Tourismus - An den Wochenenden spazieren Besucher durch das Flussbett / Attraktion bei Kaub kann nicht mehr angefahren werden

Burg auf dem Trockenen – Fähre stellt Betrieb ein

Von 
Jens Albes
Lesedauer: 
Die Burg Pfalzgrafenstein im Mittelrheintal bei Kaub liegt mittlerweile auf einer größeren Insel als üblich. Besucher können zurzeit nicht mehr übersetzen. © dpa

Im extremen Niedrigwasser des Rheins tauchen viele neue Felsformationen und Kiesbänke auf. „Diese Felsennase habe ich noch nie gesehen“, wundert sich die Vizechefin der Jugendherberge Kaub im Mittelrheintal, Suanne Reimann-Tavera, und deutet auf die Rheininsel Falkenau mit der Burg Pfalzgrafenstein. „Dabei wohne ich schon seit sechs, sieben Jahren hier.“ Ein paar Kilometer weiter spaziert ein Ehepaar über den Jungferngrund: „So riesig habe ich diese Kiesbank noch nie gesehen“, sagt Peter Merkelbach. „Das sieht aus wie der Urzustand des Rheins – wie er sich vor der Begradigung viel mehr geschlängelt hat.“ Besonders an Wochenenden sind nun viele Niedrigwassertouristen unterwegs. Das Niedrigwasser am Pegel Kaub sank mittlerweile auf einen Rekord-Tiefstand. Nach Auskunft der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes lag der Pegelstand Kaub bei 34 Zentimetern. Der Jahrhundertrekord im Hitzejahr 2003 hatte dort bei 35 Zentimetern gelegen.

Angst vor Unfällen

Reimann-Tavera hat nun weniger Ausflugstipps parat: „Die (Schifffahrtsgesellschaft) Köln-Düsseldorfer (KD) fährt bei uns nicht mehr und das kleine Boot zum Pfalzgrafenstein auch nicht. Und das bei dem schönen Wetter – das ist schade.“ Die KD hat die Einstellung ihres Linienverkehrs in dieser Woche mit der Sicherheit der Fahrgäste begründet. KD-Sprecherin Nicole Becker sagt: „An eine frühere komplette Einstellung kann ich mich nicht erinnern.“ Heinz Dieter Kimpel bringt gewöhnlich mit einem ehemaligen DDR-Patrouillenboot Touristen zur Inselburg Pfalzgrafenstein – je 120 Meter hin und zurück. „Seit gestern fahre ich nicht mehr. Das Risiko einer Grundberührung ist zu hoch“, sagt er. „Beim Niedrigwasser 2003 haben wir uns noch irgendwie durchgemogelt, mit weniger Gästen und besser verteiltem Gewicht.“ Nun aber erlebe er mit seinen 76 Jahren den ersten kompletten Stopp dieses Bootsverkehrs.

Renate und Peter Merkelbach schreiten weiter über den Jungferngrund, blinzeln in die Sonne und blicken auf die Sieben Jungfrauen – sieben Felsenstücke mitten im Strom. „Die sind sonst meist überflutet“, sagt Peter Merkelbach. Wie lange wird der Fluss noch sinken? Der Binger Experte vom Schifffahrtsamt, Florian Krekel, meint: „Ich glaube nicht, dass ich irgendwann in Badehose durch den Rhein waten kann. So tief wird es auch nicht werden.“ Irgendwann komme Regen.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen