Immobilie - Gründerduo will Gegend beleben / Übernachtungen ab 18 Euro geplant / Gastrokonzept und Objektumbau

Hostel mit „Fernwehcafé“ sucht Investor mit Herz für die Rheinau

Von 
Lea Seethaler
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Mannheim. Hätte Herzblut einen Namen, würde es Julian Leiser heißen. Der 32-jährige Mannheimer arbeitet an seinem Traum, dass in Mannheim bald ein Hostel stehen könnte (wir berichteten). Und langsam konkretisiert sich alles. „Wir haben eine positive Bauvoranfrage für ein Grundstück auf der Rheinau erhalten“, erzählt Leiser, der am Telefon kaum zu stoppen ist.

Ein Hostel auf der Rheinau? Wäre nicht die Innenstadt viel hipper und cooler? „Diese Idee haben wir verworfen, es war einfach zu teuer, da bin ich ganz ehrlich.“ Durch den Kontakt zu einem Grundstückseigentümer auf der Rheinau aber wuchsen plötzlich die Ideen in Leisers Kopf: „Ich bin selbst dort aufgewachsen, und ich weiß, es würde dem Stadtteil guttun, ein solches Hostel zu haben, wie wir es aktuell planen.“

„Wissen Sie, in Irland, dort gibt es an jeder Ecke eines“
Julian Leiser Gründer Hostel Mannheim

Denn Leiser will einen Ort der Begegnung schaffen. Er selbst ist riesiger Irland-Fan und so überhaupt erst auf den Hostel-Gedanken gekommen: „Wissen Sie, in Irland, dort gibt es an jeder Ecke eins. Man trifft Gleichgesinnte aus aller Welt, schließt Freundschaften, reist zusammen und entdeckt aller Herren Länder.“ Es ist eine Offenheit, die ihm imponiert hat, und die er auch nach Mannheim bringen will.

Sein Hostel soll nicht nur Unterkunft sein, sondern per Gastroangebot auch den Hunger auf internationale Speisen und Fernweh zugleich stillen. Hier arbeitet der Mannheimer mit Lisa Steil zusammen. Kennengelernt haben sich beide auf dem sozialen Netzwerk Instagram. Und zusammen sind die zwei seit Kurzem ein Gründerduo, das die Liebe zum Reisen mit Rucksack und Co. teilt. Das Gastronomieangebot soll im Erdgeschoss seinen Platz finden: in Form des sogenannten „Fernwehcafé“, die ursprüngliche Start-up-Idee von Gründerin Steil. Sie war selbst zwei Jahre auf Weltreise, kennt sich also bestens aus. Gespeist werden soll hier „um die Welt“, von chinesisch bis kolumbianisch – in einem Flair aus Reiseerinnerungen. Ein Biergartenbereich darf da natürlich nicht fehlen. „Und seit dieser Fusion ist die Frage mit dem Frühstück für Hostelgäste auch erledigt“, sagt Leiser und lacht.

Hostel heißt für Leiser nicht nur Übernachten. „Sondern zusammen im Aufenthaltsraum sitzen, an der Bar relaxen, Billard spielen.“ Das sei „die Möglichkeit schlechthin, in Mannheim einen Ort zu schaffen, der heraussticht“, findet er. „Fast 20 000 Menschen suchen im Quartal normalerweise über Google nach Hostel Mannheim“, erzählt der Gründer. Jetzt in Corona-Zeiten seien es viel, viel weniger. Aber davon lässt Leiser sich nicht einschüchtern.

„Und dann ist da dieser coole See um die Ecke, und hier wird gerade alles neu entwickelt“
Julian Leiser Gründer Hostel Mannheim

In der Stengelhofstraße liegt das Haus, das erworben werden könnte. „Die Rheinau ist gut angebunden“, sagt Leiser: „Zehn Minuten zum Hauptbahnhof.“ Mit Bus und Bahn gut erreichbar sei ihr Traumobjekt allemal. Zu SAP Arena, Events oder Festivals ist es ein Katzensprung, macht der Reiseliebhaber deutlich. „Und dann ist man zu fünft im Hostel-Zimmer, und jeder zahlt 18 Euro fürs Übernachten. Das ist doch genial, da kann gleich das Ersparte in das ein oder andere Bierchen investiert werden“, sagt er und lacht wieder. „In Mannheim pulsiert unter Normalbedingungen die subkulturelle Landschaft. Das ist unsere Zielgruppe.“ „Und dann ist da noch dieser coole See um die Ecke und hier wird gerade alles neu entwickelt, wie genial ist das denn?“, fragt Leiser. Er und Lisa Steil wollen loslegen. Das spürt man. Jetzt, da sie endlich das Objekt gefunden haben. Ein „fundamentales Hindernis“ sei jedoch der Kapitalbedarf. Aus Sicht der notwendigen Umbaumaßnahmen und Anpassung der Immobilie mache nur ein Kauf Sinn, berichtet Leiser. Die Rücksprache mit den Förderbanken habe ergeben, dass aufgrund der geringen Eigenmittel das Haus nicht mitfinanziert werden kann. „Deshalb suchen wir einen wohlwollenden Investor mit Herz und Bezug zum Stadtteil“, sagt Leiser. „Wir wissen, dass wir keine Sterneherberge sind und Renditeaussichten gering sind“, äußert sich der Unternehmer in spe zugleich realistisch.

Fakten zum Hostel

  • Durch die erste „MM“-Berichterstattung sind die Gründer zur Immobilie gekommen. In ihrem aktuellen Projekt planen sie die Beherbergung in Doppel- bis Zehn-Bett-Zimmern. 80 bis 90 Schlafplätze sollen geschaffen werden. Das Übernachten soll 18 bis 24 Euro pro Nacht kosten.
  • Ein Schwerpunkt des Hostels und der Ausstattung soll auf Nachhaltigkeit liegen: Angefangen von der Bettwäsche bis zu möglichem Ökostrom oder Photovoltaik.
  • Drei Finanzierungsmöglichkeiten schweben den Gründern gemeinsam mit dem Investor vor: Vollfinanzierung, Projektentwicklung oder Teilfinanzierung.
  • Zur Definition des Begriffs Hostel gibt der DEHOGA Baden-Württemberg an, dieser sei nicht einheitlich, man findet „landestypisch unterschiedliche Unterkünfte.“ Allgemein verstehe man Unterkünfte der unteren Preisklasse, „angefangen von Unterkünften für Rucksacktouristen bis zu Hostels die einen Kultstatus genießen und Extravaganz anbieten“.

Weitere Infos unter www.hostelmannheim.de

Es gehe jetzt konkret darum, dass dieser bei Erwerb und bei Gründung einer Immobiliengesellschaft zur Seite steht. Steil und Leiser möchten eine Immobilien- und eine Betriebsgesellschaft gründen. Beide Gründer werden als gleichberechtigte Partner in dieser vertreten sein und die Geschäfte gemeinsam führen, berichtet Leiser. Für die Immobiliengesellschaft sucht man jetzt Partner, die an dem Immobilieninvestment interessiert sind. Und die „freundschaftlich und konstruktiv“ das Betriebsmodell unterstützen.

Was Leiser und Steil bewegt, sich trotz Corona als Gründer zu wagen?

„Wir wollen die Phase des Stillstands jetzt nutzen, um unseren Traum wahr zu machen und alles vorzubereiten.“ Denn wenn die Menschen wieder reisen wollen, wenn das Virus unter Kontrolle ist, prophezeit Leiser, dann werde es „so richtig abgehen“. „Dann werden die Menschen alles nachholen!“ Und eben erst einmal in Deutschland und Europa reisen. „Ich glaube, Corona wird ein Katalysator sein“, ist sich Leiser sicher. „Hostel Mannheim“ hat er schon als Marke eintragen lassen.

Kontakt zu den Gründern unter hallo@hostelmannheim.de

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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