Oststadttheater Mannheim - Das Oststadttheater Mannheim eröffnet die neue Spielzeit mit „Die Tanzstunde“ – einer erfrischenden und zugleich berührenden Komödie

Großartiger Start in die die Spielzeit mit „Die Tanzstunde“

Von 
Bettina Henkelmann
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Tolles Duo: Lena Henze (Sarah Koch) und Oliver Prahl (Wolfgang Kerbs) © OST

„Veränderung ist Courage, ohne Courage ist nichts möglich, mit ihr alles“: Das ist die Gleichung, die Oliver Prahl (Wolfgang Kerbs) aufmacht und die sich wie ein roter Faden durch das Zwei-Personen-Stück „Die Tanzstunde“ zieht. Mit der Komödie von Mark St. Germain startete das Oststadttheater in N 1 jetzt nach der Corona-bedingten Pause in die neue Spielzeit. Für die Zuschauer wurde die Premiere ein unvergesslicher Theaterabend.

Unterschiedlicher können die Charaktere nicht sein, die auf der Bühne zusammentreffen. Da ist zum einen der Professor für Geowissenschaften, Oliver Prahl, der am Asperger-Syndrom, einer Variante des Autismus, leidet. Wobei er betont, dass dies keine Krankheit sei, sondern eine Anomalie. Wenn er redet, hört es sich an, als würde ein Roboter sprechen. Prahl ist hochintelligent, kann aber mit Gestik, Mimik und Gefühlen anderer Menschen nichts anfangen. Zudem verabscheut er jeglichen Körperkontakt.

Problematischer Körperkontakt

Nun hat er ein Problem: Für eine wichtige Preisverleihung, bei der Tanz Teil des Programms ist, muss er unbedingt tanzen lernen. Körperkontakt zu anderen ist also unausweichlich.

So steht er eines Tages im braunen Anzug und mit Aktentasche vor der Tür seiner Nachbarin Lena Heinze (Sarah Koch), einer ausgebildeten Tänzerin. Sie war auf vielen Musical-Bühnen zuhause, bis ein, durch einen Taxifahrer verursachter, Unfall ihrer Karriere ein vorläufiges Ende bereitete. Es ist fraglich, ob sie mit ihrem schwerverletzten Knie je wieder als Tänzerin arbeiten kann.

Eigentlich ein Ausbund an Lebendigkeit, versinkt Heinze in eine tiefe Depression. Eine Operation zur Wiederherstellung ist angesichts ihrer Allergie gegen Narkosemittel nicht möglich. Kein Arzt will sie operieren. „Die Wahrscheinlichkeit, einen Kopfschuss zu überleben, ist ähnlich“, stellt der rein auf Statistik und Wissenschaft fokussierte Oliver Prahl fest.

Komische Verrenkungen

Den Geowissenschaftler, der ihr für eine Tanzstunde, ein ganzes Monatsgehalt, nämlich 2153 Euro, bietet, hält sie zunächst für einen Stalker. Aber er versichert ihr, dass er nur „etwas Einfaches, das rasch vorbeigeht“, lernen möchte. Mit dem Abstand von einer Krückenlänge beginnt die Tanzstunde. Es kommt zu originellen Verrenkungen und irgendwann zu Berührungen, die schließlich immer enger werden. Doch das erfordert immer wieder neuen Mut.

„Die Tanzstunde“ ist eine berührende, aber auch gleichzeitig erfrischende Komödie mit manchen urkomischen Momenten über zwei einsame Menschen, die schlussendlich im gleichen Takt zueinander finden. In der großartigen Inszenierung von Tanja Götemann faszinieren Sarah Koch und Wolfgang Kerbs durch ihre meisterliche Darstellung. Sie werden am Ende der Aufführung vom Publikum zu Recht mit Beifallsstürmen bejubelt.

Karten: 0621/1 60 60 oder vorverkauf@oststadt-theater.de.

Freie Autorin Freie Journalistin. Beim MM tätig für die Lokalredaktion, Kulturredaktion und die Stadtteilseiten Mannheim-Mitte.

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