Kriminalität

Familiendrama erschüttert die Region

In einer Wohnung in Hockenheim findet die Polizei die Leichen zweier Kinder. Bei der Tatverdächtigen soll es sich um deren Mutter handeln

Von 
dpa/aw/jei
Lesedauer: 

Hockenheim. Kuscheltiere und Kerzen stehen am Ostermontag neben einem Hauseingang in der Luisenstraße in Hockenheim (Rhein-Neckar-Kreis) und erinnern an zwei Kinder, die einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein sollen: Am Vorabend haben Polizei und Staatsanwaltschaft die Öffentlichkeit informiert, dass die sieben und neun Jahre alten Geschwister nach ersten Erkenntnissen getötet wurden. Die Ermittler nahmen eine 43-Jährige noch am Tatort wegen Verdachts eines Tötungsdeliktes fest.

Bei der Frau handele es sich um die Mutter, berichtete die „Bild“-Zeitung am Montag online unter Berufung auf Mannheims Oberstaatsanwalt Andreas Grossmann und zitierte ihn mit den Worten: „Sie hat die Polizei auch selbst informiert. Näheres zum Motiv und dem Tathergang wird derzeit noch ermittelt.“ In der Mitteilung der Ermittler von Sonntagabend war lediglich von einer Angehörigen die Rede. Die Kinderleichen seien in einer Wohnung gefunden worden. Nach Informationen dieser Redaktion handelt es sich um zwei Brüder.

Auf Nachfrage reagierte die Staatsanwaltschaft am Montag zunächst nicht. Die Polizei verwies darauf, dass es erst am Dienstag weitere Informationen der Behörden geben solle – Staatsanwaltschaft und Polizei wollten sich absprechen.

Vom Vater getrennt?

Dem Vernehmen nach soll die Mutter seit einiger Zeit vom Vater der gemeinsamen Kinder getrennt leben. Die Brüder soll sie nur noch in den Ferien und alle zwei Wochen bei sich gehabt haben. In Folge der Trennung habe sie unter psychischen Problemen gelitten. Seit Gründonnerstag sollen sich die Geschwister in der Wohnung in der Luisenstraße aufgehalten haben.

Wie und warum sie dort zu Tode gekommen sind, bleibt auch am Montag völlig offen. Ebenso wie die Fragen, ob sich die Frau schon zu dem Geschehen geäußert hat und ob es sich bei den Vorwürfen gegen die 43-Jährige um Mord, Totschlag oder beispielsweise um ein anderes Verbrechen mit Todesfolge handelt. Antworten darauf sind an diesem Dienstag zu erwarten. Dann sollen auch die Leichen der Geschwister obduziert werden, um die genaue Todesursache zu klären,wie ein Polizeisprecher sagte.

In der Mitteilung hieß es darüber hinaus, die Staatsanwaltschaft Mannheim und das Dezernat für Kapitalverbrechen des Kriminalkommissariats Mannheim hätten die weiteren Ermittlungen gegen die 43-Jährige aufgenommen. Auch die Zentrale Kriminaltechnik der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg und das Institut für Rechtsmedizin der Universität Heidelberg seien involviert.

Fassungslosigkeit und Bestürzung

In der Rennstadt löste das mutmaßliche Familiendrama am Osterwochenende Fassungslosigkeit und Bestürzung aus. Insbesondere in den sozialen Medien verbreitete sich die Nachricht rasant. Am Montag kamen immer mehr Menschen zum Tatort in die Luisenstraße 46 und legten Blumen, Kerzen oder Kuscheltiere ab. Die Freiwillige Feuerwehr Hockenheim sagte aufgrund der Tragödie ihren für Ostermontag geplanten Aufmarsch mit Musik durch die Stadt ab.

Am Sonntagnachmittag war nach Eingang der ersten Meldung das Sondereinsatzkommando (SEK) angerückt. Die Luisenstraße wurde zwischen der Jahnstraße und der Körnerstraße vollständig abgesperrt. Kriminaltechniker gingen in dem betroffenen Gebäude mehrfach ein und aus.

Viele Hockenheimerinnen und Hockenheimer fühlten sich an einen Vorfall im Januar erinnert, als es in einem Straßenabschnitt im Bereich der Jahnstraße zu einem Schusswechsel gekommen war, bei dem ein mit einer Pistole bewaffneter 37-Jähriger durch die Polizei gestoppt worden war. Vorausgegangen war ein Familienstreit. dpa/aw/jei

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen