Die Saarländer sind zufrieden mit der Arbeit der großen Koalition unter Führung von CDU-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer. Die Mehrheit will, dass sie diese auch nach der Landtagswahl am Sonntag ihre Arbeit fortsetzt. Vor allem aber erfreut sich die Regierungschefin einer überdurchschnittlichen Beliebtheit - 75 Prozent der Saarländer sind mit "AKK", wie die 46-Jährige gerne genannt wird - , zufrieden, das ist der zweitbeste Wert aller Länderchefs. Nur Winfried Kretschmann von den Grünen schneidet mit 80 Prozent bei seinen Baden-Württembergern noch besser ab.
Kramp-Karrenbauers SPD-Herausforderin Anke Rehlinger und Oppositionsführer Oskar Lafontaine (Linke) liegen mit Werten von 57 beziehungsweise 40 Prozent weit hinter ihr. Und doch müssen Annegret Kramp-Karrenbauer und mit ihr die gesamte CDU dem Wahlsonntag mit Bangen entgegensehen. Denn nach den letzten Umfragen liegen CDU und SPD an der Saar fast gleichauf und liefern sich im Endspurt ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen.
SPD-Spitzenkandidatin Rehlinger, die noch im Januar scheinbar aussichtslos zwölf Prozentpunkte hinter der CDU zurücklag, ist die Erste, die vom Hype um den neuen SPD-Chef Martin Schulz profitieren könnte, der bereits mehrfach im Saarland auftrat und begeistert gefeiert wurde. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bringt es dagegen lediglich auf zwei Auftritte.
Nur eine Option
Und selbst wenn es für die SPD nicht reichen sollte, vor der CDU zu landen, könnte sie mit der Linken ein rot-rotes oder zusätzlich mit den Grünen, so diese die Fünf-Prozent-Hürde überspringen, ein rot-rot-grünes Bündnis schmieden - das dritte nach Thüringen und Berlin.
Am mittlerweile 73-jährigen Lafontaine soll das erste Linksbündnis in einem westdeutschen Land auf jeden Fall nicht scheitern, er wirbt sogar ausdrücklich dafür.
Kramp-Karrenbauer hingegen hat nur eine Option - die Fortsetzung der großen Koalition. Ein Machtverlust im Saarland wäre für die CDU eine bittere Niederlage. Der Union droht ein Fehlstart ins Wahljahr, zumal die Aussichten denkbar schlecht stehen, bei den nächsten beiden Wahlen in Schleswig-Holstein am 7. Mai und in Nordrhein-Westfalen eine Woche später die SPD-Regierungschefs Torsten Albig in Kiel und Hannelore Kraft in Düsseldorf abzulösen.
Lag die CDU sowohl in Schleswig-Holstein wie in NRW zu Beginn des Jahres noch auf Augenhöhe zur regierenden SPD, fielen die Werte seitdem stark, während die Sozialdemokraten zulegen konnten. Für Angela Merkel könnte der Machtverlust der CDU an der Saar ein Problem werden - die Frage, ob sie mit ihrer zurückhaltenden emotionslosen Art gegen den zupackenden und begeisternden Martin Schulz noch die Richtige ist, um die Wähler zu erreichen, könnte an Brisanz gewinnen.
2005, als sie erstmals als Kanzlerkandidatin antrat, stellte die Union noch elf Ministerpräsidenten. Seitdem verlor sie viele Länder, darunter sogar so traditionelle Hochburgen wie Baden-Württemberg oder auch Thüringen.
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