Wo bleibt die Transparenz?

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Lisa Uhlmann
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Auf den Tag genau vor vier Wochen hat ein Polizeieinsatz am Marktplatz für viel Aufsehen gesorgt. Besonders im Netz kursierende Aufnahmen, die einen Beamten zeigen sollen, der auf einen vermeintlich wehrlosen Mann einschlägt, empörten nicht nur die Mannheimer. Vieles blieb in den ersten Tagen nach dem Einsatz unklar, bot reichlich Raum für wilde Spekulationen – und nährte den Hass gegen die beteiligten Beamten. Groß waren deshalb auch die Versprechungen der Ermittler, für lückenlose und transparente Aufklärung zu sorgen. Davon ist allerdings heute nur wenig zu spüren.

Denn statt endlich mehr Licht in die Hintergründe des Einsatzes zu bringen, herrscht weiterhin bewusstes Schweigen. Selbst detaillierte Medien-Anfragen zum Ablauf werden abgeblockt, hier berufen sich Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt auf laufende Ermittlungen und Persönlichkeitsrechte. Zwar ist es verständlich, dass eine akribische Aufarbeitung des Falls Zeit braucht, genauso wie eine exakte Obduktion, um die Todesursache genau zu klären. Woran aber hakt es, in der Zwischenzeit zum Beispiel die Auswertungen der fest installierten Videoüberwachung des Polizeipräsidiums auf dem Marktplatz offen zu legen? Schließlich ist auch die Gewerkschaft der Polizei davon überzeugt: Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Kameras den Ablauf vor der Festnahme aufgezeichnet haben, ist hoch. Weil diese Aufnahmen aus datenschutzrechtlichen Gründen nach 72 Stunden gelöscht werden, müssten sie bereits von den Ermittlern als Beweismaterial gesichtet worden sein. Zwar heißt es aus dem LKA, dass man erst den sekundengenauen Ablauf der Ereignisse mit Kameras aus der Umgebung und den Geschäften rekonstruieren muss – und das eben eine Kunst sei. Aber braucht es wirklich eine sekundengenaue Rekonstruktion, um zu klären, ob der Mann gegenüber den Polizisten vielleicht im Vorfeld aggressiv oder gewalttätig war?

Schließlich könnte das Wissen um solche Details das Verhalten der beteiligten Polizisten in ein anderes Licht rücken, sie vielleicht entlasten. Denn auch für die Beamten gilt die Unschuldsvermutung, weiß die Öffentlichkeit noch immer nicht, was vor den Schlägen vorgefallen ist. Zwar ist der Ansatz der Ermittler nachvollziehbar, erst wenn alle Ergebnisse vorliegen, einen Endbericht veröffentlichen zu wollen. Allerdings bleibt dabei die versprochene Transparenz auf der Strecke. Wo doch genau diese so wichtig wäre, um das Ansehen und Vertrauen in die Mannheimer Polizei wieder zu stärken.

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.