist zuletzt die digitale Währung, mit der NFT meist gekauft werden und in sich ebenfalls per Blockchain gesichert werden - die bekannteste digitale Währung heißt Bitcoin.

Aufhänger und Namensgeber der Ausstellung ist der milliardenschwere Betrug um die Kryptowährung „OneCoin“, deren Gründerin Ruja Ignatova heute die einzige Frau auf der Liste der Top Zehn gesuchten Personen des FBI ist. Sie ist zugleich die Basis für die von einer künstlichen Intelligenz entworfenen Porträts, die mit mexikanischen Totenköpfen und Logos von Kryptowährungen gemischt wurden und das Herzstück der Ausstellung sind.

Ausstellung in Loftwohnung

Die Bilder - selbst NFTs - sind aufgrund der entstellten Nasen der Totenköpfe beängstigend anzusehen. Sie zeigen die Abgründe, in die millionen von Menschen gestürzt sind, nachdem sie von der selbst ernannten „CryptoQueen“ betrogen wurden. Zugleich können sie als Gesicht des Bösen interpretiert werden, welches die Bulgarin für viele ehemalige Investoren darstellen dürfte. Einige Porträts erinnern auf eine absurde Art auch an einen Mix aus Mensch und Hund - möglicherweise wegen des Logos des „Dogecoins“, welches ein Hund der Rasse Shiba Inu schmückt.

Ausgestellt sind die Bilder im Gebäude unter der Loftwohnung, die Ignatova in London bewohnte. Der virtuelle Nachbau im Metaversum „Decentraland“ beherbergt neben den Kunstwerken journalistische Beiträge zum „OneCoin“-Skandal. Faulhaber hat ebenfalls einen Chat-Bot programmiert - einen Roboter, der Ignatova simuliert und mit dem sich die Besucherinnen und Besucher der Loftwohnung online unterhalten können.

Personen, die mehr über die Hintergründe des Skandals und Kunstprojektes erfahren möchten oder keinen systemkompatiblen Computer zuhause haben, können sich für eine Führung per E-Mail (info@kuma.art) an die Kunsthalle wenden.

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