Kunst aus Mannheim - Neue Schau „Reflect“ des Mannheimer Malers Dietmar Brixy im Alten Pumpwerk / Bildhauerin Sonja Edle von Hoeßle als Gast

Im Rausch der Farben: Dietmar Brixys Schau im Alten Pumpwerk

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Im Rausch der Farben: Dietmar Brixy im Alten Pumpwerk in Mannheim-Neckarau, wo seine aktuelle Ausstellung „Reflect“ zu sehen ist. © Manfred Rinderspacher

Am Anfang war die Leiter, zum Kreis gerundet wurde das Schneckenhaus daraus: Symbole von Hinaufgehen, von in sich selbst ruhendem Wachstum, von Aufbruch und Rückkehr. Beide Formen, die Linie nach oben, die Linie als Kreis, sie sind Bestandteil von Dietmar Brixys Mentalität - nicht sie haben ihn geprägt, sondern sie gehören zu ihm.

Das zeigt sich nicht nur in den Wachstumszyklen seines verschwenderischen Gartens rund ums Alte Pumpwerk Neckarau, sondern auch in seiner neuen Jahresschau und in der Auswahl des diesjährigen „special guest“: Die Bildhauerin Sonja Edle von Hoeßle arbeitet mit Cortenstahl, den sie in großformatigen schweren Skulpturen draußen und in zarten kleinen Werken drinnen als Kreislinie abbrechen und zurückfinden lässt - in unerschöpflich variierten Endlosschleifen.

International präsenter Künstler

„Brixy Reflect“, Altes Pumpwerk Neckarau, Aufeldstr. 19: Die Ausstellung ist bis 17. Oktober zu sehen, geöffnet: Fr 14-19 Uhr, Sa/So 11-16 Uhr, der neue Katalog kostet 25 Euro.

Der Katalog mit Texten renommierter Autoren begleitet auch die kommende Ausstellungstournee anlässlich von Brixys 60. Geburtstag. Im November ist er auf der Art Week in Luxemburg vertreten, im Dezember auf der Art Miami in den USA, aber auch in einer großen Retrospektive der Berliner Galerie Tammen (4. Dezember bis 31. Januar). Im Februar folgt die Art Karlsruhe, vom 13. Mai bis 26. Juni übernimmt der Kunstverein Villa Streccius in Landau die Berliner Schau. Brixy ist 2022 ferner in einer neuen Volksbank Galerie Weinheim sowie in einer Einzelschau der Galerie Marx in Düsseldorf zu sehen.

Die Bildhauerin und Malerin Sonja Edle von Hoeßle als diesjähriger „special guest“ gründete zusammen mit ihrem Kollegen Herbert Mehler das „Erbachshof art project“. 1960 in Wiesbaden geboren, hat sie in der Schweiz, Frankreich, Heidelberg und Berlin ausgestellt. Wie Brixy wird sie von der Galerie Tammen vertreten.

Erfüllt von neuer Farbigkeit

Im Februar ist Brixy 60 geworden. Eine große Retrospektive wird seine Berliner Galerie Tammen im Dezember eröffnen, die Galerie Villa Streccius in Landau zieht im Frühjahr nach, und überhaupt wird Brixy in den nächsten Monaten international präsent sein, in Luxemburg wie auf der Art Miami in USA. Für ihn war und ist sein runder Geburtstag auch Anlass zum Rückblick, zur Selbstreflexion - der neue Ausstellungstitel „Reflect“ ist unter anderem auch so gemeint. Die Schau selbst und der dazu gehörende Katalog vereint daher nicht nur die ganz neuen Bilder, sondern mit „Horizon“ und „Happy“ auch Zyklen der letzten Jahre.

Erneut hat Brixy auf La Palma gearbeitet, wovon einige unglaublich dichte, intensive Arbeiten auf Papier künden. Erneut hat er das Tondo-Format aufgegriffen, das Rundbild, in dem Formen und Farben gleichzeitig zu explodieren und zur Ruhe zu kommen scheinen. Einige Tondo-Formate sind gewaltig bei einem Durchmesser von 160 Zentimeter, so der „Bamboo Bubble End of Innocence“. Montiert auf einem Förderrad des Pumpwerks im Untergeschoss und geschickt mit Spot beleuchtet, glüht so ein Riesenformat wie eine Sonne von innen.

„Reflect“ - das ist auch eine neue Farbigkeit, ein rauschhafter Grundton von Rot in der großen Halle. Ein herbstliches, warmes Rot, in Brixys barocken Armbewegungen pastos und schlingenförmig auf den Bildflächen verteilt, ein lebendiges, energisches, aber kein grelles Rot.

Große Formate

Durch partielle „Öffnungen“ schaut man quasi in eine zart gelbe Ferne, in die feine Bläue von Landschaften und Atmosphärenschichten, in eine Weite, ohne die Brixys Bilder nicht zu denken wären. Auch bei den Rechteck-Formaten hat er große Flächen nicht gescheut: Das Triptychon in der Halle ist satte sechs Meter breit und scheint die Wand in eine endlose Panoramalandschaft zu dehnen.

Ein besonderer Leckerbissen im Gartenpavillon: An der Längswand ein Brixy-Diptychon von 3,60 Meter Kantenlänge, daneben in eine Stellwand montiert ein Video, das den Maler bei der Arbeit an diesem Bild zeigt - da sieht man, mit welchem auch physischen Aufwand und mit welcher selbstvergessenen Material-Intuition solche Bilder entstehen. Man sollte dabei aber einen Blick links um die Ecke wagen: Bezaubernd an der Wand eine der zarten, luftigen Endlosschleifen von Sonja Edle von Hoeßle, durch einen schattenwerfenden Lichtspot entstehen dabei gleich zwei Skulpturen, eine aus Stahl, die andere aus Schatten.

Die Skulpturen der Bildhauerin, die im Garten in schweren Formaten von mehreren Metern vertreten sind, im Haus jedoch leicht wie gezeichnete Raumlinien - nichts könnte zu Briyxs Bildern so zwanglos passen wie diese Arbeiten. Sie setzen als Kreisform, an, ändern plötzlich die Richtung und werden zur Gerade - um sich in anderem Radius erneut auf den Halb- oder Viertelkreis zu besinnen. Das Fortschreiten und das Zurückkehren - in jedem Exponat und ebenso in den lebenden Schönheiten der Gartenpflanzen sind diese Bewegungen enthalten, und man hofft als temporärer Besucher, es möchte immer so weiter gehen, im Pumpwerk und bei einem selber

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