Heidelberg. Sie tritt in große Fußstapfen - nicht nur, weil ihr Vorgänger, Rechtsanwalt Thomas Franz aus Ketsch, ein „bäriger“ Zwei-Meter-Mann ist. 18 Jahre lang hat er den Weißen Ring im Rhein-Neckar-Kreis geleitet. Seine Nachfolgerin Patricia Wickert bringt viel Erfahrung als Kriminalbeamtin und in der Präventionsarbeit mit.
Bedenkzeit erbeten
Am Donnerstag wird sie im „Palais Hirsch“ in Schwetzingen offiziell ins neue Ehrenamt eingeführt und Franz verabschiedet. Herausforderungen scheut die 59-Jährige, die in ihrer Freizeit Berge erklimmt, nicht. Ihr langjähriger Kollege beim Polizeipräsidium Mannheim, Günther Bubenitschek, nun Landespräventionsbeauftragter des Weißen Rings Baden-Württemberg, sowie Thomas Franz hätten sie vor einiger Zeit angesprochen und gefragt, ob sie sich die neue Aufgabe vorstellen könnte.
„Da habe ich erst einmal geschluckt und Bedenkzeit erbeten“, erinnert sich Wickert an die überraschende Anfrage. Doch nach kurzer Zeit des „Sackenlassens“ habe sie zugesagt. Auch deshalb, weil die Situation von Opfern von Straftaten sie „schon immer umgetrieben“ habe, wie sie berichtet.
Mitglied im Verein ist Wickert bereits seit 2003. Drei Jahre vorher stieg die bisherige Ermittlerin hauptberuflich in die Präventionsarbeit ein: Ihr Arbeitsplatz ist die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle in der Römerstraße in Heidelberg. Auch davor, sagt sie dankbar, habe sie sich etwa bei der Befragung nach Straftaten schon ausführlich mit Opfern beschäftigen und für sie da sein können. „Für ihr Engagement und ihre Fachexpertise wird Frau Wickert innerhalb der Polizei hochgeschätzt. Ich freue mich, dass durch diese Verbindung Kriminalitätsbekämpfung, Prävention und Opferschutz noch enger verzahnt werden, davon können beide Seiten nur profitieren!“, würdigt Kriminaldirektorin Roswitha Götzmann die Kollegin.
Der Weiße Ring Rhein-Neckar ist zuständig für den großen Landkreis Rhein-Neckar, in dem rund eine Million Menschen leben. Aktuell kümmerten sich drei Kollegen um die Anfragen und Fälle. Wickert möchte diesen Kreis gerne etwas erweitern und weitere Menschen für die ehrenamtliche Arbeit im Weißen Ring gewinnen.
Einarbeitung seit Herbst
Schon seit dem Herbst hat Franz, der auch Stellvertretender Landesvorsitzender des Weißen Rings und seit 1991 ehrenamtlicher Mitarbeiter ist, seine Nachfolgerin eingebunden, berichtet sie. „So konnte ich schon selbstständig einige Fälle begleiten“, ist sie dankbar, in der ersten Zeit noch die Möglichkeit gehabt zu haben, bei Fragen auf die Erfahrung von Franz zurückgreifen zu können. In der Bundesgeschäftsstelle in Mainz und in der Landesgeschäftsstelle in Stuttgart gebe es zudem auch hauptamtliche Experten, die jederzeit Unterstützung lieferten. Schwere Schicksale und schlimme Lebenssituationen vor allem von Kindern und Frauen sind es, mit denen Wickert nun auch im Ehrenamt regelmäßig konfrontiert werden wird. Die erlernte professionelle Distanz wird ihr helfen, den Opfern individuell optimal zur Seite zu stehen. Bestens vernetzt in der Region, kennt Wickert zudem Hilfsangebote wie die Gewalt- oder Trauma-Ambulanz. Geholfen wird jedem - auch wenn er noch keine Strafanzeige gestellt hat. So gibt es etwa Beratungsscheine für diejenigen, die noch keinen Anwalt an der Seite haben.
Kraft für das neue Ehrenamt holt sich Wickert in ihrer Freizeit im Zusammensein mit Freunden und Familie - und in den Bergen, wo sie im Sommer klettert und im Winter Ski fährt.
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