Mit dem Fahrstuhl ins All

Von 
John Dyer
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So soll der "space elevator" aussehen. In 20 Kilometern Höhe sollen Raumflugzeuge starten und landen können, die Waren oder auch Passagiere transportieren.

© Thoth Technology

Thoth Technology aus dem kanadischen Ontario will hoch hinaus - im wahrsten Wortsinn. Die Firma hat sich schon im Juli ein US-amerikanisches Patent für einen "space elevator" - einen Weltraum-Aufzug - gesichert, hat das aber erst vor kurzem publik gemacht. Der soll 20 Kilometer hoch sein und damit die dichte Erdatmosphäre verlassen. Ab 16 Kilometer Höhe wird die Atmosphäre dünner, bevor sie über Hunderte Kilometer in das luftleere Weltall übergeht.

Start und Landung in der Höhe

Mit einer Geschwindigkeit von elf Kilometern pro Stunde soll der Aufzug Lasten von zehn Tonnen bis zur Spitze des Turms befördern können. Passagiere sollen in einer Stunde auf 20 Kilometer Höhe gebracht werden. Dort könnten dann auf einer Start- und Landebahn Weltraumfähren Last oder Passagiere aufnehmen und losfliegen. Die Nutzung der teuren Raketen, mit denen die erdnahen Bereiche der Atmosphäre überwunden werden und die nach dem Ausbrennen abgeworfen werden, könnte so entfallen.

"Von der Spitze des Bauwerks könnte man Raumflugzeuge mit nur einer Antriebseinheit direkt in eine niedrige Erdumlaufbahn bringen und später wieder dort landen lassen", sagt Ingenieur Brendan Quine. Er ist Professor an der York University von Toronto. Quine ist Mitbegründer der Firma Thoth Technology. Die Verwendung der teuren Raketenstufen, die nach dem Ausbrennen nutzlos seien, entfalle, erklärte Quine.

Der Weltraumaufzug soll mithilfe von aufblasbaren Gaskammern senkrecht gehalten werden, ähnlich einem Ballon, erklärt Quine. Die gesamte Struktur werde etwa so viel wiegen wie ein Öltanker, wäre aber mehr als 20 mal höher als das bisher höchste Gebäude der Welt, das Hotel Burj Khalifa in Dubai.

Beweglich im Wind

Man habe auch andere mit Gas aufzublasende Turm-Entwürfe studiert, sagt Professor Quine. Die hätten aber alle entweder Stützen oder Haltekabel verwendet. Das sei in dieser Höhe nicht mehr anwendbar. Die ganze Konstruktion soll aus Kevlar und Polyethylen bestehen. Der Turm soll sich mit dem Wind bewegen, um aufrecht zu bleiben. Der Durchbruch sei mit der jetzt patentierten Technik von Thoth gelungen, mit der die Balance gehalten wird, sagte Quine.

"Der Kern des Patents ist, wie so eine riesige und schlanke Struktur kontrolliert werden kann", sagte er. "Im Grunde gleichen wir die externen Kräfte auf den Turm durch pneumatischen Druck aus und lehnen den Turm mit kontrollierter Bestimmung des Schwerpunkts gegen Dinge wie einen Hurrikan, so dass der Turm nicht umfällt."

Das Projekt soll rund fünf Milliarden Dollar kosten (4,47 Milliarden Euro). Quine sagte nicht, ob Thoth Zugang zu Finanzquellen dieser Größenordnungen habe. Er sagte nur, dass es an den Patenten der Firma "intensives Interesse" gebe.

Die von der amerikanischen Regierung finanzierten Raumstarts der USA kosten derzeit rund 250 Millionen Dollar (223,7 Millionen Euro), wie aus Berichten der NASA hervorgeht. Die private Raumfahrtfirma SpaceX des Unternehmers Elon Musk berechnet 90 Millionen Dollar pro Start.

Günstiger als bisher

Der "space elevator" würde die Kosten gegenüber den Raketenstarts um 30 Prozent senken, verspricht man sich bei Toth Technology. Denn weder die Rakete noch der immense Treibstoffaufwand wären nötig. "Die meisten Raketen fliegen 15 Kilometer senkrecht hoch", erläutert Professor Quine. Die erste Aufstiegsphase sei am teuersten und ineffizientesten.

Thoth will einen 1,5 Kilometer hohen Demonstrationsturm bauen, der Investoren und Wissenschaftler überzeugen soll. Der soll in drei Jahren fertig sein. Steht die Finanzierung, könnte der 20 Kilometer hohe Turm in fünf Jahren gebaut werden, versichert Quine.

Das Projekt auf einen Blick

Der "space elevator" soll 20 Kilometer hoch werden. Schon ab 16 Kilometer Höhe wird die Atmosphäre deutlich dünner als in dem Bereich, der die Erde umgibt.

Damit wäre er rund 20 Mal höher als das heute höchste Gebäude der Welt, das Hotel Burj Khalifa in Dubai.

Die Geschwindigkeit, mit der es hinaufgeht, soll 20 Stundenkilometer betragen. Passagiere könnten so innerhalb einer Stunde oben sein.

Die Idee dahinter ist, dass Passagiere oder Güter auf der Plattform in Weltraumfähren untergebracht werden und so von dort oben losfliegen könnten.

Das Projekt soll rund fünf Milliarden Dollar kosten, umgerechnet also rund 4,5 Milliarden Euro.

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