In der Stunde seines größten politischen Triumphs fühlte CDU-Wahlgewinner Armin Laschet mit der Verliererin Hannelore Kraft. "Ich weiß, wie schwer das ist", sagte Laschet. Schließlich habe er in seiner politischen Laufbahn selbst schon bittere Niederlagen hinnehmen müssen. Beim Mitgliederentscheid um den Landesvorsitz der NRW-CDU war Laschet im Jahr 2010 dem damaligen Bundesumweltminister Norbert Röttgen unterlegen. Zwei Jahre später schlug ihn der kantige CDU-Haudegen Karl-Josef Laumann beim Kampf um die Spitze der CDU-Landtagsfraktion. Der gelernte Journalist und studierte Jurist Laschet drohte als "ewiger Zweiter" in die politischen Geschichtsbücher einzugehen.
Jetzt dürfte der 56-jährige Aachener bald als Regierungschef an der Spitze des bevölkerungsreichsten Bundeslandes stehen. Noch zu Beginn des Wahlkampfs war dem engen Vertrauten von Bundeskanzlerin Angela Merkel viel innerparteiliche Skepsis entgegengeschlagen. In der knorrig-konservativen Westfalen-CDU hat Laschet wegen seiner liberalen Integrations-Vita bis heute den Spitzennamen "Türken-Armin" weg.
Der designierte NRW-Regierungschef gilt als abwägend, besonnen und risikoscheu. An jedem Spieltag tippt der eingefleischte Fan von Alemannia Aachen auf diejenigen Bundesligapartien, bei denen er eine Punkteteilung für wahrscheinlich hält. Dem umtriebigen Christdemokraten eilt der Ruf eines notorischen Zuspätkommers und chaotischen Bürokraten voraus.
Verlust der Dozentur
Als Dozent der Aachener Hochschule machte Laschet bundesweit Schlagzeilen, als er einen Satz Klausuren verloren und anschließend die Noten freihändig an seine Politikstudenten vergeben hatte. Dies flog auf, weil am Ende mehr Benotungen als Klausurteilnehmer vorhanden waren. Der CDU Politiker musste seine Dozentur aufgeben.
In den vergangenen Jahren hat der dreifache Familienvater und bekennende Katholik den mitgliederstärksten CDU-Landesverband weitgehend konfliktfrei geführt. Im Wahlkampf outete sich der private Laschet als "Tatort"-Liebhaber.
Ein mitreißender Redner war der CDU-Politiker nach eigenem Bekenntnis schon in jungen Jahren nicht. Im Karneval habe er manche Büttenrede in den Sand gesetzt. "Der Saal fand das überhaupt nicht witzig." Dies stählte Laschet aber offenbar für sein Politikerleben: "Da muss man sein Programm gnadenlos durchziehen." In seiner Aachener Jugendclique galt jedenfalls das Motto: "20 Prozent Sein, 30 Prozent Schein und 50 Prozent Schwein."
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