Mannheim

Wurden die Kinder in der Krise zu oft vergessen?

Von 
Stefanie Ball
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Rüdiger Maas ist Psychologe und leitet das Institut für Generationenforschung. © Maas

Mannheim. Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene haben viele Monate auf viel verzichtet. Um die Alten vor dem Coronavirus zu schützen. Stehen die deshalb in der Schuld der Jungen? „Es steht keiner für den anderen in der Schuld, es haben alle das gemacht, was nötig war, um die Pandemie zu bekämpfen“, sagt der Generationenforscher Rüdiger Maas in einer neuen Folge des Podcast „Leben in Zeiten von Corona“.

Gleichwohl kritisiert der Diplom-Psychologe und Leiter des Instituts für Generationenforschung, dass bei vielen Maßnahmen der Pandemiebekämpfung Kinder und Jugendliche nicht berücksichtigt worden seien. So sei es zwar richtig, dass jeder, der jetzt geimpft sei, wieder mehr Freiheiten erhalte. „Bei der Debatte wird aber vergessen, dass Kinder und Jugendliche gar keine Chance haben, sich impfen zu lassen. Hier werden ganze Generationen ausgespart.“

Der Impfstoff von Biontech/Pfizer ist bislang der einzige, der an Jugendliche ab 16 Jahren verimpft werden darf; bei den 12- bis 15-Jährigen prüft die europäische Arzneibehörde EMA gerade die Zulassung. Für noch jüngere Kinder wird es aber wohl erst im nächsten Jahr einen Impfstoff geben.

Maas betont auch, dass Kinder die Zeit viel intensiver wahrnehmen. „Objektiv betrachtet dauert die Pandemie jetzt ein Jahr an, für Kinder und Jugendliche fühlt sich das aber viel länger an.“ Es wäre deshalb wichtig gewesen, Konzepte zu entwickeln, die ihnen ein Stück weit Normalität ermöglicht hätten. Das sei nicht passiert. „Natürlich können die Jugendlichen mal auf eine Party verzichten, aber die haben ja nur verzichtet.“

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