Schulessen - Sternekoch betreut in Bad Kreuznach eine Schulkantine / Beirat aus Schülern, Lehrern und Eltern entscheidet über die Speisekarte

Johann Lafer will zeigen, wie Produkte wirklich schmecken

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Stephan Eisner
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Johann Lafer (r) überreicht in der Schulmensa des Gymnasiums am Römerkastell in Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) dem kleinen Leo sein Mittagessen.

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Bad Kreuznach. Eigentlich wäre das Gymnasium am Römerkastell in Bad Kreuznach eine ganz normale Schule - wenn es nicht seine Mensa hätte. Die Kantine ist ganz den Bedürfnissen der Schüler angepasst. Hinter dem außergewöhnlichen Projekt steckt Sternekoch Johann Lafer, der nur wenige Kilometer entfernt das Hotel-Restaurant "Stromburg" betreibt. Sein Ziel: Die Schüler sollen einen Unterschied zwischen Fast Food und frisch gekochten Gerichten kennenlernen - und das in einem schönen Ambiente genießen. Dazu gehören selbst kreierte Tabletts, schicke Gläser und Teller sowie Markenbesteck.

Wer glaubt, in Bad Kreuznach freudloses Ökoessen vorgesetzt zu bekommen, der täuscht sich. Schon der Kiosk im Eingangsbereich des Kubus mit Glasfronten lockt mit Schoko-Croissants oder Pizza-Brötchen. Die Mensa selbst ist freundlich mit Douglasienholz-Decke und bunten Raumteilern ausgestattet. "Das war der Entwurf eines Schülers, den der Architekt umgesetzt hat", erzählt Johannes Zimmermann, Prokurist bei "food@ducation". Lafer hat die Firma für sein Mensa-Projekt gegründet.

Regionales steht im Mittelpunkt

Die Idee zu dem Projekt kam dem gebürtigen Österreicher vor acht Jahren, als er mit der damaligen Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner "Geschmackstage" ausrief. Seitdem steht jährlich bei Geschmackstagen der Einsatz regionaler Produkte im Mittelpunkt - und Nachhaltigkeit. Und Lafer entschloss sich, dies im Schulalltag umzusetzen.

Kurzerhand wandte sich der Fernsehkoch an das Land Rheinland-Pfalz und fragte nach einer Schule, an der er sein Mensa-Projekt, das auf regionale Produkte setzt, verwirklichen kann - und er bekam das Römerkastell vorgeschlagen. "Früher gab es hier einen Caterer, der in zwei Klassenräumen sein Essen anbot", blickt Zimmermann zurück. Doch im Zuge der Einführung einer Ganztagsschule reichten die Kapazitäten nicht mehr aus.

Heute können in der Modellmensa 600 Schüler von 25 Mitarbeitern - zehn feste, der Rest sind Eltern, die ehrenamtlich arbeiten - versorgt werden. Die Kosten pro Mahlzeit, inklusive kleinem Dessert, liegen für Schüler bei 3,20 Euro. Wasser ist gratis, Cola und zuckerhaltige Getränke gibt es nicht. Einen Euro schießt der Landkreis zu. 60 Gerichte gehören zum Repertoire der Mensa, die ein Beirat, bestehend aus Schülern, Lehrern, Eltern sowie Johann Lafer und Johannes Zimmermann, ausgewählt hat. Der Beirat kocht neue Vorschläge jeweils in der mensaeigenen Lehrküche zum Test - wobei der Schwerpunkt auf saisonalen und regionalen Zutaten liegt. Das Gremium entscheidet dann, welches Gericht neu aufgenommen wird. Viel Wert wird auf die Produkte gelegt, die Erzeuger der Zutaten sind bekannt: "Ein Landwirt zum Beispiel baut nur für uns Kartoffeln an, wir holen sie bei ihm ab, schälen sie natürlich selbst und verarbeiten sie frisch", erzählt Zimmermann.

Auf der Speisekarte stehen auch Essen, die man nicht erwartet. Der Cheeseburger vom heimischen Rind - mit Fleisch vom Metzger gegenüber - und handgeschnitzte Pommes zum Beispiel. "Eine Lehrerin hat sich mal beschwert, weil wir den Burger auf der Karte hatten", so Zimmermann. "Wir wollen aber kein freudloses Ökoessen kochen, sondern den Schülern zeigen, wie Produkte wirklich schmecken - ohne Geschmacksverstärker, E-Nummern oder Konservierungsstoffe."

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