Technoseum

Marburgerin gewinnt Premiere des Sachbuch-Slams im Technoseum

Von 
Paula Richter
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Mannheim stellt die jüngste Slammerin: Tanja Biedermann. © Paula Richter

Kulturwissenschaftlerin Franziska Peikert hat den ersten deutschen Sachbuch-Slam gewonnen, der am Donnerstag aus der Arbeiterkneipe des Technoseums ins Web übertragen wurde. In einem sechsminütigen Kurzvortrag präsentierte Die Marburgerin das Buch „Hegels Welt“ vom Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, Jürgen Kaube. Dessen Buch ist gemeinsam mit sieben anderen Werken für den Deutschen Sachbuchpreis nominiert, der am 14. Juni in Berlin bekannt gegeben wird.

Acht erfahrene Poetry- und Science-Slammer stellen allesamt Bücher vor, die für den Preis nominiert sind, indem sie selbst verfasste Texte dazu vortragen. Initiiert wurde die Veranstaltung von Claudia Paul, Leiterin der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des Museums. „Die Idee kam als eine Art Corona-Projekt“, erinnert sie sich im Gespräch mit der Moderatorin Sandra Da Vina. „Ich saß auf dem Sofa in einer von vielen Zoom-Konferenzen und habe mir überlegt, wie man die für den Preis nominierten Bücher mal in einer anderen Form präsentieren kann. Nicht als Lesung oder Podiumsdiskussion, sondern unterhaltsam. Gleichzeitig war es mir wichtig, alle acht Bücher repräsentiert zu sehen. So kam die Idee, die Veranstaltung als Slam aufzubauen, der gleichzeitig sinnlich, inhaltlich und amüsant ist“, sagt Paul.

Die Teilnehmer kommen aus ganz Deutschland: Jesko Habert und Simon Hauser aus Berlin, Jan Cönig aus Frankfurt, Frank Klötgen aus München, Professor Klaus K. Urban aus Hannover, Thorsten Zeller aus Friedberg und eben Gewinnerin Peikert aus Marburg. Die jüngste Künstlerin kommt aus Mannheim: Tanja Biedermann. Sie verleiht dem Slam eine ganz persönliche Note, während sie „Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit“ von Mai Thi Nguyen-Kim vorstellt. Die bekannte Wissenschaftlerin und Youtuberin versucht darin, Halbwahrheiten entgegenzuwirken. Die 20-jährige Biedermann beschreibt den Einfluss des Werkes auf ihr Leben. Während sie als Kind noch alles entdecken wollte, habe sie dazu nun oft keine Lust mehr, erzählt sie. Das Buch habe sie wieder in die Welt der Wissenschaft integriert. „Es gibt oft mehr zu wissen, als es anfangs scheint“, sagt sie.

Wettbewerb künftig jedes Jahr

In „Hegels Welt“ geht es um das Leben und Schaffen des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel, einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Idealismus. Franziska Peikerts Text – ihr Sieg beim Slam bringt der wissenschaftlichen Mitarbeiterin an der Universität Marburg auch 500 Euro ein – ist eine Ballonfahrt mit dem Philosophen. Eine Fahrt, auf der sie selbst häufig das weitere Aufsteigen verhindert, den Philosophen nicht versteht und auf der Suche nach Distanz zu scheitern scheint. Am Ende kommt sie zum Schluss, „ein Kind meiner wenigen Zeit“ zu sein, wählen zu können, was sie tut. Sie fröne der Freiheit der Feier, wenn die Welt ihr zu viel werde. „Wir alle sehen Ballons, in denen Gedanken stecken, sich bunt über weite Himmel erstrecken“, sagt sie. Die Kunst des Idealismus: „Zugleich konkret und abstrakter Dunst.“

Slam sei eine ideale Form, um Sachbücher zu bewerben, findet Technoseum-Direktor Hartwig Lüdtke. Das Museum mache Wissenschaft verständlich. Und deren Kern sei, etwas über die Überprüfbarkeit und die Belastbarkeit von Ergebnissen zu erfahren, indem man immer wieder forsche. „Hier kommen Bücher und das Museum zusammen. Beide mit dem Ziel, das Thema Forschen und Wissenschaft an eine breite Öffentlichkeit zu tragen“, so Lüdtke. Der deutsche Sachbuch-Slam soll künftig jedes Jahr stattfinden.

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