CDU - Der Spitzenkandidat hat in der Schlussphase des Wahlkampfs Siegeswillen entwickelt - und holt sich mit Wolfgang Bosbach einen prominenten Unterstützer

Im Endspurt gewinnt Laschet an Selbstbewusstsein

Von 
Johannes Nitschmann
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Armin Laschet bringt Bewegung in den Wahlkampf der CDU.

© Kay Nietfeld

Am Morgen ist die Welt in Ordnung für Armin Laschet. Als der CDU-Spitzenkandidat kurz nach halb acht in Düsseldorf vor der CDU-Landesparteizentrale seinen Wahlkampfbus besteigt, umflort sein Gesicht ein spitzbübisches "Das-habt-ihr-uns-nicht-zugetraut"-Lächeln. Der Grund: Die Umfragewerte der CDU sind im spannenden Rennen gegen die SPD im bevölkerungsreichsten Bundesland zuletzt immer besser geworden.

Der Wahlkampfbus steuert Oberhausen an. Im Schloss Oberhausen hat die Partei zu einer mittäglichen Kundgebung mobilisiert. Vor über 100 Anhängern verbreitet der 56-jährige Christdemokrat und Herausforderer von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) Wechselstimmung für das bevölkerungsreichste Bundesland. "Das Land ist großartig, aber wir müssen nicht immer auf den letzten Plätzen sein." Bei Investitionen, Kindergartenplätzen, dem Lehrer-Schüler-Verhältnis und bei der Armutsbekämpfung rangiere NRW am Tabellenende im Bundesländer-Ranking.

Bedeutung von Bildung

In seinen Wahlkampfreden verspricht Laschet "Aufstieg durch Bildung". Er sei das beste Beispiel dafür. Sein Vater war Steiger auf der Zeche Anna im rheinischen Alsdorf. Nachts habe er unter Tage gearbeitet und tagsüber auf dem zweiten Bildungsweg eine Ausbildung zum Grundschullehrer absolviert. Diesem Aufstieg seines Vaters verdanke er wiederum sein Studium, erzählt der CDU-Politiker. Die aktuelle Lage an den Schulen in NRW sei desaströs: Unterrichtsausfall, überfüllte Klassen und eine "über das Knie gebrochene" Inklusion.

Bei seinen Parteifreunden wird der Wahlkampf des CDU-Herausforderers trotz der steigenden CDU-Werte immer noch skeptisch beäugt. Laschet sei zu nett, zu leutselig, zu weich, zu unbekannt, beklagen Christdemokraten. Um seine innerparteilichen Kritiker zu versöhnen, hat Laschet im Wahlkampfendspurt einen Joker gezogen. Er präsentierte den CDU-Hardliner Wolfgang Bosbach als seinen Berater für innere Sicherheit.

Weder mit AfD noch Linken

Nach der Kundgebung im Schloss steuert der Wahlkampfbus die Studios von "Radio NRW" auf einem alten Oberhausener Industriegelände an. In charmantem Plauderton entlockt der Moderator dem Christdemokraten allerlei Anekdoten aus seinem Privatleben. Der dreifache Familienvater ist "Tatort"-Fan und hält Asterix für "eine starke Figur". In den 1970er Jahren habe er beinahe alle deutschen Schlager auswendig gekonnt, bekennt Laschet. Sein Idol damals sei der Interpret Chris Roberts ("Du kannst nicht immer 17 sein") gewesen.

Nach dem Interview fährt der Wahlkampfbus nach Mülheim an der Ruhr. Häufiger wird der CDU-Politiker von Passanten gefragt, welche Koalition er denn in Düsseldorf anstrebe. "Nicht mit der AfD, nicht mit der Linken", betont Laschet. Im Wahlkampffinale setzt Laschet auf Sieg. Er will die CDU zur stärksten Partei in Nordrhein-Westfalen machen und Ministerpräsident werden. Ein Scheitern hat der Unentschieden-Stratege dabei aber auch einkalkuliert. Beides gehöre zum Leben: Sieg und Niederlage, sagt er. Sein Lebensmotto, bekennt der CDU-Spitzenkandidat, entstamme der "Fledermaus"-Operette: "Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist."

Korrespondent

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