Es ist geschafft! Die Nachfolger von Dieter Kosslick, seit Mai 2001 Direktor der Internationalen Filmfestspiele Berlin, sind gefunden. Die Nachfolger? Richtig! Man hat sich für eine Doppelspitze entschieden, auf Wunsch der Kulturstaatsministerin Monika Grüttgers (CDU), Leiterin des Aufsichtsrats der Kulturveranstaltungen des Bundes (KBB), der für die Neubesetzung zuständig ist. Lange Querelen waren der Entscheidung vorausgegangen, beginnend mit einem Protestbrief im November 2017, in dem 79 Kulturschaffende eine Erneuerung und Entschlackung der Berlinale forderten.
Gewünscht war „eine herausragende kuratorische Persönlichkeit, die fürs Kino brennt, weltweit bestens vernetzt und in der Lage ist, das Festival auf Augenhöhe mit Cannes und Venedig in die Zukunft zu führen“. Diese Aufgabe fällt nun Carlo Chatrian, bislang Leiter des Festivals von Locarno, und Mariette Rissenbeek zu.
Besonders die Hauptstadtpresse hatte sich in den vergangenen Jahren auf Kosslick eingeschossen. Zu viele Filme und Reihen, kein klares Konzept, kein Wagemut bei der Filmauswahl, keine Experimente …
Dabei wird häufig übersehen, wie erfolgreich es Kosslick, ehemals Geschäftsführer der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, geschafft hat, die Berlinale (auch) zu einem Publikumsfestival zu machen. Knapp 490 000 Zuschauer wurden 2018 gezählt, rund 333 000 Tickets verkauft. Internationale Stars hat der Mann mit Hut und rotem Schal an die Spree gebracht. Gerne sind sie gekommen, dank seines Charmes, seiner ewig guten Laune, seiner Leidenschaft fürs Kino und seines unermüdlichen politischen Engagements. Kosslick steht für gute Kontakte, ist bestens vernetzt.
Nur als Cineast gilt er nicht. Das sollen nun die Neuen richten. Besonders Chatrian. Er lebt Film. Rund 1000 Produktionen pro Jahr sichtet er. Ein ausgewiesener, breit aufgestellter Fachmann, dem jedoch nachgesagt wird, etwas publikumsscheu zu sein: „Mein Job ist es, die Filmemacher vor mich zu stellen“. Über Film indes kann er stundenlang reden. Polyglott ist er. Das Problem: Er spricht kein Deutsch. Also muss er zunächst das Programm für sich sprechen lassen. Aber neben „Gut Licht und gut Ton …“ sollte er freilich auch „… volle Kassen“ liefern.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/meinung/kommentare_artikel,-kommentar-gemischtes-doppel-_arid,1271009.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Gemischtes Doppel
Gebhard Hölzl zur neuen Doppelspitze bei der Berlinale