Comedy-Kritik

Welchen Thrill Markus Barth in der Mannheimer Fußgängerzone empfindet

Er ist nicht Mario „Kennste? Kennste? Barth". Steigt aber mit einem Gag über seinen Namensvetter in den Abend ein: Der Kölner Comedian Markus Barth begeistert im zweimal ausverkauften Schatzkistl

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Markus Barth am Freitagabend im Mannheimer Schatzkistl. © Klotz

Mannheim. „Willkommen in der ausverkauften Arena Mannheim“, begrüßt Markus Barth sein Publikum im Schatzkistl. Die rund 100 Zuschauer verstehen den versteckten Gag. Denn natürlich ist der aus Franken stammende Wahl-Kölner noch ein paar ausverkaufte große Hallentourneen davon entfernt, mit seinem Namensvetter aus Berlin kommerziell mithalten zu können. Aber: Mario „Kennste? Kennste? Barth mag zu seinen besten dreimal in Folge die SAP Arena und das Berliner Olympiastadion ausverkauft haben. Qualitativ und vom Rahmen her ist man in dem schnuckeligen Musikkabarett in der Augustaanlage am Donnerstag- und Freitagabend besser aufgehoben.

Denn bei der Darreichungsform auf kleinen Bühnen werden Kleinkunstschaffende, ihr Publikum und das Genre einfach wesentlich artgerechter gehalten: Man ist überall nah dran, für die Mimik braucht es keine LED-Wände, jede kleine Geste wird verstanden, Interaktion ist ein Kinderspiel. Wenn die „Wer kennt das auch?“-Comedy so kompetent und charmant auf den Punkt gebracht wird wie von Barth, hat man fast zwangsläufig einen guten Abend. Zumal es sich auch im zweimal ausverkauften Schatzkistl keineswegs eng anfühlt, eher wie im gut besuchten Restaurant.

Das Coronavirus ist schon immer noch ein Thema. Für Teile des Publikums, aber auch auf der Bühne. Barths Programm heißt „Ich bin raus“, womit vor allem raus aus Quarantäne und Lockdown gemeint ist, aber auch aus dem Umgang mit Menschen. „Hattet Ihr ’ne schöne Pandemie bislang?“ ist die zentrale Frage, gestellt im typischen Plauderton des 45-Jährigen, der als einer der gefragtesten Arten der deutschen Comedy gilt („Die Wochenshow“, „Was guckst du?!“, „Ladykracher“).

Thrill in den Quadraten

Routiniert baut er am Freitag seine Erlebnisse nach der Übernachtung in Mannheim als Lokalkolorit ein: Die Quadrate finde er immer interessant, für ihn hätte sich die Fußgängerzone aber noch etwas zu voll angefühlt. Die biete ohnehin einen ungewöhnlichen Thrill: „Weil: Es ist eine Fußgängerzone, aber man kann jederzeit von der Straßenbahn überfahren werden.“ Vieles passiere seit Pandemiebeginn immer noch „zum ersten Mal“ – etwa Hemden aus der Reinigung holen (was viele Reinigungen leidvoll bestätigen können). Da fragt der Nachbar auf dem Heimweg fast verwundert: „Hemden? Braucht man die jetzt wieder?“ Barth hat eher damit zu tun, sich wieder an Hosen zu gewöhnen.
Sein Alleinstellungsmerkmal: Als Vorkämpfer für die Ehe für alle kann Barth sehr souverän und witzig alle Geschlechterverhältnisse komödiantisch abhandeln. Zumal er betont, „selbst sehr tolerant gegen Heterosexualismus“ zu sein. Erkenntnisreich.

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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