Über den Dingen stehend

Mit einer Größe von 2,72 Meter gilt er als der größte Mensch in der Medizingeschichte: der Amerikaner Robert Wadlow.

Von 
Lisa Gabauer
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Stellt euch vor, ihr könntet euren Vater eine Treppe hinauftragen. Einfach, weil ihr bereits als Kind größer und stärker als die meisten Erwachsenen seid. So ging es Robert Wadlow als er noch ein „kleiner“ Junge war. Mit nur neun Jahren war er bereits so groß und stark, dass er seinen Vater, der 77 Kilogramm wog, die Treppe im Haus der Familie hochtragen konnte. So zumindest steht es im „Guiness-Buch der Rekorde“, in dem Robert Wadlow seit 1940 als der größte Mensch aller Zeiten gilt.

Mit elf Jahren war Robert schon knapp zwei Meter groß –und ein leidenschaftlicher Basketballspieler. Um einen Treffer zu erzielen, musste er nichts weiter tun, als direkt neben dem Korb zu stehen und die Bälle seiner Mitspieler zu fangen, wie er 1937 in einem Radio-Interview erzählte. Geboren wurde Robert Wadlow am 22. Februar 1918 in Alton, Illinois, im Mittleren Westen der USA. In fünf Tagen wäre er also 100 Jahre alt geworden. Dass der Junge einmal so groß werden würde, ahnten die Eltern bei seiner Geburt noch nicht, da war er noch genauso groß wie alle anderen Babys auch. Doch Robert wuchs und wuchs immer schneller – und hörte einfach nicht auf.

Mit elf Jahren fanden Ärzte dann die Ursache heraus: Roberts Hirnanhangdrüse – in der Medizin als Hypophyse bezeichnet – produzierte unaufhaltsam Wachstumshormone. Als Robert Wadlow im Alter von nur 22 Jahren an einer Beininfektion starb war er 2,72 Meter groß – und schon längst in die Geschichtsbücher eingegangen.

Steuerung durch Hormone

Die Hirnanhangdrüse ist ein sehr kleines Organ, etwa so groß wie eine Erbse oder ein Kirschkern, und liegt an der Unterseite des Gehirns. Dieses Organ reguliert das Wachstum, ist also mitverantwortlich dafür, wie groß ihr einmal werdet. Hierfür werden in der Hirnanhangdrüse Hormone produziert. Ist diese Steuerung durch eine Krankheit oder einen Tumor gestört, können Menschen außergewöhnlich groß werden – was Mediziner als „Gigantismus“ bezeichnen – oder, bei zu wenigen Hormonen, außergewöhnlich klein. Wie groß ihr einmal werdet, hängt auch von euren Genen ab, also von der Größe eurer Eltern. Generell wächst ein Mensch im ersten Lebensjahr am schnellsten: 16 Zentimeter in nur sechs Monaten!

Doch auch wenn uns besonders große oder kleine Menschen faszinieren, drückt sich die wahre Größe von Menschen nicht in ihrer Körpergröße aus. Sie zeigt sich darin, wie wir andere behandeln. Zur Beerdigung von Robert Waldow kamen Zehntausende Menschen. Nicht nur weil er der größte Mensch aller Zeiten war, sondern auch weil ihn Weggefährten als nett und zuvorkommend bezeichneten. Und darauf kommt es an.

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