Mannheim/Krefeld. Am Donnerstag nahm sogar die Hauptstadt-Presse Notiz von der existenziellen Krise beim Fußball-Drittligisten im fernen Krefeld. „So wie es aussieht, ist jetzt ein weiterer Versuch gescheitert, den Club zu jener Größe zurückzuführen, die er in Wirklichkeit nie hatte“, schrieb der Berliner „Tagesspiegel“ über den Rückzug von Michail Ponomarew, seit über vier Jahren Geldgeber des KFC Uerdingen. „Jetzt will er nicht mehr, weil er festgestellt hat, dass die Investition sich vermutlich bis zum Untergang der Welt nicht mehr rentieren wird.“
Die Zeichen stehen vielmehr eher auf den Untergang des Profifußballs beim DFB-Pokalsieger des Jahres 1985, damals noch unter dem Namen Bayer 05 Uerdingen. Am Mittwochabend trat Ponomarew auch offiziell von seinem Amt als Präsident zurück, nachdem er schon am Dienstag auf einer denkwürdigen Info-Veranstaltung eine deutliche Prognose zur Zukunft des KFC formuliert hatte: „Meiner Meinung nach muss es zurück in die Regionalliga gehen.“
Ohne das Geld des schillernden Russen, das ist auch fern der Krefelder Stadtgrenzen noch nie ein Geheimnis gewesen, steht der Verein vor dem Aus. Spätestens in der nächsten Woche will Ponomarew seine Überweisungen stornieren, dann könnte Uerdingen wahrscheinlich seine Gehälter nicht mehr bezahlen. Die möglichen Folgen wären klar: Insolvenz, eventuell sofortiger Rückzug aus der 3. Liga, Zwangsabstieg. Wenn der KFC den Spielbetrieb einstellen muss, würden alle bisherigen Ergebnisse aus der Wertung genommen.
„Der SV Waldhof ist Uerdingens erster Gegner auf der vermutlichen Abschiedstournee, falls sich kein neuer Investor findet“, schreibt „Reviersport“. Am Sonntag (13 Uhr) treten die Mannheimer im KFC-Ausweichstadion in Düsseldorf an – die Partie wird zumindest auf Uerdinger Seite sicher unter dem Eindruck der Horror-Schlagzeilen der vergangenen Tage stehen. Der frühere Waldhöfer Ali Ibrahimaj (29) dürfte nicht mit dabei sein, er stand zuletzt nicht einmal mehr im Kader und kann sich nach Angaben der „Rheinischen Post“ noch im Winter einen neuen Verein suchen. Denkbar ist auch, dass andere Leistungsträger der Uerdinger zeitnah das Weite suchen werden. Die Perspektiven des KFC sind düster.
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„Wir tun alles dafür, dass der Verein in der höchstmöglichen Spielklasse erhalten bleibt“, sagte Geschäftsführer Niko Weinhart am Dienstag. Aber vieles spricht dafür, dass es für den KFC wieder dahin zurückgehen wird, wo er ohne die Millionen-Zuschüsse des früheren Mäzens Agissilaos „Lakis“ Kourkoudialos und dann Ponomarew gespielt hat: in die Niederungen des Amateurfußballs, in die vierte, fünfte oder gar sechste Liga. „Ein seriöser Geschäftsmann hätte wissen müssen, dass mit einem Club wie dem KFC niemals Geld zu verdienen sein würde. Der KFC ist nicht nur kein attraktives Investment, er war es auch nie“, meint der „Tagesspiegel“. Keine guten Aussichten auf eine Rettung in letzter Sekunde.
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