Berlin/Mannheim. Zuletzt war es die Witwe des Schauspielers Eberhard Feik, die eine frühere Stasi-Mitarbeit des Paares als "absurd" weit von sich gewiesen hat. Annelie Feiks 1994 verstorbener Mann spielte als "Tatort"-Kommissar Christian Thanner an der Seite von Götz George ("Horst Schimanski"). Das "Zeitmagazin" hatte im Dezember 2014 berichtet, dass die Feiks mit der DDR-Staatssicherheit zusammengearbeitet haben sollen. Verwiesen wurde auf zwei Karteikarten aus den Rosenholz-Dateien, auf denen die Decknamen "Queen" und "Lear" sowie die Klarnamen der beiden Künstler vermerkt sein sollen.
Die Rosenholz-Dateien bestehen aus rund 317 000 Karteikarten zu Personen und weiteren 77 000 Karten zu operativen Vorgängen der HV A, der DDR-Auslandsspionage. Sie stehen seit Juli 2003 der Stasi-Unterlagenbehörde, damals unter der Leitung von Marianne Birthler, zur Verfügung. Welchen Weg sie bis dahin genommen haben, ist ein Spionagethriller für sich, der zudem bis zum heutigen Tag unaufgeklärt ist.
Zwei Versionen
Laut Stasi-Unterlagenbehörde gibt es zwei Versionen darüber, wie die amerikanische CIA an die Dateien der HV A gelangt ist. Nach der einen hat sie die Daten von Mitarbeitern des sowjetischen KGB erworben, in der anderen haben leitende Mitarbeiter der HV A die CIA bedient. Ob überhaupt eine der beiden Versionen zutrifft, ist unklar.
Transport in der Blechdose
In der KGB-Variante hat im Dezember 1989 ein HV A-Oberstleutnant den Befehl erhalten, die in einigen Blechdosen enthaltenen Mikrofilme nach Berlin-Karlshorst zum KGB zu schaffen. Anschließend haben drei Personen - Sascha Prinzipalow, Alexander Sjubenko (beide vom KGB) und James Atwood (CIA) - den Deal abgewickelt - 1992 in Moskau. Allerdings ist diese Variante kaum noch überprüfbar, denn alle drei Akteure sind verstorben. In der anderen, nicht ganz so bekannten Version, wurden die Mikrofilme entweder von einigen Spitzenleuten oder von einem einzelnen Stasi-Mitarbeiter direkt an die CIA verscherbelt.
Und da blieben sie dann erst einmal. Nach jahrelangen Bemühungen der Bundesregierung begannen die Amerikaner 1999, Kopien auf CDs an Deutschland zurückzugeben. Bis März 2003 waren schließlich 381 CDs übergeben worden. Es soll sich dabei um den kompletten Satz handeln, den sich die CIA unter den Nagel gerissen hatte.
Spektakuläre Enthüllungen gab es jedenfalls danach nicht. Insgesamt wurde seit 1990 - also auch schon vor der Übergabe der Dateien - in rund 3000 Fällen wegen Spionage ermittelt. In über 300 Fällen, so die Stasi-Unterlagenbehörde, kam es zu Verurteilungen. Dabei wurden 63 Mal Haftstrafen verhängt.
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