Anders als 2024 spricht der OB Tacheles - und das muss so sein

Alles wie immer? Auf keinen Fall. Und das nicht nur wegen eines überraschenden Gastredners bei Oberbürgermeister Christian Spechts Ansprache beim Mannheimer Neujahrsempfang. Das hat es zumindest in der jüngeren Vergangenheit der Veranstaltung noch nicht gegeben. Und auch Spechts Rede selbst war ganz anders als noch im vergangenen Jahr.

Zwar erinnerte einiges im Mozartsaal des Rosengartens an seine Worte von damals. Denn wieder musste sich das Stadtoberhaupt mit den Auswirkungen des Nahostkonflikts auf Mannheim auseinandersetzen. Und ebenfalls steht erneut die Polizei am Anfang der Ansprache. Damals noch wegen des Einsatzes einen Tag vor Heiligabend auf der Schönau, als ein mit einem Messer bewaffneter Mann von der Polizei erschossen wurde. Jetzt wegen des 31. Mai, an dem ein Attentäter den Polizisten Rouven Laur getötet hat. Der Tag hat sich für immer im kollektiven Gedächtnis der Stadt verankert.

Doch nach seiner Premierenrede 2024, die in weiten Teilen unkonkret gewesen war und viele für Mannheim wichtige Themen wie eine neue Stadtbibliothek oder die Sanierung des Nationaltheaters ausgespart hatte, legte der Oberbürgermeister diesmal eine 180-Grad-Wende hin. Kaum ein großes Thema der vergangenen zwölf Monate ließ Specht am Montag aus.

Und der Oberbürgermeister sprach die wichtigen Themen nicht nur an, er redete Tacheles. Specht erklärte – etwa eine mögliche Neuverschuldung. Er rechtfertigte – etwa beim geplanten neuen Umspannwerk. Und er forderte – wie beim Stadthaus in N 1 und beim Nationaltheater. Und der OB gab Perspektiven – in der Stadion-Frage, der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft oder für den Alten Meßplatz.

Specht war bemüht, Zuversicht zu versprühen – trotz aller Krisen, wirtschaftlicher Probleme und Abstriche bei Projekten. Mit Abstrichen ist ihm das gelungen. Aber was soll ein Stadtoberhaupt auch anderes tun? Denn nur zu lamentieren, geht nicht.