Eine spannende Wahl

Von 
Jens Schmitz
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Zum Halloween-Fest hat US-Präsident Barack Obama bewiesen, dass er Humor hat: Er ließ sich mit einem Kind fotografieren, das als lahme Ente verkleidet war. So nennt man in den Vereinigten Staaten einen Präsidenten, der bald keiner mehr ist. Am 8. November entscheiden die Amerikaner, wer nach Obama zum mächtigsten Menschen der Welt werden soll. Sie wählen auch neue Abgeordnete, die sie in der Hauptstadt Washington vertreten. Auf den Straßen sieht man nicht viel davon: Anders als in Deutschland gibt es in Amerika nicht überall riesige Wahlplakate; die meiste Werbung kommt im Fernsehen. Viele Menschen pappen Aufkleber an ihre Autos und stellen sich Schilder in den Vorgarten. Obamas Nachfolger wird am 20. Januar 2017 ins Amt eingeführt. Es gibt viele Kandidaten, aber eine Chance haben nur zwei:

Schon lange bekannt

Hillary Clinton wäre die erste Frau an der Spitze der USA. Wie Barack Obama gehört sie zur demokratischen Partei. Obama war der erste schwarze Präsident des Landes. Wenn Clinton gewinnt, hätten die Demokraten zwei historische Wahlsiege hintereinander errungen. Clinton ist 69 Jahre alt, und die meisten Menschen kennen sie schon lange: Ihr Mann Bill war von 1993 bis 2001 Präsident. Im Weißen Haus, wo der Präsident wohnt, weiß Hillary deshalb Bescheid. Später vertrat sie den großen Bundesstaat New York in der Hauptstadt. 2008 wollte Clinton zum ersten Mal Präsidentin werden, aber ihre Partei entschied sich, lieber Obama kandidieren zu lassen. Clinton war eine gute Verliererin: Sie arbeitete vier Jahre lang als Außenministerin für Obama. Weil Clinton schon so lang Politik macht, finden viele Wähler aber auch, es sollte jemand Frischeres an die Macht. Manche sagen, es gebe zu viele Mauscheleien in ihrer Vergangenheit. Clinton und ihre Partei möchten die Umwelt schützen, mehr Geld für amerikanische Kinder ausgeben und die Verkehrssysteme des Landes modernisieren. Donald Trump wäre der älteste Präsident, der je neu ins Weiße Haus eingezogen ist. Er ist aber nur ein Jahr älter als Hillary Clinton, nämlich 70. Als Politiker hat Trump keine Erfahrung: Er ist ein Bauunternehmer, der mit Wolkenkratzern, Golfanlagen und Luxushotels reich wurde. Seine Anhänger hoffen, dass er das ganze Land wie eine Firma führen kann. Trump kandidiert für die Republikaner. Viele seiner Meinungen passen gar nicht dazu, aber die einfachen Menschen in der Partei haben sich gegen ihre Berufspolitiker entschieden: Sie glauben, dass die keine gute Arbeit leisten. Trump will alles anders machen. Genau deshalb haben viele vor ihm Angst: Er beleidigt oft Schwächere, droht Ausländern und Muslimen, beschimpft Frauen und kann seine Wutausbrüche nicht kontrollieren. Das muss ein US-Präsident aber können. Im Lauf seiner Karriere hat Trump viele Geschäftspartner übers Ohr gehauen. Weil er wichtige Dokumente nicht herausgibt, weiß niemand, ob er überhaupt so reich ist, wie er behauptet. Er hat nie klar gesagt, was er als Präsident eigentlich vorhat. Er möchte vieles billiger machen, Arbeitsplätze zu schaffen, aber Fachleute glauben, dass er vor allem den Reichsten Geld schenken wird. Manche von Trumps Anhängern glauben, dass er im Wahlkampf nur große Töne spuckt und sich später Fachleute sucht, mit denen er ganz normal regiert. Aber garantieren kann das niemand.

Die US-Wahl

Wahltag ist in den Vereinigten Staaten von Amerika alle vier Jahre, immer am Dienstag nach dem ersten Montag im November. In diesem Jahr ist es der 8. November.

Wahlberechtigt sind alle Bürger ab dem 18. Lebensjahr, die ihren Wohnsitz in einem der 50 Bundesstaaten oder in der Hauptstadt Washington haben. Nicht wahlberechtigt sind illegale Einwanderer sowie Kriminelle, denen das Wahlrecht aberkannt wurde.

Wählbar als Kandidat für das Präsidentenamt ist ein in den USA geborener US-Bürger, der bei Amtsantritt mindestens 35 Jahre alt sein muss. Die Amtszeit des Staatsoberhaupts beträgt vier Jahre. Eine Wiederwahl ist in Amerika nur ein Mal zulässig.

Das Volk wählt den Präsidenten am Wahltag nicht direkt, sondern indirekt. Es bestimmt in jedem Bundesstaat, wie viele Wahlmänner und-frauen die Partei ihres Wunschkandidaten in das Wahlmännergremium entsendet.

Der Kandidat, der am Wahltag einen Bundesstaat gewinnt, erhält nach dem in den meisten Staaten geltenden Mehrheitswahlrecht alle Wahlmänner dieses Staates zugesprochen. dpa

Korrespondent

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