Corona-Krise - Mehrere offene Briefe kritisieren Kultusministerin Susanne Eisenmann für Schul- und Kitakonzepte

Eltern verlieren die Geduld

Von 
M. Schwarz, W. Serif, L. Wazulin
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Berlin/Mannheim. Elternvertreter im Südwesten sind mächtig wütend auf die Corona-Politik der baden-württembergischen Kultusministerin Susanne Eisenmann. In gleich mehreren offenen Briefen haben sich Verbände beklagt, dass Eisenmann die Eltern bei Fragen nach Schul- und Kita-Öffnungen zu wenig einbinde. In einem Schreiben an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) vom Landeselternbeirat (LEB) heißt es: „Zu Beginn der Krise gab es ein kurzes Telefonat der Ministerin mit dem Vorsitzenden des Landeselternbeirates. Seither herrscht Funkstille.“ Eisenmann habe die Eltern, im Gegensatz etwa zum Nachbarland Rheinland-Pfalz, so gut wie gar nicht in Entscheidungen eingebunden. Zudem habe die Ministerin die Eltern gar persönlich angegriffen. Der LEB fordert Kretschmann nun auf, in der an gespannten Situation zu vermitteln. Das Stuttgarter Kultusministerium weist die Vorwürfe zurück. Der Landeselternbeirat sei ein beratendes Gremium, das monatlich zu wichtigen Bildungsfragen ausführlich gehört werde. Ministerin Eisenmann versuche, allen Gesprächswünschen nachzukommen.

Die Elternvertreter wollen von der Landesregierung letztlich wissen, wie der Regelbetrieb, die Sommerschule und der Förderunterricht umgesetzt werden und wie das Konzept für digitale Beschulung aussieht, falls der Regelbetrieb wieder eingeschränkt wird. „Die Nerven liegen blank, wir haben uns deshalb landesweit zusammengeschlossen. Wir fordern Antworten und Beteiligung“, sagt Thorsten Papendick, Vorsitzender des Mannheimer Gesamtelternbeirats (GEB).

In dieser Woche hatte die Landesregierung angekündigt, Kitas und Grundschulen im Südwesten bis Ende Juni wieder vollständig öffnen zu wollen. Deshalb habe das Land die Studie an den Unikliniken zum Thema Kinder und Coronavirus in Auftrag gegeben. Kretschmann und Eisenmann hatten erklärt, dass Kinder als Überträger des Virus nur eine untergeordnete Rolle spielten. Sie stützten sich dabei auf Zwischenergebnisse der besagten Studie.

Unterdessen lehnt die große Mehrheit der Deutschen die Lockerungspläne des Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) ab. Im aktuellen Politbarometer der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen sprachen sich 72 Prozent dagegen aus. Ramelow hatte für eine neue Strategie plädiert, wonach es keine vom Land einheitlich verordneten Corona-Beschränkungen geben sollte.

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